Alte Backnanger Sporthalle wird ausgebeint

In der Backnanger Karl-Euerle-Halle haben die Abbrucharbeiten begonnen. Bis April nächsten Jahres wird das mehr als 50 Jahre alte Bauwerk dem Erdboden gleichgemacht. An selber Stelle soll bis Ende 2024 eine neue Halle für 19,5 Millionen Euro entstehen.

Alte Backnanger Sporthalle wird ausgebeint

Jetzt hilft nur noch rohe Gewalt: Unter Beobachtung von Schülerinnen und Schülern der Max-Eyth-Realschule und des Max-Born-Gymnasiums greift Oberbürgermeister Maximilian Friedrich symbolisch zum Brecheisen. Fotos: Alexander Becher

Von Kornelius Fritz

Backnang. Wer sich der Karl-Euerle-Halle von vorne nähert, dem dürfte zunächst gar nichts auffallen. Noch steht der Betonklotz äußerlich unversehrt dort, wo er im September 1971 als modernste Sporthalle der Region eingeweiht wurde. Wer allerdings die Treppe zum Sportplatz hinuntergeht, der stößt auf ein riesiges Loch, das die Arbeiter des Abbruchunternehmens in die Betonwand geschnitten haben, um mit ihrer Hebebühne in die Halle fahren zu können.

Innen haben zehn Mitarbeiter der Firma JMS aus Weinstadt bereits damit begonnen, das Gebäude zu entkernen. Die Garagentore, hinter denen früher Turnmatten und Medizinbälle lagerten, sind bereits ausgebaut, die Sitzbänke auf den Tribünen ebenfalls. Gerade sind die Arbeiter damit beschäftigt, den Estrich aus den leer geräumten Umkleidekabinen zu schlagen. „Da ist viel Handarbeit dabei“, erklärt Thomas Schneller, der den Rückbau der Halle im Auftrag der Stadt plant und überwacht.

Noch bis Jahresende, schätzt JMS-Geschäftsführer Stefan Treiber, wird es dauern, bis sein Team die Halle so weit ausgebeint hat, dass der eigentliche Abriss beginnen kann. „Etwa 80 Prozent des Materials wird wiederverwendet“, erklärt der Ingenieur und deutet auf drei große Container, in denen Metall, Holz und Gips fein säuberlich getrennt werden. Auch der Beton wird recycelt: Er wird nach dem Abbruch an Ort und Stelle zerkleinert und kommt beim Bau der neuen Halle in der Tragschicht oder als Verfüllmaterial wieder zum Einsatz. „Das spart Baumaterial und CO2, weil dadurch Fahrten zur Deponie entfallen“, erklärt Hochbauamtsleiter Andreas Stier.

Neue Halle bietet Platz für bis zu 1400 Zuschauer

Rund eine Million Euro kostet der Abbruch der Karl-Euerle-Halle. Größere Schwierigkeiten erwartet Stefan Treiber dabei nicht. Lediglich der Ausbau der asbesthaltigen Faserplatten, die hinter der hölzernen Wandverkleidung zum Vorschein kamen, ist etwas heikel. „Unsere Mitarbeiter sind dafür aber geschult“, erklärt der Firmenchef. Diese würden die Platten in Schutzanzügen und mit Atemmasken demontieren und in großen Säcken fachgerecht entsorgen.

Bis April 2023 soll die altehrwürdige Sporthalle dann endgültig Geschichte sein. Der Abschiedsschmerz hielt sich gestern beim Pressetermin mit Oberbürgermeister Maximilian Friedrich sowie Vertretern von Verwaltung, Schulen und Vereinen aber in Grenzen. Viel mehr überwog die Vorfreude auf die neue Sporthalle, die anschließend an derselben Stelle entstehen soll.

„Wir haben lange auf diesen Tag hingefiebert“, sagte Friedrich, ehe er symbolisch zum Brecheisen griff. Er erinnerte an die lange Vorgeschichte des Hallenneubaus: „Wir könnten damit inzwischen ein Buch füllen.“ Als der Bau der Halle im Dezember 2016 beschlossen wurde, war von einer Fertigstellung bis 2020 und Kosten von elf Millionen Euro die Rede. Aus unterschiedlichen Gründen gab es aber immer wieder Verzögerungen: Inzwischen ist man bei Kosten von 19,5 Millionen Euro angekommen, eingeweiht werden soll die Halle nun Ende 2024.

Trotzdem hält Maximilian Friedrich die Entscheidung für den Neubau nach wie vor für richtig: „Das wird ein Quantensprung für die Schulen, die Vereine und die Stadt“, erklärte der OB. In der vierteiligen Halle können bei sportlichen Großveranstaltungen bis zu 1400 Zuschauer Platz finden. Besonderes Highlight wird eine Dachterrasse sein, auf der sich Sportler und Zuschauer nach den Wettkämpfen oder in den Pausen treffen und die Aussicht über die Stadt genießen können.

Zwei Jahre Baustelle bedeuten Nervenprobe für die Schulen

Die neue Wettkampfstätte biete den Vereinen ganz neue Möglichkeiten, bestätigt Jonas Frank, Geschäftsführer des Handballclubs (HC) Oppenweiler/Backnang. Er verspricht sich von der neuen Halle nicht nur höhere Zuschauerzahlen, sondern auch bessere Vermarktungsmöglichkeiten, etwa durch einen attraktiven Vip-Bereich. Das sei Voraussetzung, um auch sportlich den nächsten Schritt zu machen und den Aufstieg in die Zweite Bundesliga anzupeilen.

Aber auch die Schulen warten sehnsüchtig auf die neue Halle: „Wir freuen uns sehr, dass das jetzt was wird“, sagt Timm Ruckaberle, Schulleiter der Max-Eyth-Realschule, wenngleich die Baustelle vor dem Haus in den nächsten beiden Jahren zu einer Nervenprobe für Schüler und Lehrkräfte werden dürfte. Immerhin habe man die Zusage, dass während der Abschlussprüfungen keine lauten Bauarbeiten stattfinden.

Interimshalle ist noch nicht fertig

Ausweichquartier Damit Vereine und Schulen auch während der Bauzeit weiter Hallensport anbieten können, hat die Stadt Backnang für zwei Jahre eine ehemalige Tennishalle in Oppenweiler angemietet. Diese ist im Moment allerdings noch nicht nutzbar, da sich die notwendigen Umbauarbeiten mehrfach verzögert haben. Als neuen Termin für die Fertigstellung nennt Hochbauamtsleiter Andreas Stier nun Ende November.

Schulen Für die Schülerinnen und Schüler der Max-Eyth-Realschule und des Max-Born-Gymnasiums bedeutet das, dass zurzeit viele Sportstunden ausfallen. Ein Teil des Unterrichts findet in der benachbarten Stadthalle statt, einige Klassen fahren zum Sportunterricht auch nach Waldrems. Am Max-Born-Gymnasium gibt es seit Anfang des Jahres zudem einen Fitnessraum, den die Schule mit Spendengeldern eingerichtet hat.

Vereine Auch die Sportvereine leiden unter dem Wegfall der Halle, allen voran die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang. Etliche Jugendmannschaften könnten weniger trainieren als üblich und sogar die Drittliga-Mannschaft müsse sich die Halle zeitweise mit einem anderen Team teilen, berichtet Geschäftsführer Jonas Frank. „Es ist uns daher ein großes Anliegen, dass die Interimshalle so schnell wie möglich fertig wird.“