5 statt 52: alles zur VVS-Tarifreform

Von Montag an gilt das neue Tarifsystem - In Stuttgart gibt es nur noch eine Zone

Stuttgart Mit dergroßen Tarifreform, die am Montag, 1. April, in Kraft tritt, beginnt im Nahverkehr in und um Stuttgart eine neue Zeitrechnung. Es ist kein Zufall, dass zum gleichen Termin die Dieselfahrverbote auf Stuttgarter Autos ausgedehnt werden. Mit dem neuen System sollenmehr Autofahrer zum Umsteigenmotiviert werden. Wir klären die wichtigsten Fragen. Was ist neu am VVS-Tarif?

Bisher war dasTarifzonensystem ringförmigaufgebaut, das in den Kreisen noch in einzelne Sektoren unterteilt wurde. So entstanden 52 Tarifzonen, die fächerförmig nach außen gingen und durchnummeriert wurden. Das klingt kompliziert – und das war es auch. Jetzt bestehen nur noch fünf Ringe. Der Tarif wird dadurch einfacher und übersichtlicher. Viele Verbindungen erstrecken sich über weniger Zonen und werden deshalb preiswerter. Zudem haben die einzelnen Zonen einen größeren ­Geltungsbereich, man kann also weiter fahren. Was bedeutet das für Stuttgart?In Stuttgart gibt es nur noch eine Tarifzone. Aus den Zonen 10 und 20 wird die neue Zone 1. Damit gilt in Stuttgart neben dem weiter bestehenden Kurzstrecken­ticket (1,40 Euro für drei Haltestellen) nur noch ein Fahrpreis (Einzelticket für eine Zone: 2,50 Euro). Von der Zusammenlegung profitieren Kunden mit Start oder Ziel Stuttgart oder wenn sie durch Stuttgart fahren, weil sie eine Zone sparen. Was bedeutet das in den Kreisen?Dort gibt es – je nach Entfernung von Stuttgart – die kreisförmigen Ringzonen 2, 3, 4 und 5. Die bisherigen 60er- und 70er-Zonen sind zusammengefasst. Das verbilligt viele Tangentialverbindungen. Wie wirkt sich das finanziell aus?Auf einzelnen Verbindungen gibt es nach Angaben des VVS Ersparnisse von bis zu 30 Prozent. Bei einzelnen Abos könne dies bis zu 500 Euro pro Jahr ausmachen. Die geringere Zahl von Zonen gilt für alle Ticketarten (außer Kurzstrecke und Netztickets). Wie viel wird gespart? Wer bisher in Stuttgart von Zuffenhausen in die Innenstadt gefahren ist, musste für zwei Zonen (10 und 20) bezahlen. Künftig ist nur noch der Preis für eine Zone (Zone 1) zu entrichten. Das Einzelticket kostet 2,50 Euro statt 2,90 Euro, das Jahresticket pro Monat 56,33 Euro statt 72,08 Euro, das Monatsticket 67,60 Euro statt 86,50 Euro. Auch Pendler von außen in die Stuttgarter Innenstadt sparen eine Tarifzone. Von Ludwigsburg, Waiblingen oder Esslingen nach Stuttgart sind es nur noch zwei Zonen. Der Preis für das Einzelticket beträgt 2,90 Euro statt 4,20 Euro. Wer profitiert nicht vom neuen Tarif?Wer nur eine Zone nutzt, fährt künftig nicht günstiger. Er kann aber weitere Strecken fahren. Auch andere Verbindungen werden nicht preiswerter, beispielsweise Waiblingen–Schorndorf (wie bisher drei Zonen zu 4,20 Euro), Plochingen–Esslingen (zwei Zonen zu 2,90 Euro), Kirchheim/Neckar–Ludwigsburg (vier Zonen zu 5,30 Euro), Backnang–Fellbach (drei Zonen zu 4,20 Euro) und Deckenpfronn–Sindelfingen (drei Zonen zu 4,20 Euro). Durch den neuen Tarif verteuert sich aber keine Strecke. Und durch den Verzicht