Alpiner Wegebau mitten in der Stadt

Bauhof-Mitarbeiter machen den Fußweg am Burgberg wieder begehbar – Metallstufen werden in den Boden genagelt

Die umstrittenen Pläne für eine „Himmelsleiter“ vom Murrufer zum Backnanger Stiftshof sind vor einem Jahr in die Schublade gewandert. Statt eine neue Stahltreppe zu bauen, haben Bauhof-Mitarbeiter jetzt damit begonnen, den alten Fußweg wieder begehbar zu machen. Dabei nutzen sie eine Technik, die aus den Alpen stammt.

Alpiner Wegebau mitten in der Stadt

Knochenarbeit am Burgberg: Fadil Bajrami (rechts) und Joachim Walter vom städtischen Bauhof montieren die „Alpineisen“ im Gelände. Foto: A. Becher

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Fadil Bajrami hat einen schweißtreibenden Job: Mit einem schweren Vorschlaghammer schlägt der Bauhof-Mitarbeiter lange Eisenstangen in den Boden. Wie riesige Nägel verankern sie die Stufen für den neuen Fußweg im Untergrund des Burgbergs. Mit der Schaufel füllen er und sein Kollege Joachim Walter anschließend die Trittfläche mit Erde. Später kommt noch eine Schicht aus Schotter obendrauf, damit die Fußgänger, die den Weg nutzen, keine dreckigen Füße bekommen.

„Das ist alles Handarbeit, mit Maschinen geht in diesem steilen Hang gar nichts“, erklärt der stellvertretende Bauhof-Leiter Rafael Bidlingmaier. Vor einer Woche haben seine Mitarbeiter damit begonnen, den Pfad vom Murrufer zum Stiftshof wieder begehbar zu machen. Als Erstes wurden die alten Holzstufen entfernt. Sie waren im feuchten Gelände verfault, die hölzernen Geländer fielen mehrfach dem Vandalismus zum Opfer.

Vor zwei Jahren hat die Stadt den Weg deshalb aus Sicherheitsgründen gesperrt, was manche aber nicht davon abhielt, ihn weiterhin zu nutzen. Unbekannte hätten die Kabelbinder, die die Absperrung zusammenhielten, durchtrennt, berichtet Stadtbauamtsleiter Hans Bruss: „Einmal haben wir auch den ganzen Bauzaun in der Murr gefunden.“ Das ist nicht die feine Art, zeigt aber zugleich, dass die Backnanger auf diese Verbindung nicht gerne verzichten wollen.

Ursprünglich wollte die Verwaltung deshalb eine Himmelsleiter bauen, doch die Pläne für die neue Stahltreppe waren in Gemeinderat und Bevölkerung umstritten, nicht zuletzt wegen der hohen Kosten von geschätzten 400000 Euro. Schließlich machte OB Frank Nopper einen Rückzieher. Im Stadtbauamt suchte man daraufhin nach einer Möglichkeit, den bestehenden Weg wieder herzurichten. „Zunächst hatten wir an Betonstufen gedacht, aber dafür hätten wir Stützmauern gebraucht. Das war viel zu teuer“, erzählt Hans Bruss.

Montage gestaltet sich

schwieriger als gedacht

Bei seinen weiteren Recherchen wurde Bauhofleiter Roland Stampfl schließlich in Österreich fündig. Dort gibt es eine Firma, die sogenannte „Alpineisen“ anbietet. Die einen Meter breiten Metallstufen werden üblicherweise für Wanderwege im Gebirge verwendet. Genau das Richtige für den steilen Burgberg, zumal diese Lösung vergleichsweise günstig ist. Die Investitionskosten für den neuen Weg mit seinen 75 Stufen sind mit rund 35000 Euro überschaubar.

Die Montage, die laut Hersteller „einfach und in wenigen Minuten durchführbar“ sein soll, gestaltete sich in der Praxis allerdings doch etwas komplizierter. „Wir hatten ja keinerlei Erfahrung damit und mussten erst einmal schauen, wie man das am besten macht“, sagt Bidlingmaier. So zeigte sich etwa, dass die Stufen an den steilsten Stellen seitlich zu wenig Halt hatten. Deshalb bastelten die findigen Bauhof-Mitarbeiter aus alten Verkehrszeichen Seitenbleche, die sie an die Metallstufen schraubten. Auch die Geländer sind Marke Eigenbau, weil der Hersteller keine im Angebot hat.

Inzwischen geht den Bauhof-Mitarbeitern die Arbeit immer leichter von der Hand. Das Ziel, den Fußweg vor dem Straßenfest freizugeben, war allerdings zu ambitioniert. Jetzt rechnet Hans Bruss damit, dass er bis Mitte Juli fertig ist. Wer ihn nutzen will, sollte allerdings einigermaßen gut zu Fuß sein: „Das ist ein Naturweg, die Begehung erfolgt auf eigene Gefahr“, stellt der Bauamtsleiter klar. Im Winter werde auch nicht geräumt.

Im Rathaus hofft man nun, dass die Alpineisen länger halten als ihre hölzernen Vorgänger. Faulen können die Metallstufen jedenfalls nicht, allerdings ist der Hang in Bewegung. Es ist also nicht auszuschließen, dass sich die Stufen im Lauf der Zeit verschieben oder teilweise verschüttet werden. Bruss glaubt aber, dass der Weg bei regelmäßiger Pflege für viele Jahre begehbar sein wird. Falls die Himmelsleiter eines Tages doch noch gebaut werden sollte, wäre es aber auch kein Problem, die jetzt installierten Stufen wieder zu entfernen, versichert Bruss. „Wir verbauen uns nichts.“