Alte Karl-Euerle-Halle ist in wenigen Tagen Geschichte

Auf der Maubacher Höhe hat der Abriss der mehr als 50 Jahre alten Karl-Euerle-Halle begonnen. Bis Ende März wird das Baufeld für die neue Sporthalle freigeräumt. Ein Großteil des Baumaterials wird nicht entsorgt, sondern recycelt.

Alte Karl-Euerle-Halle ist in wenigen Tagen Geschichte

Auf die Tribüne hat es Kieselsteine vom Hallendach geregnet. Der Abrissbagger arbeitet sich zunächst bis zum Ende der Halle vor, anschließend ist der Kabinentrakt an der Reihe. Fotos: Alexander Becher

Von Kornelius Fritz

Backnang. Mario Hoffmann hat den Job, von dem kleine Jungs träumen. An den Steuerknüppeln seines 42-Tonnen-Baggers reißt er Betonwände und Dachträger ein, als wären sie aus Pappe. Obwohl der 30-jährige Mitarbeiter der Firma JMS aus Weinstadt diese Arbeit schon seit neun Jahren macht, fasziniert sie ihn noch immer: „Diese Kraft ist schon erstaunlich“, sagt der ausgebildete Baugeräteführer und ist davon überzeugt, dass er den besten Job hat, den es auf einer Baustelle gibt.

Wobei es sich um eine durchaus filigrane Tätigkeit handelt. „Man braucht dafür schon ein gewisses Talent“, erklärt sein Chef Stefan Treiber. Denn mit dem Einreißen der Wände ist es nicht getan. Zwischendurch greift sich Hoffmann mit dem Bagger immer wieder einen Metallträger und schiebt damit wie mit einem Besen das heruntergefallene Baumaterial zusammen. Zwei Kollegen mit Handbesen erledigen die Feinarbeit. Anschließend muss der Baggerfahrer die unterschiedlichen Materialien voneinander trennen: Rechts stapelt er die Betonblöcke, links türmt sich ein Berg mit Metallschrott. Dämmmaterial und Bitumen vom Dach landen in einem Container.

Beton der alten Halle wird zur Tragschicht für die neue

Offiziell hat der sogenannte Rückbau der 1971 eingeweihten Halle auf der Maubacher Höhe zwar schon im vergangenen November begonnen (wir berichteten), der eigentliche Abriss mit schwerem Gerät läuft aber erst seit Ende vergangener Woche. Seitdem geht es schnell: Nach vier Arbeitstagen ist die Halle schon zu zwei Dritteln abgebrochen. Bauleiter Thomas Schneller schätzt, dass sie bis Ende dieser Woche ganz verschwunden sein wird. Weitere zwei Wochen wird es dauern, um auch die Tribüne und den Kabinentrakt abzubrechen. Zuletzt werden schließlich noch Bodenplatte und Fundamente entfernt. Bis Ende März soll alles fertig sein und das Baufeld an den Generalunternehmer für den Bau der neuen Sporthalle übergeben werden.

Für die Firma JMS ist der Abriss der Karl-Euerle-Halle kein außergewöhnlicher Auftrag: „Wir brechen zurzeit viele alte Sporthallen ab“, berichtet Stefan Treiber. Selbst die bis zu 80 Zentimeter dicken Dachträger aus Stahlbeton stellen den Abrissbagger vor keine Probleme.

Die größere Herausforderung besteht darin, möglichst viel von dem Baumaterial wiederzuverwerten. Denn die Zeiten, in denen Gebäude einfach mit der Abrissbirne plattgemacht und die Überreste zur Deponie gebracht wurden, sind längst vorbei. „Die Entsorgung von gemischten Baustoffen ist heutzutage extrem teuer“, erklärt Andreas Stier, Leiter des Backnanger Hochbauamts. Deshalb waren seit November etwa zehn Personen damit beschäftigt, wiederverwertbares Material auszubauen und separat zu entsorgen. Laut Bauleiter Thomas Schneller wurden dabei unter anderem 40 Tonnen Holz und 20 Tonnen Gips aus der Halle geholt.

Problemstoffe müssen aufwendig entsorgt werden

Auch sogenannte Problemstoffe galt es zu beseitigen: Bei der Karl-Euerle-Halle waren das vor allem Dämmmaterial aus Mineralwolle sowie asbesthaltige Platten, die als krebserregend gelten. Diese wurden von JMS-Mitarbeitern mit Schutzanzügen und Atemmasken fachgerecht ausgebaut, in Säcke verpackt und entsorgt. Das sei bei Gebäuden aus den 1970er-Jahren aber nicht ungewöhnlich und bereits vor Beginn der Arbeiten bekannt gewesen, erklärt Hochbauamtsleiter Andreas Stier: „Überraschungen haben wir keine gefunden.“

Als vor einer Woche schließlich der Bagger anrückte, war von der Karl-Euerle-Halle nur noch die Betonhülle übrig. Doch auch davon lässt sich vieles wiederverwerten. In den kommenden Wochen wird ein sogenannter Betonbrecher auf der Baustelle aufgestellt, eine Maschine, die große Betontrümmer schreddert und den enthaltenen Stahl mit einem Magneten herausfischt. Übrig bleibt am Ende dann nur noch Schotter, der als Tragschicht für die neue Halle recycelt wird. So spare man gleich doppelt, erklärt Andreas Stier, nämlich sowohl bei den Transport- und Deponiekosten als auch beim Baumaterial für den Neubau.

Lärmbelastung für die Schulen hält sich in Grenzen

Geräuschlos geht so ein Abriss natürlich nicht über die Bühne, was in diesem Fall besonders heikel ist, weil sich die Baustelle direkt neben dem Max-Born-Gymnasium (MBG) und der Max-Eyth-Realschule befindet. Man habe deshalb darauf geachtet, dass die lärmintensiven Arbeiten nicht auf die Zeit der Abschlussprüfungen fallen, erklärt Andreas Stier. Stefan Treiber betont zudem, dass der eingesetzte Bagger nagelneu und wesentlich leiser als frühere Modelle sei. Tatsächlich will sich Christoph Nesper, stellvertretender Schulleiter am MBG, bis jetzt nicht beklagen: „Ein gewisser Lärmpegel ist da, aber man gewöhnt sich daran. Es ist nicht so schlimm wie befürchtet.“

Die Abrissarbeiten verfolgen

Wir dokumentieren die Abrissarbeiten auf der Maubacher Höhe mit einer Kamera. Diese wurde auf dem Dach des Max-Born-Gymnasiums installiert und ist so programmiert, dass sie in den Zeiten, wenn auf der Baustelle gearbeitet wird, pro Minute ein Foto macht. Zum Zeitraffervideo geht es über www.bkz.de/abriss