Atem-Akku leer in der Raucherpause: Pfleger verurteilt

dpa/lsw Stuttgart. Der frühere Pfleger eines jungen Mannes ist in Stuttgart zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und fünf Monaten verurteilt worden, weil sein Patient wegen eines leeren Akkus am Beatmungsgerät erstickt war. Der 52-jährige Angeklagte hatte Intensivpatienten in einer sogenannten Beatmungs-WG betreut. Im vergangenen November hatte er sich mit zwei Kollegen beim Rauchen auf der Feuerleiter ausgeschlossen und nicht bemerkt, dass der Akku des Geräts am Rollstuhl des 23 Jahre alten Muskelkranken leer lief.

Zwar habe der Pfleger, ein gelernter Maurer, in der Nacht noch mehrere Schlüsseldienste und die Feuerwehr angerufen. Er habe dabei aber nicht auf die Notlage aufmerksam gemacht, wie das Amtsgericht am Mittwoch mitteilte. Der 23-Jährige habe wegen des Sauerstoffmangels so starke Hirnschäden erlitten, dass er knapp drei Wochen später gestorben sei.

Das Urteil wegen fahrlässiger Tötung sei vergleichsweise gering ausgefallen, weil der 52 Jahre alte Angeklagte nicht vorbestraft sei und Reue gezeigt habe, sagte Richterin Monika Rudolph. Außerdem habe es in der Einrichtung Organisationsmängel gegeben.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will die Versorgung von Beatmungspatienten verbessern. Entsprechende Pläne waren im August bekannt geworden. Sie zielen darauf ab, grundlegend höhere Qualitätsstandards zu verankern. Auch zusätzliche Vorgaben für Beatmungs-WGs sind vorgesehen.

Spahn will auch verhindern, dass Geschäfte auf Kosten der Patienten gemacht werden. Im Mai hatte die Polizei einen großangelegten Abrechnungsbetrug von Pflegediensten bei der Betreuung von Beatmungspatienten aufgedeckt. Die Polizei ging auch davon aus, dass Menschen als Intensivpfleger und -pflegerinnen eingesetzt wurden, die nicht qualifiziert waren.

Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele hatte Spahns Pläne begrüßt. „Beatmungs-WGs sind derzeit Heime ohne Heimaufsicht. Niemand weiß, was dort hinter verschlossenen Türen passiert.“