Auch die gefühlte Sicherheit im Blick

Mit gerade mal 33 Jahren übernimmt Dennis Ehrhardt die Leitung des Backnanger Polizeireviers. Der neue Job sei für ihn wie ein „Sechser im Lotto“, sagt der Murrhardter.

Auch die gefühlte Sicherheit im Blick

Jugendliches Aussehen, klare Vorstellungen: Dennis Ehrhardt hat seit Anfang Oktober im Polizeirevier Backnang an der Aspacher Straße das Sagen. Foto: A. Becher

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Revierleiter bei der Polizei – das war früher ein Posten, auf den man jahrzehntelang hinarbeiten musste. Ulli Eder, der bis Ende April im Backnanger Revier das Sagen hatte, kam erst zwei Jahre vor seiner Pensionierung in diese Position. Sein Nachfolger hingegen hat für den beruflichen Aufstieg statt der Karriereleiter den Aufzug genommen: Mit gerade mal 33 Jahren ist Dennis Ehrhardt Chef von rund 90 Beamten. Er steht damit stellvertretend für eine neue Führungsgeneration bei der Polizei, die ohne lange Ochsentour bereits in jungen Jahren Verantwortung übernimmt.

Dennis Ehrhardt kommt frisch von der Polizeihochschule, legt aber Wert darauf, dass er den Beruf von der Pike auf gelernt hat. Gleich nach dem Abitur am Murrhardter Heinrich-von-Zügel-Gymnasium kam er 2006 zur Polizei. „Ich habe einen starken Gerechtigkeitssinn und wollte einen Beruf ausüben, der einen Mehrwert für die Gesellschaft bringt“, beschreibt er seine Motivation.

Nach der Ausbildung im gehobenen Dienst ist er fünf Jahre lang Streife gefahren und hat dabei alle Höhen und Tiefen des Berufs kennengelernt. „In dieser Zeit habe ich sehr viel über das Leben gelernt“, sagt Ehrhardt. Da gab es einerseits viele schöne Momente, wenn er anderen Menschen helfen konnte, aber auch mit Aggressionen und Anfeindungen war er konfrontiert. Einmal brach ein Mann, den sie kontrollieren wollten, seinem Kollegen den Fuß. „So etwas bleibt einem in Erinnerung.“

Nach der Polizeihochschule den Traumjob bekommen.

Die „klassische Polizeiarbeit“ auf der Straße habe ihm immer Spaß gemacht, sagt Dennis Ehrhardt, trotzdem wurde ihm schon bald mehr Verantwortung übertragen. Im Revier Winnenden wurde er Dienstgruppenleiter, dann durchlief er im Rahmen eines Programms für den Führungsnachwuchs verschiedene Stationen, unter anderem im Rauschgiftdezernat und beim Landeskriminalamt. 2018 ging es dann noch einmal für zwei Jahre zum Studium nach Münster.

Wohin es sie danach verschlägt, haben die Absolventen nicht in der Hand, sie können lediglich Wünsche äußern. Dass er nun wieder aufs Revier durfte und das sogar in seiner Heimatregion, bezeichnet Dennis Ehrhardt deshalb als „Sechser im Lotto“: „Das war mein absoluter Wunsch.“ Der Raum Backnang ist laut Ehrhardt nach wie vor ein vergleichsweise sicheres Pflaster: „Es gibt hier keine Kriminalitätsschwerpunkte.“ Allerdings weiß er auch, dass sich Sicherheit nicht alleine in Zahlen messen lässt. Er wolle deshalb auch das „subjektive Sicherheitsempfinden“ der Bevölkerung stärken, erklärt der neue Revierleiter, etwa durch eine stärkere Polizeipräsenz am Backnanger Bahnhof oder im Murrhardter Stadtgarten.

Für seine neue Aufgabe fühlt sich Dennis Ehrhardt trotz seines jungen Alters gut vorbereitet. Natürlich will der neue Chef auch eigene Akzente setzen, ohne dabei jedoch alles auf den Kopf zu stellen. „Ich werde mir die Abläufe erst einmal anschauen und nicht gleich zu viel verändern“, kündigt er an. Schließlich hätten seine Vorgänger gute Arbeit geleistet, große „Baustellen“ gebe es auf dem Polizeirevier Backnang nicht.

Das Wissen der Älteren an die Jungen weitergeben.

Als Revierleiter sieht sich Dennis Ehrhardt als „Servicestelle für die Kollegen“. „Das Wichtigste ist, dass sie gerne zur Arbeit kommen. Meine Aufgabe ist es, die Voraussetzungen zu schaffen, dass sie ihre Arbeit gut machen können.“ Dazu gehört auch, den Wissenstransfer von den älteren zu den jungen Beamten zu organisieren, denn der Generationswechsel, der nun an der Spitze vollzogen wurde, steht in den nächsten Jahren auch auf vielen anderen Positionen an.

Auch bei heiklen Themen drückt sich der neue Revierleiter nicht vor klaren Aussagen. Angesprochen auf die jüngsten Schlagzeilen um rechtsradikale Netzwerke innerhalb der Polizei, sagt Dennis Ehrhardt: „Das war keine Werbung für uns.“ Es sei wichtig, dass das Thema nicht totgeschwiegen und jedem begründeten Verdacht konsequent nachgegangen wird. Allerdings betont er auch, dass er selbst in 14 Jahren bei der Polizei noch keinen Kollegen mit offenkundig rechter Gesinnung getroffen habe.

Wenn er Feierabend hat, zieht es Dennis Ehrhardt ins Grüne. In Kirchenkirnberg haben seine Frau und er ein Haus gebaut. In der ländlichen Idylle könne er am besten abschalten, etwa beim Joggen oder bei der Gartenarbeit. Ein Mähroboter komme ihm deshalb garantiert nie ins Haus, sagt er lachend: „Ich könnte stundenlang Rasen mähen.“ Und noch eine neue Aufgabe, die ebenfalls mit großer Verantwortung verbunden ist, kommt auf ihn zu: Am Dienstag ist Dennis Ehrhardt Vater einer Tochter geworden.