Auf Weltraummission in Mettelberg

Sommerreportage 30 Kinder und Jugendliche verbringen zehn Tage bei der Mettelbergfreizeit des Kreisjugendrings. In Hobbygruppen spielen, tanzen und basteln sie. Zudem gilt es eine Raumfahrtmission erfolgreich zu gestalten.

Auf Weltraummission in Mettelberg

Der Mannschaftssport „Jugger“ ist sehr beliebt. Um das gegnerische Team am Toreschießen zu hindern, wird mit sogenannten Pompfen gehauen. Fotos: Jörg Fiedler

Von Lorena Greppo

Murrhardt. Wo ist Cosmo? Diese Frage stellen sich die 30 Kinder und Jugendlichen, die in diesem Jahr an der Sommerfreizeit des Kreisjugendrings in Mettelberg teilnehmen. Sie sind nämlich auf Weltraummission und haben ihr Crewmitglied verloren. Über die zehn Tage der Freizeit verteilt finden sie immer neue Hinweise auf dessen Verbleib und müssen Aufgaben absolvieren, um ihm auf die Fährte zu kommen. Folglich haben viele ihrer Aktivitäten Bezug zur Raumfahrt, zu Aliens oder dem Weltall allgemein. Der 13-jährige Felix aus Murrhardt ist zum ersten Mal dabei, ebenso die elfjährige Lucia aus Backnang. Sie erzählen von den bisherigen Abenteuern. „Wir haben Cosmos Handschuh auf einem Planeten gefunden und mussten die Kabel des Raumschiffs verbinden“, berichtet Lucia. Als sich die Gruppe an den Aichstrutsee beamen wollte, um Cosmo dort zu suchen, sei das schiefgegangen. „Es gab ein Störsignal, weil die Zimmer unordentlich waren“, erklärt sie. Die Kinder und Jugendlichen mussten folglich wandern. Cosmo haben sie dort zwar nicht gefunden, das Schwimmen hat ihnen jedoch auch Spaß gemacht.

Frühere Teilnehmer sind heute Betreuer

Seit vielen Jahren ist die Sommerfreizeit des Kreisjugendrings ein Höhepunkt der Feriengestaltung vieler Familien aus dem Umkreis. „Wir haben einige Wiederholungstäter. Manche wollen später als Betreuer mithelfen“, berichtet Ellen Klinger, die pädagogische Leiterin. Bestes Beispiel dafür ist Johanna Mies. Die 23-jährige Studentin der Sozialen Arbeit leitet die Freizeit und ist Teil eines achtköpfigen Teams von Ehrenamtlichen. Sie selbst hat in ihrer Jugend mehrfach an der Sommerfreizeit teilgenommen – damals noch auf dem Mönchhof. Dass man sich – auch als Betreuerin – kreativ ausleben kann, mache ihr viel Spaß. „Im Alltag macht man das nicht, sich Glitzer anzukleben oder verrückt anzuziehen.“ Hier hingegen dürfe sich jeder und jede ausleben. Zudem sei der Zusammenhalt außerordentlich. „Da entstehen Freundschaften fürs Leben.“ Die Nachfrage übersteige das Angebot, denn in Mettelberg gibt es nicht so viel Platz wie auf dem Mönchhof. „Wir sind voll bis unters Dach“, sagt Johanna Mies. Ein guter Freund von ihm sei nur über die Warteliste noch zur Freizeit gekommen, berichtet Felix.

In diesem Jahr gibt es noch eine Besonderheit, denn auch ukrainische Kinder nehmen teil. Für sie sei es wichtig, etwas zu erleben, das abseits von allen aktuellen Debatten um den Krieg und seine Folgen stattfindet. Zwar gebe es Sprachbarrieren, doch im Zweifelsfall werde mit Händen und Füßen kommuniziert. Eine Gruppe von Kindern spielt beispielsweise mit einem Betreuer das Kartenspiel Bohnanza. Sind die Regeln erst einmal klar, bedarf es nicht mehr vieler Worte. Oft werde englisch gesprochen. „Wenn es zu kompliziert wird, sprechen wir es auf dem Handy ein und sie können die Übersetzung lesen“, erklärt Lucia. Ein Hindernis sieht sie darin nicht. Auch eine Teilnehmerin mit körperlicher Behinderung wird ohne großes Aufhebens integriert. „Sie ist immer sehr willkommen“, betont die Elfjährige. Gerade beim Basteln mache das Mädchen oft mit.

Am Vormittag stehen nämlich die sogenannten Hobbygruppen auf dem Programm. Je nachdem, worauf sie Lust haben, können die Teilnehmer mit ihren Betreuern tanzen, basteln oder spielen. Besonders beliebt ist „Jugger“. Dabei handelt es sich um eine Mannschaftssportart. Der Spielball soll im gegnerischen Tor landen; um die andere Mannschaft am Punkten zu hindern, gehen Spieler mit gepolsterten Sportgeräten, sogenannten Pompfen, gegeneinander vor. Da wird wild gehauen und gestoßen. Damit die gepolsterten Stäbe niemandem wehtun, gibt es einige Regeln. „Der Kopf darf zum Beispiel nicht getroffen werden“, verdeutlicht Lucia. Sie spielt heute mit. „Jugger ist aber ganz schön anstrengend“, weiß Felix. Deswegen ist er zwischendurch auch froh, wenn es entspannendere Aktivitäten gibt. Diesbezüglich können die Kinder auch Anregungen machen, im Raumschiffrat etwa werden Wünsche geäußert, die das Betreuerteam nach Möglichkeit aufgreift. Zu ihnen haben die Jugendlichen einen guten Draht: „Die sind supernett“, sind sie sich einig.

Die Partys am Abend kommen gut an

Am Tag zuvor war zum Beispiel Holzschnitzen angesagt. „Ich habe einen Zwerg gemacht, der ist auf meinem Zimmer“, erzählt Felix. Auch habe es schon eine Massagegruppe gegeben, die habe ihm besonders gut gefallen. „Am Anfang hab ich immer gern gebastelt“, sagt Lucia. Und auch am kreativen Schreiben hat sie sich versucht und die Weltraumgeschichte aus Cosmos Sicht erzählt. „Ich habe zugehört und hatte richtig Gänsehaut“, lobt Johanna Mies. Besonders gefallen hat Lucia die erste Party am Abend. „Das war das Highlight. Die Musik war toll und es gab Snacks“, erzählt sie. An einem anderen Abend haben sich die Kinder und Jugendlichen für eine außerirdische Party verrückt angezogen und mit knalligen Farben geschminkt. „Abends ist das Programm immer voll cool“, findet sie.

Bei so viel Trubel kann die Suche nach Cosmo auch mal in den Hintergrund treten. Vergessen wird sie jedoch nicht – spätestens wenn eine neue Aufgabe ansteht, hat die Raumfahrt wieder Priorität. Bis heute haben die 30 Kinder und Jugendlichen noch Zeit, ihre Mission zu erfüllen, dann steht die Abreise an. Für Lucia und Felix steht jetzt schon fest: Sie wollen im nächsten Jahr auf jeden Fall wiederkommen.