Alte Regionalzüge sind auf der Murrbahn unterwegs

Die teilweise über 40 Jahre alten Züge fahren bis zu viermal täglich ersatzweise auf der Strecke zwischen Stuttgart und Nürnberg (RE90).

Alte Regionalzüge sind auf der Murrbahn unterwegs

Das andere Design der Ersatzzüge könnte Unwissende verwirren. Fotos: Anja La Roche

Von Anja La Roche

Rems-Murr. Zugliebhaber und Nostalgiker können sich seit Sonntag besonders freuen, wenn sie mit der Zugverbindung RE90 fahren, die von Stuttgart über Schwäbisch-Hall-Hessental bis nach Nürnberg reicht. Denn auf dieser Strecke sowie auf den Strecken von Stuttgart bis Würzburg (RE8) und von Stuttgart bis Crailsheim (MEX13) fahren nun auch ältere Modelle, die zwar modernisiert sind, aber doch den alten Charme der Deutschen Bahn zurückbringen; vor allem die Baureihe 111 der Deutschen Bahn kommt zum Einsatz, die zwischen 1974 und 1984 produziert wurde. Hintergrund ist, dass die Betreibergesellschaft Go-Ahead BW ihre 66 elektrischen Triebzüge nach und nach umrüsten lassen muss, damit diese den Anforderungen für den neuen digitalen Knotenpunkt im Stuttgart-21-Bahnhof entsprechen. Ausgestattet werden sie mit der digitalen Sicherungstechnik European Train Control System (ETCS).

Die stattdessen eingesetzten alten Züge fallen auf, denn sie sind nicht im gewohnten gelb-weißen Design. Lediglich ein kleiner Go-Ahead-Hinweis markiert an der Außenseite für die Fahrgäste neben der Anzeige, dass es sich auch wirklich um den richtigen Zug handelt. Das Innenleben ist in kleinere Abteile unterteilt als in den neuen Zügen üblich, es gibt kein W-Lan und die Fenster lassen sich öffnen. Wer aussteigen will, muss die Türen händisch öffnen. Aber – auch wenn es sich um ältere Modelle handelt – die Züge seien zwischen 1997 und 2005 modernisiert und generalüberholt worden, berichtet die fränkische Unternehmergesellschaft Train Rental (TRI), der die Ersatzzüge gehören. TRI hat nach einer Ausschreibung durch das Land den Zuschlag erhalten. „Sie sind für drei Jahre beauftragt“, erklärt Daniela Birnbaum von Go-Ahead. Zu welchen Uhrzeiten die Züge auf der Strecke RE90 zum Einsatz kommen, steht vorerst bis zum 9. Dezember 2023 fest (siehe Infotext).

Problematisch könnte für einige Personen die eingeschränkte Barrierefreiheit bei den alten Zügen sein, da diese Einstiege mit Treppen haben. Nicht bei allen Ersatzzügen gibt es einen Hublift, der etwa eine Person im elektrischen Rollstuhl in das Abteil befördern kann. Für normale Rollstühle ist der Zugang aber auf jeden Fall mit einer Rampe möglich, die aus dem Fahrzeuginneren auf den Bahnsteig ausgerollt werden kann. Die Rampen und Hublifte befinden sich am Mehrzweckabteil des jeweiligen Zugs, welches etwa für Rollstuhlfahrer, Menschen mit Kinderwagen oder mit viel Gepäck gedacht ist. Laut Go-Ahead befindet sich das Abteil im Steuerwagen, der planmäßig nach Norden weist, also von Stuttgart weg.

Fahrgäste mit eingeschränkter Mobilität können sich vor ihrer Fahrt beim Mobilitätszentrum melden, um Hilfe zu erhalten. Das geht unter Telefon 030/65212888 oder per E-Mail an msz@deutschebahn.com. Zusätzlich zu den Lokführern, die TRI selbst für ihre Bahnen einsetzt, fährt aber auch stets ein Kundenbetreuer von Go-Ahead mit, berichtet Birnbaum. „Die helfen sehr gerne beim Einstieg.“