Allgäu: Mehr als 2000 Einwände gegen umstrittene „Bergwelt“

dpa Sonthofen. Im Allgäu will eine Investorenfamilie ein in die Jahre gekommenes Skigebiet erneuern - und die Seilbahnen für den ganzjährigen Betrieb ausbauen. Doch Kritiker laufen Sturm gegen das Projekt. Eine Flut an Einwänden soll dabei nicht der letzte Schritt gewesen sein.

Allgäu: Mehr als 2000 Einwände gegen umstrittene „Bergwelt“

Gegner des Seilbahnprojekts am Grünten im Allgäu bilden eine Menschenkette. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Archivbild

Gegen die umstrittenen Pläne für eine „Bergwelt“ mit neuen Liften und Beschneiungsanlagen am Grünten im Allgäu liegen mehr als 2000 Einwände aus der Bevölkerung vor. „Es sind insgesamt 2047 Einwände der Öffentlichkeit eingegangen, davon 1625 standardisierte Einwände“, sagte ein Sprecher des Landratsamts Oberallgäu in Sonthofen. Bei den vereinheitlichten Zusendungen handle es sich um Postkarten einer Bürgerinitiative, die sich gegen die Pläne einer regionalen Investorenfamilie am Berg ausspricht.

Die Auswertung der Einwände werde nun „eine geraume Zeit in Anspruch nehmen“, sagte der Behördensprecher. Parallel laufe derzeit die Beteiligung von Behörden und Verbänden zu dem Projekt. Wann in Sonthofen über die „Bergwelt“ am Grünten entschieden wird, lasse sich bislang nicht sagen, betonte der Sprecher. „Die Auswertung kann ergeben, dass die Antragsunterlagen geändert oder ergänzt werden müssen.“ Dann müsse der Investor die Möglichkeit dazu bekommen, woraufhin wieder die Öffentlichkeit beteiligt werden müsste.

Die Pläne für die „Bergwelt“ am rund 1700 Meter hohen Grünten haben in der Region heftige Diskussionen ausgelöst. Naturschutzverbände und eine Bürgerinitiative befürchten, dass Ausbau und Erneuerung der Lifte am Berg unter anderem durch eine Zehner-Gondelbahn vor allem Tagestouristen in großer Zahl auf den Grünten bringen würden. Für den Bau würden mehr als 5,5 Hektar Fläche versiegelt und 3,3 Hektar Bergwald gerodet, teilte der Bund Naturschutz (BN) mit. „Damit stellt das Vorhaben eine Naturzerstörung von überregionaler Bedeutung dar.“ Der Verband prüfe deshalb, juristisch gegen das Projekt vorzugehen.

Auch der Deutsche Alpenverein (DAV) sieht die Pläne für den Grünten kritisch. Man lehne das Projekt zwar nicht grundsätzlich ab, allerdings müssten die Pläne geändert werden. „Für die Gondel soll eine neue Trasse angelegt werden, der Parkplatz, ein Parkhaus und die Talstation der Bahn sind an einem neuen Standort geplant“, sagte der Leiter des DAV-Ressorts für Naturschutz, Steffen Reich. „Das bedeutet unnötige Rodungen und Flächenversiegelungen - und das in einem Landschaftsschutzgebiet.“ Zudem sei eine Beschneiung des niedrig gelegenen Skigebiets „weder ökologisch noch ökonomisch vertretbar“.

In Rettenberg, wo der Ausbau erfolgen soll, hatte sich der Gemeinderat mehrheitlich für das Projekt ausgesprochen. Inzwischen haben sich sowohl eine Bürgerinitiative für als auch eine gegen die Pläne der Investorenfamilie formiert. Diese betreibt in der Nähe des Grünten am Alpsee bereits eine „Bergwelt“, zu der unter anderem ein Kletterwald und eine Sommerrodelbahn gehören.

2019 übernahm die Familie die Skilifte am Grünten, die seit 2017 stillstanden, und stellte ein Konzept zur Modernisierung mit Ganzjahresbetrieb vor. Zunächst wollten die Investoren im Zuge dessen auch am Grünten eine Art Sommerrodelbahn errichten. Von dieser Idee rückten die Planer nach massiver Kritik aber wieder ab.

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