Haftbefehl nach Messer-Attacke in Stolberg

dpa Stolberg/Aachen. Die Messer-Attacke in Stolberg bei Aachen zieht weitere Kreise: Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft hatte der Verdächtige im März schon einmal mit einem Messer zugestochen und „Allahu akbar“ gerufen - genau wie jetzt. Untersuchungshaft wegen Wiederholungsgefahr.

Haftbefehl nach Messer-Attacke in Stolberg

Glasscherben einer Autoscheibe liegen auf einem Gehweg in Stolberg. Die Generalstaatsanwaltschaft sieht einen möglichen Zusammenhang der Tat mit der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen. Foto: David Young/dpa

Nach einer mutmaßlich islamistisch motivierten Messer-Attacke in Stolberg bei Aachen ist Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung gegen einen 21-jährigen Verdächtigen erlassen worden.

Das teilte ein Sprecher der Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft am Montag auf dpa-Anfrage mit. Demnach wurde der Mann wegen Wiederholungsgefahr in Haft genommen, da er im März schon einmal mit einem Messer einen Menschen attackiert und „Allahu akbar“ („Gott ist groß“) gerufen haben soll.

Der mutmaßliche Täter hatte in der Nacht zum Sonntag um 0.40 Uhr die Autotür eines 23-Jährigen aufgerissen. Dann stach er mit einem Messer auf ihn ein. Vor oder während der Tat rief der Beschuldigte laut den Ermittlern „Allahu akbar“. Das Opfer wurde nach Angaben der Polizei schwer am Arm verletzt und musste operiert werden.

Der Verdächtige galt beim Staatsschutz bislang als islamistischer Prüffall und wurde nach der Tat in die Kategorie Gefährder hochgestuft. Die Generalstaatsanwaltschaft sieht einen möglichen Zusammenhang der Tat mit der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen. Der türkische Vater des schwer verletzten 23-Jährigen sei auf einem Werbemotiv der AfD zu sehen gewesen, sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörde, deren Zentralstelle für Terrorismusverfolgung das Verfahren am Montag übernommen hatte.

Auf dem Motiv der AfD Stolberg waren bei Facebook vier Männer und der örtliche AfD-Vorsitzende Hans Wolf zu sehen. Dazu stand der Slogan „Auch Deutsch-Türken wollen Veränderung“. Den Ermittlern zufolge sagte der Vater aus, dass er keine Einwilligung für die Wahlwerbung gegeben habe. Der Vater ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft Türke. Sein Sohn hat die deutsche Staatsangehörigkeit. Der Beschuldigte sei Deutsch-Iraker.

AfD-Politiker Wolf bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass die Partei das Werbemotiv inzwischen bei Facebook gelöscht habe. Das Foto sei zufällig bei einem Rundgang im Stadtteil Mühle entstanden. Für die Veröffentlichung im Internet hätten die Beteiligten zugestimmt. Dass das Foto mutmaßlich zu einer Gewalttat geführt habe, erschüttere ihn. Die Polizei Köln bestätigte, dass Beamte den AfD-Politiker noch am Sonntag aufsuchten, um ihn „präventiv zu beraten“. Wolf selbst sagte, die Polizei habe ihn gewarnt, im Dunkeln alleine vor die Tür zu gehen. Im Notfall solle er die 110 wählen.

Der „Bild“-Zeitung zufolge soll schon vor der Tat eine Drohung gegen die Männer, die neben Wolf auf dem Foto zu sehen waren, im Internet kursiert haben. Den vier Männern sei dabei vorgeworfen worden, eine antiislamische Partei unterstützt zu haben.

Nach dpa-Informationen war der Verdächtige dem Staatsschutz als Jugendlicher 2016 erstmals aufgefallen, als er bei der umstrittenen Koranverteil-Aktion „Lies!“ dabei war. Im Internet lud der Mann vor wenigen Monaten ein Foto mit einem kleinen Mädchen hoch, auf dem beide den sogenannten „Tauhid-Finger“ zeigen. Das ist eine islamische Geste, die die Terrororganisation IS für sich vereinnahmt hatte. Zu der Tat aus dem März wurden zunächst keine weiteren Details bekannt.

Der 21-Jährige war am Sonntagabend in Stolberg zunächst geflohen und dann von einem Mobilen Einsatzkommando festgenommen worden. Ein Mann, der mit ihm im Auto saß, ist inzwischen wieder frei. Er werde nur als Zeuge geführt, so die Ermittler.

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