Armin Laschet: Nicht nur auf Infektionszahlen schauen

dpa Berlin. NRW-Ministerpräsident Laschet hat in der Corona-Pandemie eine neue Art der Risikobewertung gefordert. Man dürfe nicht nur auf die Infektionszahlen schauen.

Armin Laschet: Nicht nur auf Infektionszahlen schauen

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) schlägt eine neue Art der Corona-Risikobewertung vor. Foto: Michael Kappeler/dpa

Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen gibt es eine Debatte um erneute Beschränkungen. Diskutiert wird zum Beispiel über eine Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen.

Der nordrhein- westfälische Ministerpräsident Armin Laschet schlug unterdessen vor dem neuen Gespräch am Dienstag von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten eine andere Art der Risikobewertung vor.

„Mit Corona leben lernen bedeutet in erster Linie, alle Entwicklungen genau im Blick zu haben. Dabei dürfen wir nicht nur auf die reinen Infektionszahlen schauen“, sagte der CDU-Politiker dem „Handelsblatt“. Laschet forderte, die Kapazität der Krankenhäuser und die Zahl der intensivmedizinisch behandelten und beatmeten Covid-19-Patienten stärker in die Lagebewertung einfließen zu lassen. Gleiches gelte für den Anteil zurückverfolgbarer Infektionen, die Anzahl der Tests und den Anteil positiver Testergebnisse.

„Wir brauchen für ganz Deutschland ein standardisiertes Corona-Monitoring, das die Pandemieentwicklung kommunenscharf abbildet“, sagte Laschet. Er stellte sich damit hinter den Vorschlag seines Corona-Expertenrats, der sich für ein „Ampel“-System ausspricht. Als Beispiel nennt der Rat Österreich.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sprach sich gegen eine bundesweite Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen aus, wie sie zum Beispiel in München gilt. „Aus meiner Sicht macht es Sinn, dass das tatsächlich lokal, regional, nach dem Infektionsgeschehen auch passiert“, sagte der CDU-Politiker in den ARD-„Tagesthemen“. Frank-Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Weltärztebundes, sagte der „Passauer Neuen Presse“: „Überall dort, wo ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht, muss man alles tun, um es zu senken. Dazu gehören auch Masken.“ Öffentliche Plätze könnten ja sehr unterschiedlich sein. Es müsse klare Ansagen für die Bevölkerung geben. „Bei höchstem Infektionsgeschehen ist eine Maskenpflicht auch auf öffentlichen Plätzen durchaus sinnvoll.“

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) forderte Spahn auf, umgehend eine verbindliche Corona-Teststrategie vorzulegen. „Wir brauchen erstens jetzt ganz schnell eine verbindliche Teststrategie von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn“, sagte sie der „Rheinischen Post“ und dem Bonner „General-Anzeiger“: „Und zweitens brauchen wir Warn-Systeme in ganz Deutschland. Ein Prinzip, das regional ausgestaltet wird.“ In Rheinland-Pfalz werde zusammen mit den Kommunen ein Stufen-Warn-System eingeführt. „Ab einer bestimmten Fallzahl der Infektionen wird die Bevölkerung informiert, denn ohne deren Mitwirkung geht nichts.“ Eine Taskforce entscheide dann, wie die Infektionskette am effektivsten unterbrochen werden kann. „Wir setzen alles daran, einen zweiten Lockdown zu verhindern.“

Weltärztebund-Chef Montgomery sagte, man befinde sich aktuell nicht in der zweiten Welle, sondern in einer Dauerwelle. „Wir sind weit entfernt davon, dass die Kapazitäten unseres Gesundheitssystems erschöpft wären. Wir müssen mit dieser Infektion leben. Die Pandemie wird uns noch lange Zeit begleiten.“ Selbst wenn es eine Impfung geben werde, sei die Pandemie nicht an Tag eins der Impfungen vorbei. Bis die Gesellschaft bei uns und in aller Welt durchgeimpft sein werde, dauere es Jahre. Deshalb sollten wir uns mit dem Gedanken anfreunden, dass wir noch Jahre mit Corona und nötigen Schutzmaßnahmen leben werden müssen.“

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