Anspruchsvolles Programm erfordert Kraft

Kammerchor der Stiftskirche überzeugt mit Vertonung biblischer Erzählungen, Gleichnissen, Gebeten und Kirchenliedern

Anspruchsvolles Programm erfordert Kraft

Der Kammerchor der Stiftskirche sang auf hohem Qualitäts- und Energieniveau. Foto: A. Becher

Von Miklós Vajna

BACKNANG. Der Kammerchor der Stiftskirche mit seinem Dirigenten, Bezirkskantor Hans-Joachim Renz, hatte sich für sein Kirchenkonzert am frühen Sonntagabend ein recht anstrengendes und anspruchsvolles Programm ausgesucht. Werke für Chor a cappella aus vier Jahrhunderten, die sich mit der Vertonung und musikalischer Umsetzung biblischer Erzählungen und Gleichnisse befassen, sowie vertonte Gebete und Kirchenlieder wurden aufgeführt.

Bei einigen dieser Werke stand die realistische Veranschaulichung der Szene und der Naturereignisse, farbige Klangmalerei und bildreiche Schilderung der Erzählungen im Vordergrund. Besonders eindrücklich und intensiv erlebbar geschah dies in der Komposition „Jesus und die Krämer“ (Jesus treibt die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel) von Zoltán Kodály. Dem Komponisten gelingt es, die dramatisch wechselnden Stimmungen der Szenen – erschreckt drängendes Vieh, wirbelnde Menge, klirrende Geldmünzen, zürnender Jesus, angstvolle Schriftgelehrte – allein mit den Mitteln eines Chors ohne Instrumentalbegleitung, also nur mit gesungener Sprache, mitreißend und ergreifend zu transportieren. Einen maßgeblichen Anteil am Gelingen dieses facettenreichen Werks hatte ganz sicher der mit vollem Einsatz singende und agierende Kammerchor und der stets alles gebende Dirigent.

Hans-Joachim Renz führte fundiert in die einzelnen Texte ein und gab umfassende historische Einblicke zu den einzelnen Werken und deren Komponisten. Diese Erläuterungen waren zum besseren Verständnis sehr hilfreich, sollten es aber auch dem Chor ermöglichen, sich zwischen den anstrengenden Vorträgen etwas auszuruhen. Renz dirigiert präzise und sehr aktivierend und spiegelt durch Bewegungen und Körpersprache den energetischen Level der erklingenden Werke.

Der gut einstudierte Kammerchor war immer hoch konzentriert und voll motiviert, der Klang ist homogen, durchsichtig, tragfähig, edel und klar, die Intonation ist durchweg tadellos. Allerdings forderte das Singen auf diesem hohen Qualitäts- und Energieniveau seinen Tribut: gegen Ende des Konzerts waren bei den Chormitgliedern leichte Krafteinbußen zu merken.

Das Konzert klang aus mit dem Vaterunser von Josef Rheinberger und zwei Werken von Albert Becker, berührend komponiert und berührend gesungen. Nach einer andächtigen stillen Pause gab es dankbaren Beifall vom immer konzentriert lauschenden Publikum.