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  Rainer Hagenlocher (vorne links) und Uwe Luckscheiter (vorne rechts) haben den Weltrekord im 24-Stunden-Kegeln mit Unterstützung zahlreicher Helfer vorzeitig geknackt.
Von Torsten Schöll
Stuttgart - Genau um halb vier rollte am Dienstagnachmittag die erste Kugel über die frisch renovierten Vereinsbahnen der Sportvereinigung Feuerbach. 24 Stunden hatten die beiden Freizeitkegler Uwe Luckscheiter und Rainer Hagenlocher Zeit, um im Tandem mindestens 26 917 Punkte zu erkegeln. Ziel war es, einen 30 Jahre alten Weltrekord zweier kroatischer Kegler zu knacken.
Mit der ersten Kugel, die Luckscheiter auf die Bahn brachte, fielen sieben der neun Kegel. Den vorgegebenen Regeln zufolge mussten die beiden Mitglieder der Sportvg Feuerbach bis Mittwochnachmittag, 15.30 Uhr, immer abwechselnd 25 Kugeln „in die Vollen“ spielen, also immer auf alle neun Kegel.
Für den Erfolg hatten der 60-jährige Luckscheiter und der 58-jährige Hagenlocher seit Wochen mehrmals pro Woche trainiert. Von Haus aus sind die beiden Sportler aus Freiberg am Neckar und Ditzingen Leichtathleten. Als Zehnkämpfer seien sie trotz ihres Alters, wie sie selbst vor dem Start betont haben, „ziemlich fit“.
Gute Voraussetzungen also für einen 24-Stunden-Weltrekord im Zwei-Mann-Kegeln. Um ihr Ziel zu erreichen, hatten die beiden Freizeitkegler einen detaillierten Fahrplan ausgearbeitet, der ihnen Stunde für Stunde angezeigt hat, ob sie auf Rekordkurs liegen – oder aber ins Hintertreffen geraten.
Bei ihren stündlichen Leistungsvorgaben hatten Luckscheiter und Hagenlocher vorausgesehen, dass sie im Laufe des Wettkampfs nach und nach schwächer werden würden. Tatsächlich steigerten sie aber am Dienstag nach Startschuss zunächst ihre Stundenmarken. „Da haben wir wesentlich mehr Punkte erzielt, als wir gedacht hatten“, erklärte Luckscheiter noch am Mittwochmorgen, während der Rekordversuch lief. Statt 5,2 Kegel pro Kugel, die sie in den vergangenen Wochen in den Trainingsdurchläufen durchschnittlich erzielt hatten, warfen sie zu dieser Zeit im Durchschnitt mit jeder Kugel rund 5,5 Kegel um.
Am frühen Mittwoch machten sich dann die ersten Verschleißerscheinungen bemerkbar. Nachdem die Kegler die Nacht durchgekegelt hatten, wurden sie deshalb ab Mittwochvormittag von einem Physiotherapeuten betreut. Während einer der Kegler an der Bahn stand, hatte der andere jeweils zwischen sechs und sieben Minuten Pause, um sich behandeln zu lassen oder etwas zu essen. „Lendenwirbel und Oberschenkel zwicken“, ließ Hagenlocher durchblicken.
Auch die Möglichkeit des Scheiterns hatten beide Sportler im Blick: Neben einem rein sportlichen Misserfolg hatte Luckscheiter vor dem Start Verletzungen und einen Stromausfall als zwei Szenarien beschrieben, die den Rekordversuch hätten zunichtemachen können.
Alles drei blieb zum Glück aus. Bereits gegen 13.15 Uhr war die alte Rekordmarke mit einem „Neuner“ geknackt. Nach kurzer Pause, bei der sich die Kegler zum ersten Mal ausgiebig feiern ließen, spielten sie weiter, um den Weltrekord in die Höhe zu schrauben. Am Ende erzielten Hagenlocher und Luckscheiter, der am Mittwoch zudem seinen 60. Geburtstag feierte, 29 317 Punkte und überboten damit den alten Rekord um eindrucksvolle 2401 „Holz“.
„Wir mussten wirklich kämpfen, um in diesen Bereich zu kommen“, sagte Uwe Luckscheiter, als es geschafft war. Danach hatten die beiden Weltrekord-Sportler nur noch eines im Sinn: endlich schlafen.