Auenwald geht auf Nummer sicher

Citystreife eines Wach-und Sicherheitsdienstes sieht in unregelmäßigen Abständen in allen Ortsteilen nach dem Rechten

Sachbeschädigungen, nächtlicher Lärm und andere Störungen – all das hat in der Gemeinde Auenwald zugenommen. Anwohner hatten sich im Rathaus immer wieder beschwert. Regelmäßig auch über Falschparker. Jetzt dreht eine Citystreife in unregelmäßigen Abständen ihre Runden. Jeweils zwei Mitarbeiter des Wach- und Sicherheitsdienstes PST sehen in allen Ortsteilen nach dem Rechten. Unsere Zeitung war mit dabei.

Auenwald geht auf Nummer sicher

Auf ihrer Streifenfahrt durch Auenwald haben Thomas Erhard (links) und Martin Konrad auch Falschparker im Visier. Fotos: T. Sellmaier

Von Florian Muhl

AUENWALD. „Da drüben der Transporter steht halb auf der Straße, das ist nicht ganz ungefährlich“, sagt Thomas Erhard zu seinem Kollegen Martin Konrad (beide Namen geändert). Es ist Freitag punkt 22 Uhr. Die Citystreife beginnt. Treffpunkt ist beim Rathaus in Unterbrüden. Dort ist alles in Ordnung. Aber gleich ein paar Meter weiter dieser schwarze Lieferwagen, der nicht korrekt geparkt ist. Die beiden Mitarbeiter vom Gaildorfer Wach- und Sicherheitsdienst „Protect Security Team“ (PST) gehen hin, sehen die offenen Hecktüren. „Wahrscheinlich zieht jemand um und er wird gerade be- oder entladen“, überlegt Erhard. Genau so ist es. Die beiden sprechen mit den Umzugshelfern, weisen höflich auf den Umstand hin, dass der Transporter ungeschickt zum Teil auf der Straße steht und erhalten zur Antwort, dass der Wagen in Kürze umgeparkt wird. Das ist aus Sicht des Security-Duos so in Ordnung.

Die Streife beginnt. Im Auto macht Erhard kurz eine Notiz, dann geht’s los. In den Wohngebieten von Unterbrüden ist nichts Auffälliges zu sehen, Zeit, Fragen zu stellen. Was führen die Mitarbeiter der Sicherheitsfirma eigentlich an Ausrüstungsgegenständen so mit sich? „Nur Taschenlampe, Handschuhe und Mütze – sonst nichts“, sagt Konrad. Keine Waffen? „Nein, nein, dürfen wir gar nicht. Wir handeln nach dem Jedermannrecht. Wir haben keine hoheitlichen Rechte wie beispielsweise die Polizei, wir können nicht viel mehr machen als Sie auch“, betont Erhard und deutet auf den Reporter von der Zeitung.

„Wir dürfen auch niemanden vom Spielplatz verweisen “

„Um die Identität festzustellen, kann man jemanden festhalten, wenn man gesehen hat, dass der was angestellt hat, bis die Polizei eintrifft. Mehr dürfen wir nicht.“ Konrad weist auf das Gesetz hin: „Paragraf 127 Strafprozessordnung regelt die Festnahme nach dem Jedermannrecht“ (siehe Infokasten). Und Erhard ergänzt: „Wir dürfen auch niemanden vom Spielplatz verweisen oder Platzverbote aussprechen. Wir können nur sagen: Wir empfehlen Ihnen zu gehen, weil jetzt um 22 Uhr Sperrzeit ist, und wenn nicht, können wir die Polizei rufen. Mehr können wir nicht machen.“

Mittlerweile ist’s 22.20 Uhr. Wir passieren die Hügelstraße, Unterweissacher Straße und kommen zur Auenwaldhalle. Dort brennt noch Licht. Im Inneren sind zwei, drei Personen zu erkennen, die Tische auf- oder abbauen. Langsam fährt Erhard mit dem Security-Van einmal um die Halle. Konrad notiert in dem Aktenordner: „Besondere Vorkommnisse: 22.24 Uhr Auenwaldhalle, Licht.“ Licht? „Ja. Das war bei der letzten Streife bis 1.30 Uhr an.“

Um seinen Bericht zu schreiben, hat sich Erhard einen Ordner erstellt. Darin ist die Fahrtroute festgehalten mit allen Orten und Straßen beziehungsweise Plätzen, die die Streife anfahren muss, sowie den zugehörigen GPS-Koordinaten und reichlich Platz für Vorkommnisse. Die Fahrtroute ist zuvor in Absprache mit Roland Schmidt, dem stellvertretenden Hauptamtsleiter der Gemeinde Auenwald, erstellt worden.

Auf was achten die beiden Sicherheitsleute eigentlich bei ihrer Patrouille durch den Flecken? „Unser Hauptaugenmerk liegt auf Sachbeschädigungen, Sprayer, die ihre Graffiti an Sporthallen und Schulen hinterlassen sowie Falschparker“, sagt Erhard. „Wir schauen allgemein, was los ist, was auffällt, beispielsweise wenn einer ganz saublöd parkt, machen wir ein Bild und schreiben ihn auf“, so der 57-Jährige weiter.

