Abschied vom Feenstaub

Leonie Treml aus Murrhardt sieht dem Ende ihrer Amtszeit als Schwäbische Waldfee entgegen – Wertvolle Erfahrungen gesammelt

Am 18. März wird in Murrhardt die neue Schwäbische Waldfee gewählt. Für die Amtsinhaberin Leonie Treml heißt es dann Abschied nehmen von grünen Kleidern, Feenstaub und Auftritten bei zahlreichen Festen in der Region. Die Studentin blickt dem mit lachendem und weinendem Auge entgegen.

Abschied vom Feenstaub

Am Tag des Schwäbischen Waldes hat Leonie Treml einen erneuten Ausflug zu den Mammutbäumen in Auenwald unternommen. Foto: T. Sellmaier

Von Lorena Greppo

MURRHARDT. „Langsam wird es ernst“, hat sich Leonie Treml gedacht, als sie den Aufruf zur diesjährigen Waldfee-Wahl gesehen hat. So schnell ist ein Jahr vergangen, die Amtszeit nähert sich dem Ende. Für sie sei es ein komisches Gefühl – einerseits weiß die 24-Jährige, dass sie ihre Freizeit nun wieder selbst gestalten kann. Andererseits „wird mir auch was fehlen“. 55 Termine als Schwäbische Waldfee hat Treml bis dato absolviert, im Rahmen ihrer Tätigkeit ist sie in der Region viel herumgekommen. Ein Highlight war für sie beispielsweise die inklusive Veranstaltung „Ebnisee für alle“. „Zu meinem Studium der sozialen Arbeit hat das gut gepasst“, erklärt sie. Vor allem aber die Vielfalt der Veranstaltungen hat die Murrhardterin beeindruckt. „Ich war auf so vielen kleinen Festen, die ich sonst wahrscheinlich nie besucht hätte. Es sind die Kleinigkeiten, die bleiben.“

So ein Leben als Waldfee hat aber auch Tücken – allem voran eben jener straffe Zeitplan. „Man muss sich neu organisieren“, räumt Leonie Treml ein. „Aber es ist machbar.“ Die Studentin hat es sich aufgeteilt – mal hat sie jemanden aus ihrem Umfeld zu den Veranstaltungen mitgenommen, bei gut der Hälfte der Events sei sie aber allein gewesen. „Dann kann ich mehr Aufmerksamkeit darauf richten, Fee zu sein, und ich bin unabhängiger.“ Bei ausgewählten Terminen hat die siebte Schwäbische Waldfee Unterstützung von ihren Vorgängerinnen bekommen. Die Markenbotschafterinnen des Schwäbischen Waldes bilden eine enge Gemeinschaft. „Anfangs habe ich gedacht: Da pass ich niemals dazu!“, verrät Treml. Doch die Feen hätten sie herzlich aufgenommen und ohne viel Aufsehen in ihre Gruppe integriert. „Wir treffen uns auch manchmal privat – fernab von grünen Kleider“, erzählt die 24-Jährige lachend. In einer Waldfee-WhatsApp-Gruppe verabrede man sich dann.

Auch dem Landrat begegnet die Waldfee auf Augenhöhe

Von den anderen Feen habe sie auch ein paar praktische Tipps bekommen – etwa als es um die Frage ging, ob man diverse Würdenträger siezen oder duzen soll. Eine Fee zu sein, das sei auch ein Lernprozess. An das öffentliche Auftreten musste sich Leonie Treml erst gewöhnen. Ihr erster Auftritt sei auch noch „auf fremdem Boden“ am Breitenauer See gewesen, wo die Leute nicht ganz so viel mit der Waldfee anzufangen wissen wie hier. Das war eine Herausforderung. „Nach vier Auftritten hab ich’s gehabt“, erzählt die Murrhardterin lachend. Besonders begeistert hat sie ihre Wirkung auf Kinder. „Bei meiner Amtseinsetzung habe ich das erste Mal gemerkt, was es bedeutet, eine Fee zu sein. Für Zwei- bis Fünfjährige ist das echt, das hat mich berührt. Da habe ich auch die Tragweite meines Amts begriffen.“

Als Waldfee lernt man viele neue Leute kennen, weiß Treml, und auch den Umgang etwa mit Würdenträgern. „Der Landrat ist auch nur ein Mensch, man begegnet sich auf Augenhöhe“, berichtet sie. Mit vielen Bürgermeistern habe sie ein gutes, freundschaftliches Verhältnis. Die Markenbotschafterin des Schwäbischen Waldes müsse offen sein, nicht leicht zu verschrecken. Gerade ihre entwaffnende Offenheit war es, die im vergangenen Frühjahr die Jury bei der Wahl zur Waldfee überzeugt hatte. Dass sie ganz ungeschönt von einem missglückten Ausflug zu den Mammutbäumen in Auenwald berichtete, bei dem sie die besagten Bäume nicht finden konnte, hatte der Murrhardterin viele Sympathien verschafft. Passenderweise hat sie diesen Ausflug übrigens am Tag des Schwäbischen Waldes wiederholt, erzählt die 24-Jährige – dieses Mal mit Erfolg. Aber auch darüber hinaus weiß Leonie Treml, welche Ansprüche an ihre Nachfolgerin gestellt werden: „Man braucht Freude an Begegnungen und ein gewissen Selbstbewusstsein.“ Und eine weitere Erkenntnis kann sie weitergeben: „Man schlüpft nicht in eine Rolle, sondern bleibt auch als Waldfee man selbst.“ Ihre Nachfolgerin sollte Lust auf Menschen, Natur und Wald haben und sich in der Region auch etwas auskennen.

Im Mai soll die Bachelorarbeit fertig geschrieben sein

Die Waldfee sei nicht nur Markenbotschafterin für den Tourismus, sondern auch für die Natur. „Man kann Leute nur herlocken, wenn es auch künftig so schön bleibt“, weiß sie. Wer sich so viel in den Wäldern aufhalte wie sie, erkenne auch, wie empfindlich dieses Ökosystem ist. Umso mehr ärgert es sie, wenn Leute ihren Müll nicht mitnehmen oder unachtsam mit Feuer sind. Dass sie in ihrer Amtszeit oft Pech mit dem Wetter hatte, nimmt Leonie Treml mit Humor: „Für die Bäume war das gut, deswegen darf ich mich da gar nicht beschweren.“

Was kommt auf die Murrhardterin zu, wenn die neue Fee gewählt ist? Vor etwas mehr als einer Woche hat Leonie Treml angefangen, ihre Bachelorarbeit zu schreiben. „Die nächsten drei Monate werden also knackig“, weiß sie. Im Anschluss daran wartet auf sie der Abschluss – in doppelter Hinsicht. Am 1. Mai wird nämlich auf dem Kinder-Natur-Erlebnisfest in Auenwald ihre Nachfolgerin inthronisiert. Beruflich hat Leonie Treml schon klare Vorstellungen, was auf das Studium folgt: „Ich möchte im allgemeinen sozialen Dienst arbeiten und strecke meine Fühler nach Jobs aus.“ Wohin es sie zieht, weiß sie noch nicht zu sagen. Der Rems-Murr-Kreis sei aber auf jeden Fall eine Option.

Privat hat sich Leonie Treml vorgenommen, „die Feste nicht zu vergessen, sondern künftig privat hinzugehen, nicht als Fee“. Und ganz muss sie dem grünen Kleid ja nicht Ade sagen, schließlich wird auch sie der neuen Waldfee mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ihr letzter Termin vor der Amtsübergabe wird übrigens wieder am Breitenauer See sein. So schließt sich für die junge Murrhardterin der Kreis.