800 000 Besucher am Wochenende

Veranstalterin, Wirte und Schausteller sind zufrieden mit dem Auftakt des Wasenrummels. Einen Schreck am Morgen gab es im Dinkelacker-Zelt: Eine Fritteuse war in Brand geraten.

800 000 Besucher am Wochenende

Blick auf den Cannstatter Wasen am Sonntagnachmittag.

Von Frank Rothfuss

Stuttgart - Wer kennt das nicht? Der erste Blick nach dem Aufwachen fällt aufs Handy, auf die Wetter-App. Wir Normalbürger sammeln Infos, wie man sich anziehen solle, oder schlicht Gesprächsstoff für eine Plauderei im Büro. Bei den Schaustellern und Wirten auf dem Cannstatter Wasen geht es dabei um die Geschäftsgrundlage, da sind die Wettervorhersagen auch Konjunkturvorsagen. Die Sonne muss nicht zwingend scheinen, aber Regen ist ganz böse fürs Geschäft.

Insofern erwies sich an diesem Wochenende Petrus als wichtigster Mitarbeiter des Wasenrummels. Pünktlich zur Eröffnung hatte er ein Einsehen, beendete das Sauwetter der letzten Tage. Und übers Wochenende ließ sich sogar hin und wieder die Sonne blicken. Ein Goldener Herbst war das zwar nicht, aber für einen Bummel über den Wasen reichte es, und im Zelt ist es ohnehin trocken. Also von oben.

So freuten sich die 300 Betriebe und die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart über einen gelungenen Auftakt des 178. Cannstatter Volksfestes. Von Freitag bis Sonntag kamen insgesamt 800 000 Menschen auf den Wasen. Tatsächlich gezählt, nicht geschätzt. Der Platz wird ja von Kameras beobachtet, insofern weiß man genau, wie viele Gäste da sind. 90 000 Menschen passen beim Volksfest maximal auf den Wasen, doch ein steter Zustrom sorgt dafür, dass man vor allem an den Wochenenden einen halbe Million Besucher pro Tag hat. Da schlägt man den Platz fünfmal um. 40 000 Plätze gibt es in den Zelten, an einem Samstag etwa wird da zweimal durchgewechselt, macht also 80 000 Besucher. Der große Rest der Besucher bewegt sich zwischen den Karussells und Imbissen.

800 000 Menschen also, das sind nur 50 000 weniger als im Vorjahr. Zur Erinnerung, da verzeichnete man am Ende mit 4,6 Millionen Besuchern den besten Besuch seit man ernsthaft zählt. Im letzten Jahrhundert hat man zwar mit Zahlen von mehr als sechs Millionen Menschen operiert, doch da hatte das Marktamt versucht, mit dem Oktoberfest mitzuhalten – und die Zahlen mit viel Fantasie geschätzt.

Man ist also auf einem guten Kurs. So sagt Marcus Christen, Abteilungsleiter von der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft: „Ich freue mich über einen gelungenen Start des Volksfestes, bei dem die Traditionen mit Fassanstich und Umzug direkt erlebbar wurden. Besonders erfreut es uns zu sehen, wie das Fest in der breiten Bevölkerung angenommen wird.“

Das bestätigt auch Schaustellervertreter Mark Roschmann. „Der Freitag ist das Warm-Up, da geht es ruhig los.“ Aber am Samstag und insbesondere am Sonntag habe sich gezeigt, dass die Menschen gerne aufs Volksfest kommen. „Das passt, der Platz ist voll, die Fahrgeschäfte sind voll.“ Die Zelte sind es am Freitag und Samstag ohnehin, „grandios“ sei es gewesen, sagt gar Hofbräu-Wirt Marcel Benz. Selbst am Sonntagmittag habe es kaum freie Plätze gegeben. Gegen Abend hin dünnte es aus; man muss ja schaffen am Montag.

Mit einem Schreck begann das Volksfest am Samstagvormittag für die Gäste und die Belegschaft des Dinkelacker-Zeltes. Eine Fritteuse hatte zu brennen begonnen, die Feuerwehr musste kommen, sie brachte die Fritteuse aus dem Zelt und erstickte den Brand mit Decken. Denn einen Durst kann man mit Bier löschen, aber niemals brennendes Öl mit Flüssigkeit. Der Einsatz an sich war nicht kompliziert, doch am Einlass mussten die Gäste natürlich warten, bis der Einsatz vorbei war. Und weil das Küchenteam auch eineinhalb Stunden aus der Küche raus war, dauerte das Warten auf Speisen hernach etwas länger als gewohnt. Ansonsten verzeichnete die Polizei „keine besonderen Vorkommnisse“. Also nichts über das übliche Maß eines Festes mit 800 000 Menschen hinaus, bei dem der eine oder andere mehr trinkt als er verträgt.

Bleibt die Frage aller Fragen. Wie wird das Wetter? Wenn die Apps nicht lügen, dann bleibt es trocken und wird milder.