Wer über die Wehrpflicht debattiert statt zu handeln, kann bald nur auf Staus zur Abwehr von Aggressoren hoffen, meint Franz Feyder.
Rekruten erlernen während ihrer Grundausbildung den Aufbau von Zelten für zwei Soldaten: gefechtsbereit bis 2027?
Von Franz Feyder
Ein russischer Angriff, so witzelte man in der Bundeswehr in den 1980er Jahren, bleibe in den Staus auf deutschen Autobahnen stecken. Galgenhumor – damals wie heute. Wissenschaftler und Nachrichtendienste rechnen damit, dass Russland unter Präsident Wladimir Putin von 2027 an das Baltikum angreifen könnte. Und Deutschland? Diskutiert ernsthaft über Bedingungen für eine Wehrpflicht.
Es gebe keine Ausbilder, heißt es. Ein Scheinargument. Denn aktuell kommen auf jeden einfachen Soldaten 0,85 Offiziere und 2,07 Unteroffiziere – mehr als genug Ausbilder also, die es schaffen sollten, Rekruten so zu drillen, dass sie eine Überlebenschance haben. Es gebe keine Unterkünfte, heißt es. 2024 informierte sich der Bundestag über freie Liegenschaften: mehr als zwei Millionen Quadratmeter stehen zur Verfügung. Längst müssten dort Unterkünfte aus Containern gebaut werden, Soldaten übergangsweise auch in Zelten auf Übungsplätzen schlafen und in Ausbildung sein. Allein mit Debatten wird das nicht funktionieren.
Bis 2027 wird eine schlagkräftige Bundeswehr gebraucht
Deshalb hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder recht: „An der Wehrpflicht führt kein Weg vorbei.“ Bis 2027, dem Jahr, für das ein russischer Überfall prognostiziert wird, sind es noch anderthalb Jahre. Bis dahin braucht es eine schlagkräftige Bundeswehr mit gefechtsbereiten Soldaten. Sonst bleibt wie einst nur die Hoffnung auf viele Staus, in denen die Aggressoren stecken bleiben.