Arbeitslosigkeit sinkt auf Rekordtief seit Wiedervereinigung

dpa Nürnberg. Konjunkturflaute hin, Autokrise her: Noch nie seit der Wiedervereinigung war die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland geringer. Die Bundesagentur in Nürnberg meldet für November noch 2,180 Millionen Menschen ohne Job.

Arbeitslosigkeit sinkt auf Rekordtief seit Wiedervereinigung

Die Bundesagentur hat die Arbeitsmarktdaten für November bekannt gegeben. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Der Arbeitsmarkt in Deutschland trotzt der Konjunkturflaute: Mit 2,180 Millionen Menschen lag die Zahl der Arbeitslosen im November so niedrig wie noch nie seit der Wiedervereinigung.

Im November waren 24.000 Menschen weniger arbeitslos als im Oktober und 6000 weniger als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote blieb bei 4,8 Prozent.

Der Rückgang im November kam in dieser Höhe für Volkswirte überraschend - in diesem Monat geht es bei der Arbeitslosigkeit zwar häufig, meist aber nur leicht bergab. Die Abnahme war diesmal zu einem guten Teil darauf zurückzuführen, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen sank. „Dennoch sind immer noch knapp 700.000 Menschen langzeitarbeitslos, weswegen wir nicht nachlassen dürfen, diese Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren“, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) in Berlin.

„Die aktuelle konjunkturelle Schwäche ist am Arbeitsmarkt weiterhin spürbar“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Detlef Scheele trotz der erfreulichen Zahlen. „Alles in allem zeigt er sich aber robust.“ Er sprach von deutlichen regionalen Unterschieden. In stark industrialisierten Gegenden, vor allem in Süddeutschland, zeige sich inzwischen die Schwäche in der Metall- und Elektroindustrie auch am Arbeitsmarkt.

Arbeitsminister Heil sagte: „Trotz der Beschäftigungszunahme gibt es weltwirtschaftliche Risiken, die wir beobachten, und einen Strukturwandel am Arbeitsmarkt, den wir gestalten.“ Im Mittelpunkt stehe dabei auch die Zulieferindustrie und der Maschinenbau. „Wir werden weitere Instrumente für Qualifizierung und Weiterbildung zur Verfügung stellen.“

Klar steigend ist etwa auch bundesweit die Tendenz zur Kurzarbeit. Waren im August noch 50.000 Menschen in Kurzarbeit, stieg die Zahl bis Ende September auf 59.000. Zusätzlich sind für weitere 49.000 Menschen Anträge gestellt worden. Im September 2018 lag die Zahl der Kurzarbeiter noch bei 34.000.

Auch wenn Kurzarbeit für die Betroffenen unschön sei: „Wir finden die Zahlen unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten nach wie vor unauffällig“, sagte Scheele. Zur Zeit der Euro-Krise um das Jahr 2013 waren teils mehr als 100.000 Menschen in Kurzarbeit.

Auch bei den offenen Stellen schlage sich die Konjunkturproblematik in der Arbeitsmarktstatistik nieder. Mit 736.000 gemeldeten Stellen ist die Nachfrage nach Arbeitskräften weiterhin hoch. Sie liegt aber um 71.000 Plätze unter dem Niveau des Vorjahres.

Der vergleichsweise deutliche November-Rückgang der Arbeitslosigkeit kam für viele Volkswirte überraschend. Auch Scheele betonte: „Der Rückgang ist für einen November eher groß.“

Im Oktober war die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum September noch um 30.000 auf 2,204 Millionen gesunken. Experten zufolge ist die günstige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt trotz schwacher Konjunktur vor allem auf den Konsum zurückzuführen. Die weiterhin positive Konsumlaune gleiche die Schwächen etwa in der Industrie aus. Vor allem die Autoindustrie als Leitbranche in Deutschland leidet derzeit unter schwierigen Weltmarktbedingungen.

Saisonbereinigt lag die Zahl der Arbeitslosen im November um 16.000 unter dem Vormonat. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hatte in seinem jüngsten Arbeitsmarktbarometer für die nächsten drei Monate wieder eine leichte Besserung gesehen.

Als erfreulich wurde es bei der Bundesagentur erachtet, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen in Deutschland im November nochmals nach unten ging. Waren im Oktober noch 708.000 Menschen länger als ein Jahr ohne Job, sank die Zahl im November auf 698.000 - der niedrigste Wert seit 1992.

Dies sei vor allem darauf zurückzuführen, dass in den vergangenen Jahren mit guter Konjunktur weniger Menschen überhaupt erst in die Langzeitarbeitslosigkeit geraten sind. „Wer arbeitslos wurde, hat schnell wieder eine Stelle gefunden“, sagte Scheele. Lange Zeit habe die Zahl der Langzeitarbeitslosen über einer Million gelegen. „Da ist Bewegung reingekommen.“

Auch die neuen Regelungen aus dem Teilhabechancengesetz hätten seit Januar rund 4.000 Menschen einen Arbeitsplatz gebracht, sagte der Arbeitsmarktexperte. Bundesarbeitsminister Heil betonte, es dürfe nicht nachgelassen werden, diese Menschen zu integrieren.