Abfallentsorgung anfällig für Brände

Bei der Firma Alba hat es dieses Jahr schon an mehreren Standorten gebrannt – Auch andere Müllverwerter sind betroffen

Bei Schief in Winnenden brannte es am Montag und bei Alba nicht nur im Mai in Waiblingen, sondern im ersten Halbjahr 2018 auch an anderen Standorten im Bundesgebiet. Andere Abfallentsorgungs- und -verarbeitungsfirmen wie Veolia waren heuer ebenso von Feuern betroffen. Es scheint, die Branche ist besonders anfällig für Brände.

Abfallentsorgung anfällig für Brände

Ein Feuerwehrmann beim Brandlöscheinsatz bei Alba im Waiblinger Eisental am 9. Mai. Noch ist die Brandursache unklar, und auch der Wiederaufbau des Betriebs hat noch nicht begonnen. Archivfoto: Büttner

Von Nils Graefe

WAIBLINGEN/WINNENDEN. „Tatsächlich haben wir aufgrund der großen Hitze in diesem Jahr mehr Brände an unseren Standorten verzeichnen müssen als in den Jahren zuvor. Dies ist ein branchenweites Problem und betrifft nicht nur Alba im Speziellen“, erläutert Susanne Jagenburg, Pressesprecherin der Alba Group mit Sitz in Berlin.

Aufgrund der Zusammensetzung der Abfälle könne es zu Verpuffungen und Selbstentzündungen kommen, die sich durch die wetterbedingten hohen Außentemperaturen zu einem Brand entwickeln können. Die Brandursachen der Feuer von 2018, inklusive jenes im Waiblinger Eisental vom 9. Mai, stünden jedoch zum aktuellen Zeitpunkt leider immer noch nicht fest. „Hier müssen wir auf den Abschluss der Untersuchungen warten.“

Zusätzliche

Kontrollgänge

Albas Brandschutzvorkehrungen seien umfassend, „und wir führen aufgrund der anhaltenden Hitze zusätzliche Kontrollgänge durch, um weitere Brände zu verhindern. Zusätzlich achten wir auf die Freihaltung von Brandgassen und Zufahrtswegen sowie Hydranten, um ein bereits entstandenes Feuer so schnell wie möglich unter Kontrolle bringen zu können“, sagt Susanne Jagenburg.

Bei Schief in Winnenden ist die Brandursache für das Feuer in einem Papiercontainer Anfang der Woche ebenfalls weiter unklar. „Das kann eine Glasscherbe gewesen sein, die bei der Hitze wie ein Brennglas wirkt und das Papier entflammt“, sagte der Leiter der Aktenvernichtung, Ralf Porges, dieser Zeitung. Porges sieht die Firma Schief gut gerüstet für die Erstbrandbekämpfung durch den Kauf eines firmeneigenen Löschfahrzeugs. Zwölf Beschäftigte sind mit dem Umgang damit geschult und konnten am Montag durch schnelles Eingreifen ein Übergreifen der Flammen auf Gebäude oder weitere Materialien auf dem Firmengelände verhindern.

Im April 2017 hatte die Winnender Feuerwehr zudem ihre Hauptübung gemeinsam mit der Betriebslöschgruppe auf dem Firmengelände an der Max-Eyth-Straße durchgeführt. Aus gutem Grund, wie Hausherr Michael Schief damals betonte, schließlich handle es sich hier um einen Betrieb, „in dem sehr viel brennen könne: Altpapierballen, Papierschnitzel aus der Aktenvernichtung, Holz, Abfall“.

Eine Betriebslöschgruppe ist laut Kreisbrandmeister René Wauro keine Pflicht und nicht unbedingt immer notwendig, jene von Schief aber auf jeden Fall löblich. Im Baugenehmigungsverfahren würden Entsorgungsfirmen, die leicht brennbare Stoffe wie Abfälle lagern, jedoch eine ganze Reihe anderer besonderer Brandschutzvorgaben gemacht. Das beginne bei Rauchmeldern in überdachten Bereichen und gehe über spezielle Löschwasseranschlüsse bis hin zu Trennvorschriften bei der Lagerung bestimmter Abfallstoffe. „So sollte Glas natürlich nicht beim Papier rumliegen. Auch sollten Müllhaufen eine bestimmte Größe und Fläche nicht überschreiten und mit Feuerdämmwänden getrennt werden, um nur einige Beispiele zu nennen“, sagt Wauro. Die Entsorgungsunternehmen hielten diese Vorschriften seines Wissens jedoch allesamt ein, so sein Eindruck.

Hydranten, Sprinkler, Brandmeldeanlagen

Zum Beispiel gebe es bei Schief in Winnenden zusätzliche Hydranten. Bei Alba in Waiblingen eine sehr gut funktionierende Brandmeldeanlage mit direkter Verbindung zur Rettungsleitstelle. „Die erste Meldung bei dem Feuer im Mai kam über diese Anlage automatisch rein“, sagt Wauro. Zusätzlich waren bei Alba noch Wandhydranten angebracht sowie automatische Sprinkleranlagen in besonderen brandgefährdeten Bereichen. „Wir haben mit Alba auch eine sehr gute und regelmäßige Kooperation mit der Waiblinger Feuerwehr. Es fanden zum Beispiel gemeinsame Begehungen statt.“ Und bei der Tochterfirma Reisswolf gebe es zusätzliche Funkenlöschanlagen in der Papierschredderhalle. Das große Feuer vom Mai bei Alba konnte trotz alledem nicht verhindert werden.

Wer keine leicht entzündlichen Abfallstoffe lagert, sondern nur transportiert, wie zum Beispiel die Schäf Städtereinigung GmbH in Murrhardt, hat da weniger Probleme. „Wir lagern nur in Ausnahmefällen Abfälle auf unserem Betriebshof. Wir sind vor allem Logistiker und transportieren Abfälle nach Stuttgart ins Müllheizkraftwerk, das Altpapier zum Schief in Winnenden, die Bioabfälle nach Neuschöntal und die Grüne-Punkt-Abfälle zu Veolia nach Backnang“, sagt Schäf-Prokurist Roland March. Schwelbrände kämen aber tatsächlich auch immer wieder mal in Müllwagen vor. Das liege jedoch vor allem an noch glühenden Grillkohleresten oder Aschenbecherinhalten in den Mülltonnen. „Zum Glück wird der Müll in unseren Wagen ja verdichtet und die Schwelbrände können sich nicht sehr schnell ausbreiten.“ Einmal bemerkt, führen die Müllwerker an Stellen, wo sie den Müll ausschütten könnten. „Zum Ablöschen rufen wir dann halt die Feuerwehr dazu.“