Es ist 22.31 Uhr. Wir halten vor der Grundschule Oberbrüden, weil dort ein voll beladener Altpapiercontainer auf der Seite liegt. Während Erhard davon ein Bild für seinen Bericht macht, prüft Konrad, ob alle Türen der Schule und der Sporthalle verschlossen sind. Weiter geht’s durch Oberbrüden. Die beiden berichten, dass sie meist höflich gegrüßt werden, wenn sie von Anwohnern angetroffen werden. Bürgermeister Karl Ostfalk hatte in der Gemeinderatssitzung Ende Januar darüber informiert, dass er denselben Wach-und Sicherheitsdienstes für die Citystreife beauftragt habe, der auch vor anderthalb Jahren die Überwachungskamera auf dem Zwiebelberg aufgestellt hatte. Die Kontrollfahrten würden ehemalige Polizeibeamte erledigen, die jetzt bei der Sicherheitsfirma arbeiten würden und die keinerlei Befugnisse hätten. Sie dürften nur dokumentieren, Fotos machen und der Gemeinde zukommen lassen. „Wir wollen keinen Polizeistaat“, versicherte Ostfalk, „aber ein bisschen Überwachung ist auch nicht schlecht.“ Nicole Birkenbusch von der Neuen Liste hatte bei der Sitzung nachgefragt, was das denn koste. „500 Euro pro Monat“, lautete die Antwort des Bürgermeisters.

Zu aller Überraschung ist auf dem Zwiebelberg Party angesagt

In der Tat waren Erhard und Konrad viele Jahre bei der Polizei. Erhard ist jetzt 57 Jahre alt, kommt aus Fichtenberg und ist seit drei Jahren bei der Firma PST dabei. Konrad ist 62 Jahre alt, ging bei der Polizei vor anderthalb Jahren in Pension und hat vor einem halben Jahr bei dem Sicherheitsunternehmen einen Minijob begonnen. Beide sind zufrieden mit ihrer Tätigkeit. Nur im Winter kann’s schon mal langweilig werden, wenn gar nichts los ist, weil es eben nachts auch zu kalt draußen ist.

Doch nicht so an diesem Freitag. Zu aller Überraschung ist auf dem Rast- und Spielplatz Zwiebelberg Party angesagt. Es ist 22.50 Uhr. Laute Musik ist allerdings nicht zu hören. Auf dem Rastplatz steht ein zum Wohnmobil umgebauter Transporter und ein Grillfeuer spendet einer Handvoll Jugendlicher noch etwas Wärme. Erhard und Konrad fragen höflich: „Was macht ihr da?“ Eine junge Frau tritt hervor: „Wir haben gemietet, ich habe Geburtstag.“ Die Genehmigung liegt vor, vom Rathaus Auenwald ausgestellt, bis 24 Uhr. Die junge Frau kommt aus Cottenweiler und feiert ihren 18ten. Mit einem herzlichen Glückwunsch steigen die Sicherheitsleute wieder in ihren Van ein. Weiter geht’s. Lippoldsweiler, Hohnweiler, Däfern – überall ist’s in dieser Nacht ruhig. Die erste Runde endet nach fast genau anderthalb Stunden wieder vor dem Rathaus in Unterbrüden.

Start zur zweiten Runde auf derselben Route. In Oberbrüden sitzen zwei Jugendliche, der eine 17, der andere 18, um sich, wie sie selbst sagen, zu betrinken. Sie sind friedlich. Und sie versprechen, ihre Glas-Bierflaschen mitzunehmen. Auf dem Zwiebelberg ist mittlerweile Ruhe eingekehrt. „Das Feuer ist sauber gelöscht und kein Müll mehr zu sehen – vorbildlich“, stellt Erhard fest. Er und sein Kollege sind schon gespannt, wenn es wärmer wird und sie dann wohl über mehr Vorkommnisse zu berichten haben.

Auenwald geht auf Nummer sicher

Alles, was auffällig ist, wird von den beiden Sicherheitsleuten in Augenschein genommen.

Info

Die Mitarbeiter des Wach-und Sicherheitsdienstes haben kein Hoheitsrecht wie etwa die Polizei. Beispielsweise dürfen sie keine Platzverweise erteilen.

Die Citystreife darf nur das, was jedermann darf, also auch die sogenannte Jedermann-Festnahme ausüben.

Das Jedermann-Festnahmerecht berechtigt auch Privatpersonen, andere festzunehmen.

Gemäß Paragraf 127 Absatz 1 Satz 1 der Strafprozessordnung ist jedermann befugt, eine Person ohne rechtliche Anordnung vorläufig festzunehmen, wenn die Person auf frischer Tat angetroffen oder verfolgt wird, der Flucht verdächtig ist oder ihre Identität nicht sofort festzustellen ist.