Auch die Tochter ist infiziert

Zweiter Corona-Fall in Rudersberg – Schulzentrum bleibt diese Woche geschlossen – Betroffene Klassen werden isoliert

Das Landratsamt vermeldet den zweiten Corona-Fall in Rudersberg: Die Tochter des Mannes, dessen Erkrankung am Dienstag bekannt wurde, ist ebenfalls positiv getestet worden. Deshalb bleibt das Schulzentrum Rudersberg den Rest der Woche für alle Klassen geschlossen. Am Montag wird die Schule wieder geöffnet. Die betroffene Familie wird für zwei Wochen isoliert.

Auch die Tochter ist infiziert

Mit solchen Testsets kann eine Corona-Infektion innerhalb von 24 Stunden nachgewiesen werden. Foto: B. Büttner

Von unserer Redaktion

RUDERSBERG. Der Vater ist wie berichtet im Krankenhaus – das Mädchen hingegen habe keine Symptome. Es kann gemeinsam mit den anderen Familienmitgliedern zu Hause bleiben. Das Gesundheitsamt macht sich jetzt auf die Suche nach „Kontaktpersonen der Kategorie 1“. Das bedeutet: Ermittelt werden all die Menschen, die sich womöglich durch Kontakt ebenfalls infiziert haben. Dazu gehören nach den Kriterien des Robert-Koch-Instituts:

Personen, die mit Infizierten einen mindestens 15 Minuten währenden Kontakt wie zum Beispiel ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht hatten.

Personen, die mit Körperflüssigkeiten eines Infizierten in Kontakt kamen; beispielsweise einen Erkrankten geküsst haben oder angehustet/angeniest wurden.

Medizinisches Personal, das Kontakt mit Infizierten hatte und nicht durch Schutzausrüstung geschützt war.

Sollte der Corona-Infizierte mit dem Flugzeug unterwegs gewesen sein, werden Passagiere gesucht, die in derselben Reihe wie der Infizierte oder in den zwei Reihen vor oder hinter ihm saßen.

Im Rudersberger Fall sind nach aktueller Einschätzung nur die Klassen 8a und 8b betroffen sowie die dort unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer. Sie werden ebenso für zwei Wochen häuslich isoliert. Alle anderen Schulen und Kitas im Rems-Murr-Kreis bleiben geöffnet. Geschwister der Schülerinnen und Schüler des Rudersberger Schulzentrums, die in andere Schulen oder Kindertagesstätten im Umkreis gehen, können laut Gesundheitsamt ihrem Alltag wie gewohnt nachgehen. Nach aktueller Einschätzung des Gesundheitsamts besteht und bestand auch für die anderen Schulklassen des Schulzentrums keine Gefahr: Sie können am Montag wieder in die Schule gehen. Massen-Coronatests werden nicht in Betracht gezogen.

Der Rudersberger Bürgermeister Raimon Ahrens spricht von einer „herausfordernden Situation“ – aber „wir sind gut aufgestellt auf allen Ebenen und kriegen das auch hin.“ Die jetzt eingeleiteten Maßnahmen seien allesamt „in enger Abstimmung zwischen Gesundheitsamt, Landratsamt, Schulen und Gemeinde getroffen worden“. Noch nicht abschließend geklärt ist, ob in den nächsten Tagen Veranstaltungen in Rudersberg abgesagt werden.

Die Grippewelle ist das größere Problem

„Wir erleben die Stimmung bislang relativ gelassen und besonnen“, sagt Hausarzt Philipp Höschele aus Rudersberg-Steinenberg: Zwar gebe es sehr viele Anfragen zu Corona – aber „das Tagesgeschäft ist gar nicht so sehr beeinträchtigt“. Derzeit „herrscht Infektzeit, die Praxis ist knallevoll“ – aber die Grippewelle, erklärt Philipp Höscheles Vater Peter, sei weitaus dramatischer gerade. „Das ist eigentlich ein viel größeres Problem.“ Die Patienten, berichten die Höscheles, verhielten sich wie empfohlen: Wer sich konkret sorgt, dass er sich den Coronavirus eingefangen haben könnte, rufe erst an, bevor er in die Praxis komme. Viele aber meldeten sich gar nicht, weil sie befürchten, betroffen zu sein, sondern weil sie von Vorgesetzten zu hören bekommen: „Du bist doch aus Rudersberg – bleib zu Hause und komm erst wieder, wenn du einen negativen Test vorweisen kannst.“

Einen Tag, nachdem der erste Corona-Fall vermeldet wurde, ist die Situation auch in der Rudersberger Hausarztpraxis, wo der 44-Jährige behandelt wurde, ruhig. „Die Patienten kommen, sie sind gefasst, es gibt keine Panik“, sagt Evelyn Walter. Sie arbeitet dort momentan als einzige Ärztin. Denn ihr Kollege Alexander Beck hat den Corona-Fall untersucht – vorsorglich alleine, als alle anderen Termine erledigt und keine anderen Patienten mehr in der Praxis waren. „Herr Beck befindet sich im Moment unter Beobachtung, aber ihm geht es gut.“ Der Coronatest sei bei ihm bislang negativ ausgefallen. Bei weiteren Kontaktpersonen des Arztes stünden die Ergebnisse indes noch aus.

In den vergangenen Wochen habe die Praxis bereits viel Aufklärungsarbeit geleistet. „Die Krankheit ist ernst zu nehmen“, betont Evelyn Walter. Nach allem, was bisher bekannt ist, sei sie vergleichbar mit einer schweren Grippe, wie sie etwa vor zwei Jahren auftrat, als an manchen Tagen bis zu 30 Patienten täglich in die Praxis kamen. Besonders für ohnehin gesundheitlich schwache Personen sei Corona riskant. Angst habe sie jedoch keine. Ihr Eindruck ist, dass unser Gesundheitssystem gut vorbereitet ist und die Reaktionen am Dienstag von Amtsseite angemessen waren.

Soweit die aktuelle Lage – auf andere, nachgeordnete Fragen werden sich die Antworten wohl im Lauf der nächsten Tage finden: Was wird denn nun mit den betroffenen Kindern? Bekommen sie womöglich Hausaufgaben in die schulfreie Zeit mit? Müssen sie Referate vorbereiten, Vokabeln lernen, das halbe Mathebuch durchrechnen? Oder können sie sich über geschenkte Tage freuen? „Leider kann ich Ihnen hierzu noch gar nichts sagen“, schreibt Sabine Hagenmüller-Gehring, die Leiterin des Schulamts in Backnang. Pädagogische Fragen seien das Zweitwichtigste – die Sicherheit stehe im Vordergrund.