auf eine Fahrpreiserhöhung 2019 zahle kein Nutzer mehr als 2018, so der VVS.Was ist mit Netz-Tickets?Wer ein netzweit gültiges Ticket besitzt, fährt zum gleichen Preis wie bisher. Darunter fallen beispielsweise das Studi-Ticket, das Scool-Abo und das Senioren-Abo. Was ist mit dem Tagesticket?Auch beim Tagesticket gibt es zum 1. April Neuerungen, die es preiswerter machen. Oft kostet das Tagesticket so viel oder wenig mehr als Hin- und Rückfahrt, bei jeder weiteren Fahrt lohnt es sich. Das Tagesticket gibt es für Einzelpersonen oder für Gruppen bis zu fünf Personen. Beispiel: Bei Fahrten in einer Zone, also beispielsweise für ganz Stuttgart, kostet das Tagesticket für eine Person 5,20 Euro und für Gruppen 10,40 Euro beim Kauf an Automaten, Verkaufsstellen und im Bus. Wenn man es über die App von VVS, SSB oder DB erwirbt, ist es 20 Cent billiger. Warum gibt es noch Zonen 6, 7 und 8?Diese drei Ringzonen sind für Verbindungen in benachbarte Landkreise: nach Nagold und Altensteig (Kreis Calw), nach Grafenberg und Donnstetten (Kreis Reutlingen), nach Geislingen (Kreis Göppingen), nach Mainhardt (Kreis Schwäbisch Hall), nach Wüstenrot und Beilstein (Kreis Heilbronn). Auch diese Fahrgäste können von der neuen Zoneneinteilung profitieren. Der VVS umfasst das Gebiet von Stuttgart und den vier Nachbarkreisen Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr. 2021 kommt der Kreis Göppingen dazu. Wer bezahlt das?Da durch die Tarifreform viele Fahrscheine günstiger werden, nehmen die Verkehrsunternehmen S-Bahn, SSB und Busfirmen beim Verkauf weniger Geld ein. Diese Mindereinnahmen werden durch die öffentliche Hand ausgeglichen. Die Stadt Stuttgart und die vier Kreise sind bereit, dafür 42,1 Millionen Euro jährlich auszugeben. Dafür gibt ihnen das Land sechs Jahre lang einen Zuschuss, der im Lauf der Zeit abgeschmolzen wird. Er beträgt insgesamt 42 Millionen Euro. Bei diesem Konzept wird davon ausgegangen, dass wegen der günstigeren Tarife mehr Menschen mit dem öffentlichen Nahverkehr fahren. Sollte der Mehrverkehr stärker ausfallen als kalkuliert, kann sich der Ausgleichsbetrag der öffentlichen Hand reduzieren. Was ist mit Tickets, die früher gekauft wurden – beispielsweise Monatstickets, die über den 1. April gelten?Laut VVS gilt grundsätzlich: Alle Tickets, die vor dem 1. April 2019 gekauft wurden, gelten bis zum üblichen Gültigkeitsende weiter. Sollten der Preis für die Verbindung günstiger werden, wird der Differenzbetrag ausbezahlt. Auch alle 4er-Tickets und Tagestickets gelten weiter: Wer sein bereits gekauftes Ticket nicht mehr nutzt, weil es ein günstigeres Angebot gibt, erhält ebenfalls den Preis zurück. Das gilt aber nicht für „angebrochene“ 4er-Tickets. Was muss man tun, um eine Erstattung zu erhalten?Dafür gibt es ein spezielles Erstattungsformular, das in den Verkaufsstellen erhältlich ist und auf der VVS-Homepage heruntergeladen und ausgedruckt werden kann. Die Abgabe dieses Erstattungsformulars muss bis spätestens 31. Mai 2019 erfolgt sein. ­Detaillierte Hinweise und die Antworten auf wichtige Fragen gibt es im Internet unter www.vvs.de/einfachmachen.