Am Ebersberg wachsen besondere Weine

Seit dem Jahr 2017 bewirtschaften die drei Ebersberger Vineure ihren Weinberg zwischen Däfern und dem Schloss Ebersberg im Einklang mit der Natur. Zum fünfjährigen Bestehen gibt es zwei besondere Weine, die am 19. Juni direkt im Weinberg verkostet werden können.

Am Ebersberg wachsen besondere Weine

Die drei Ebersberger Vineure Achim Keser, Franz Karl Matyas und Friedrich Strohmaier (von links) sind die einzigen Winzer in Baden-Württemberg, die ausschließlich Piwi-Sorten, das heißt pilzwiderstandsfähige Weinsorten, anbauen. Fotos: privat

Von Annette Hohnerlein

Auenwald. Ein schönerer Arbeitsplatz ist kaum denkbar. Die hügelige Landschaft der Backnanger Bucht breitet sich zu den Füßen des Betrachters aus, der Blick schweift kilometerweit in die Ferne. „Die Arbeit an der frischen Luft ist mein Lebenselixier“, bekennt Friedrich Strohmaier, einer der drei Vineure. Tatsächlich scheint die Tätigkeit als Weinbauer jung zu halten, dem 69-Jährigen sieht man sein Alter nicht an. Aber ein Zuckerschlecken ist die Winzertätigkeit nicht unbedingt. Die steile Hanglage des Weinbergs am Ebersberg bringt es mit sich, dass kaum Maschinen eingesetzt werden können, Handarbeit ist angesagt, die auch mal in Knochenarbeit ausartet.

Wie sein Winzerkollege Strohmaier nimmt auch Franz K. Matyas, 70 Jahre, den Begriff „Ruhestand“ nicht wörtlich, und auch ihm scheinen die vielen Stunden Arbeit im Weinberg gut zu bekommen. Der Dritte im Bunde, Achim Keser, ist mit 55 Jahren der Jüngste; „Er ist unser Küken“, necken ihn seine beiden Co-Vineure. Auch nach fünf Jahren gemeinsamen Weinbaus haben die drei Hobbywinzer vom Ebersberg nichts von ihrer Begeisterung verloren. Nach wie vor brennen sie für ihre Vision von Weinen, die nachhaltig erzeugt und von hoher Qualität sind.

Bei ihrer Arbeit im Weinberg setzen

die Vineure unterschiedliche Akzente

Vor wenigen Monaten haben sie ihre Rebfläche vergrößert und bewirtschaften nun insgesamt rund 77 Ar. Bei ihrer Arbeit im Weinberg setzen sie unterschiedliche Akzente, etwa beim Umgang mit den abgeschnittenen Trieben, von denen jedes Jahr große Mengen anfallen. Keser macht sich die Mühe, alle Zweige mit der Rebschere klein zu schneiden, sodass sie als Dünger zwischen den Rebstöcken liegen bleiben können. Matyas dagegen entsorgt das Schnittgut.

Aber das sind Kleinigkeiten, in ihren Grundsätzen sind sich die drei einig. Sie wollen ihre Flächen naturnah bewirtschaften. Zwischen den Rebzeilen darf es grünen und blühen, hier sollen nicht nur die Trauben gedeihen, es sollen sich auch Insekten, Eidechsen und Wildkräuter wohlfühlen. Zwar muss man auch im naturnahen Weinbau die Pflanzen spritzen, aber anders als in der konventionellen Anbauweise. Dort werden rund zehnmal im Jahr Substanzen ausgebracht, die so giftig sind, dass die Weinbauern Schutzanzüge tragen müssen.

Die drei Ebersberger Wengerter dagegen spritzen ihre Pflanzen nur ein- bis zweimal im Jahr, und zwar mit Schachtelhalmextrakt, der dem Pilzbefall vorbeugen soll. Dieses Spritzmittel sei nicht giftig, versichert Strohmaier‚ „Wir überlegen uns immer, ob wir einen Schluck davon trinken sollen.“ Ein solch umweltschonender Pflanzenschutz ist nur möglich, weil die Ebersberger Vineure sogenannte Piwi-Sorten angepflanzt haben. Piwi steht für „pilzwiderstandsfähig“ und bezeichnet Rebsorten, die aus einer Kreuzung zwischen konventionellen Sorten und amerikanischen Wildreben entstanden sind.

Rebstöcke sind robust gegen Pilzbefall und vertragen den Klimawandel

Das Ergebnis sind Rebstöcke, die nicht nur robuster gegen Pilzbefall sind, sondern die auch Frost und höhere Temperaturen besser vertragen können damit gut gegen den Klimawandel gewappnet sind. Die Ebersberger Vineure sind die einzigen Winzer in Baden-Württemberg, die ausschließlich Piwi-Sorten anbauen, sechs rote und vier weiße. Ihr Engagement in Sachen Naturschutz wurde 2020 von der Initiative „Unsere Heimat & Natur“ von Edeka Südwest und Naturelife International mit 1000 Euro gefördert. Das Geld war der Grundstock für einen leistungsfähigen Weinbergmäher.

„Die Ernte ist natürlich das Highlight“, sagt Franz K. Matyas, „danach sind alle happy. Aber die Hauptarbeit findet das ganze Jahr über vorher statt. Einpflanzen, Pflöcke und Erdanker setzen, Drähte spannen, mähen, Reben erziehen.“ – „Auch im Winter wird gearbeitet“, ergänzt Achim Keser, „an jedem Stock wachsen um die 40 Triebe, die weggeschnitten werden müssen.“ Und man müsse den Weinberg immer im Auge behalten, um einzuschätzen, wann welche Arbeit ansteht.

Im Herbst schaut Keser täglich nach seinen Reben, alle drei Tage ist eine Oechslegrad-Messung fällig, um den Zuckergehalt der Trauben festzustellen und den optimalen Zeitpunkt für die Lese festzulegen. Der 55-Jährige, der als Altenpfleger arbeitet, richtet sogar seinen Dienstplan danach aus. Direkt nach der Lese werden die Trauben zur Vinifikation zum Weingut Gemmrich in Beilstein gefahren.

Trotz des großen Arbeitseinsatzes und der hohen Qualität ihrer Weine werden die drei Winzer mit ihrer Arbeit nicht reich. „Der ganze Erlös fließt in den Weinberg“, stellt Matyas fest, „Das, was wir investiert haben, werden wir nicht mehr rausholen.“ Und Keser ergänzt: „Man braucht viel Idealismus.“

Zum fünfjährigen Bestehen ihres Winzertrios warten die Vineure mit zwei Besonderheiten auf, kündigt Friedrich Strohmaier an: mit einem sogenannten Rotling, in dem rote und weiße Trauben verarbeitet werden, und einem Rotwein, der ein Jahr im Eichenfass gereift ist. Dieser wurde von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg als Prädikatswein eingestuft und erhielt bei der Qualitätsprüfung die zweithöchste Punktzahl.

Am Ebersberg wachsen besondere Weine

Arbeiten im Weinberg wie einpflanzen, Pflöcke und Erdanker setzen, Drähte spannen, mähen, Reben erziehen gibts das ganze Jahr über genug, bis hin zum Lohn der Arbeit, der Lese.

Am Ebersberg wachsen besondere Weine

Am Ebersberg wachsen besondere Weine