Abschied mit Wehmut und feinem Humor

Nach 16 Jahren scheidet OB Frank Nopper aus dem Kreistag aus.

Abschied mit Wehmut und feinem Humor

Frank Nopper

SCHWAIKHEIM (inf). Der scheidende Backnanger OB Frank Nopper hat sich gestern in Schwaikheim nach 16-jähriger Zugehörigkeit aus dem Kreistag verabschiedet – „mit großer Wehmut“, wie er sagte. Seine Rede verpackte er gleichwohl in eine gehörige Portion Humor.

Er werde vieles schmerzlich vermissen, sagte er, etwa die konspirativen Treffen der Rems-Murr-OBs mit dem Ziel, den Landrat in die Schranken zu weisen und die Kreisumlage auf die geringstmögliche Höhe zu bringen. Da es in Stuttgart als Stadtkreis keine Kreisumlage gibt, werde er diese Frage künftig im Selbstgespräch klären müssen. Vermissen werde er auch die Einteilung der Welt in Murr- und Rems-Bereich und damit in Gut und Böse, jedenfalls „in Zeiten des Kalten Krieges“, als es ums Krankenhaus ging.

Aber unter der Ägide von Landrat Richard Sigel sei die Bildung des Rems-Murr-Kreises so etwas wie eine Liebe auf den zweiten Blick geworden – und die sei bekanntlich sowieso die nachhaltigere und dauerhaftere.

Nopper erinnerte daran, wie das BK-Kennzeichen seinerzeit gegen den erbitterten Widerstand des damaligen Landrats durchgesetzt wurde. Das Nummernschild gehöre für ihn aber zu den schönsten Nebensachen der Welt – ein „wunderbarer Farbtupfer Identität und Heimatverbundenheit“.

Vermissen werde er auch die Kreistagsfamilie, „die mich über die Jahre hinweg mit Großmut ertragen und erduldet hat“, sie sei ihm ans Herz gewachsen. In der Schwaikheimer Gemeindehalle habe er am 14. Juli 2008, dem Jahrestag des Sturms auf die Pariser Bastille, die schwerste Niederlage in seinem bisherigen politischen Leben erlebt. Doch schon damals habe er gesagt: „Wir müssen jetzt das Beste für unseren Backnanger Raum und für den Rems-Murr-Kreis daraus machen.“ Spätestens seit diesem Zeitpunkt wisse er: Demokratie könne furchtbar wehtun, aber als guter Demokrat müsse man die Mehrheitsentscheidung respektieren und den Blick konstruktiv nach vorne richten – selbst wenn man, wie in diesem Fall, vom Inhalt der Beschlussfassung bis heute nicht restlos überzeugt ist.

Voraussichtlich ab Anfang Februar werde er in seine Geburts- und Heimatstadt Stuttgart und damit an den Neckar zurückkehren – „im Wissen und im Bewusstsein, dass die Neckarzuflüsse Murr und Rems einen ganz wichtigen Beitrag dazu leisten, den Neckar noch stärker zu machen“.

Backnang habe immer die ganz besondere Zuwendung des Rems-Murr-Kreises verdient, mahnte er. Kreispolitik sei auch eine Sache des Herzens: „Deswegen ist und bleibt Backnang – der geschätzte Kollege Andreas Hesky sieht mir es dieses eine allerletzte Mal hoffentlich nach – aus meiner Sicht die immerwährende Kreishauptstadt der Herzen.“ Er fühle sich im Übrigen dem Rems-Murr-Kreis und vor allem Backnang so eng verbunden, „dass dies hoffentlich bei Stuttgart und den Rems-Murr-Kreis betreffenden grenzüberschreitenden Fragen keine Befangenheit im Sinne der Gemeindeordnung auslöst“. Im Falle von Entzugserscheinungen in Sachen Rems-Murr-Kreistag bat er, ihm Gastrecht einzuräumen, und versicherte: „Ein Verbündeter des Herzens im Stuttgarter Rathaus ist Ihnen stets sicher.“

Davor hatte Landrat Sigel den künftigen Stuttgarter OB mit den Worten gewürdigt: „Er hat Backnang zur Marke gemacht. Frank Nopper ist eine Marke. Seine markigen Worte werden uns fehlen.“ Als Geschenk erhält Nopper eine Bildmontage, die ihn und den Landrat auf dem Fahrrad zeigt – Nopper natürlich vorne.

Als Nachrücker für Nopper wurde in der Sitzung der Backnanger Gerhard Ketterer nach anderthalbjähriger Kreistagspause verpflichtet.