AUK hat den Naturlehrpfad auf Vordermann gebracht

Offizielle Eröffnung in Kirchberg an der Murr und eine Wanderung – Vom Mönchswiesenbächle, den Heimengruben und der Römerbrücke

Der neu beschilderte Naturlehrpfad in Kirchberg ist offiziell wiedereröffnet worden. Die Aktionsgemeinschaft Umweltschutz Kirchberg (AUK) hatte mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde das Projekt in die Hand genommen und neue informative Tafeln zu Flora, Fauna und Besonderheiten des Waldes gestaltet und angebracht. Im Anschluss gab es eine Begehung des Naturlehrpfads.

AUK hat den Naturlehrpfad auf Vordermann gebracht

Annette Pauleit überreicht Erwin Wägerle alte Unterlagen ihres Vaters, der den Naturlehrpfad einstens initiiert hat, sowie einen Zeitungsbericht: Der erneuerte Naturlehrpfad bei Kirchberg an der Murr ist nun offiziell seiner Bestimmung übergeben worden. Foto: A. Becher

Von Simone Schneider-Seebeck

KIRCHBERG AN DER MURR. Zwischen 1966 und 1969 hatte der Kirchberger Helmut Pauleit im Backnanger Wald ein großes Projekt in Angriff genommen – einen Naturlehrpfad einzurichten, entlang dem über fünfzig Hinweistafeln Wissenswertes über Flora, Fauna und Besonderheiten im Wald auf Kirchberger Markung verrieten. Immer wieder hatte es in den letzten Jahren Bestrebungen gegeben, diese Beschilderung zu erneuern, doch erst 2017 gelang der entscheidende Vorstoß. Jürgen Bergen von der Aktionsgemeinschaft Umweltschutz Kirchberg hatte angeregt, den Naturlehrpfad wieder zu aktivieren. Die Gemeinde sagte sofort ihre Unterstützung zu, und so konnte der neu beschilderte Naturlehrpfad am Samstag feierlich eingeweiht werden.

Erwin Wägerle, Vorsitzender der AUK, begrüßte knapp 60 Naturfreunde, die sich vor der frisch renovierten Schutzhütte am Beginn des Pfads zusammengefunden hatten, und erläuterte Vorgeschichte und Vorgehensweise bei der Reaktivierung des Naturlehrpfads. 26 Tafeln waren in Auftrag gegeben worden, und Vereinsmitglied Rudolf Renz hatte diese auf selbst gefertigten Siebdruckplatten angebracht. Im Juni war es dann so weit – Wägerle sowie die Vereinsmitglieder Erich Drexler und Gerhard Schaupp befestigten innerhalb weniger Tage Infotafeln und kleine Wegweiser an den zuvor mit Förster Picard ausgewählten und markierten Bäumen. Allerdings musste noch die Schutzhütte ausgebessert und neu gedeckt werden, was ebenfalls die Vereinsmitglieder übernahmen. Der Kirchberger Bauhof sorgte für frischen Schotter, sodass die Hütte nun gut zugänglich ist, und schließlich wurde sie noch mit einer großen Übersichtstafel des Naturpfads ausgestattet. Erwin Wägerle erklärte, dass der mittlerweile verstorbene Initiator Helmut Pauleit „die Wiederbelebung des Naturpfads begrüßt“ hätte, Unterlagen dazu hatte er der Nachwelt überlassen. An seiner statt hatten es sich Helmut Pauleits Kinder nicht nehmen lassen, bei der Einweihung dabei zu sein. Annette Pauleit überreichte dem Vereinsvorsitzenden neben weiteren Dokumenten zum ursprünglichen Pfad einen Zeitungsartikel von 1966, der von der damaligen Neuerrichtung des Naturlehrpfads berichtete. Bürgermeister Frank Hornek begrüßte „Idealismus, Tatkraft, Zeit und Elan der AUK“ und sagte dem Verein zu, dass sich die Gemeinde an den Kosten der Instandhaltung des Pfads beteiligen werde.

Die meisten Einweihungsgäste folgten Erwin Wägerle im Anschluss, um den neu beschilderten Pfad selbst in Augenschein zu nehmen. Etwa drei Kilometer ist er lang und zum größten Teil bequem begehbar. Für eine gemütliche Runde sollte man sich etwa eineinhalb Stunden Zeit nehmen. Schon von Weitem leuchten die hellen Tafeln dem Spaziergänger entgegen. Nicht nur verschiedene Bäume im Kirchberger Wald werden kurz beschrieben – mit Alter, Größe, Durchmesser, charakteristischem Blattwerk und Früchten, – auch Efeu und Pilze finden Erwähnung. Zudem wies Wägerle bei einzelnen Tafeln auch auf aktuelle Zustände hin, etwa auf das besorgniserregende Eschensterben. Besonders reizvoll sind die Hinweise auf historische und geologische Besonderheiten. So erfährt man etwa, dass die großen Dolinen, die sich überall im Wald finden, der einheimischen Bevölkerung in früheren Jahren als Versteck in kriegerischen Zeiten dienten. Wie AUK-Mitglied Gerhard Schaupp erläuterte, wurden diese Senken mit Baumstämmen belegt und dann mit Zweigen und Laub abgedeckt. Daher der ortsgeläufige Name Heimengruben. Das Mönchswiesenbächle ist hingegen eine Besonderheit, da es als einziger Bach auf Kirchberger Markung von West nach Ost fließt – kein Wunder, dass man ihm zu alten Zeiten magische Kräfte zusprach.

Die Begehung des Pfads, bei dem das Logo der Aktionsgemeinschaft, ein buntes Blatt, die Richtung weist, weckte Kindheitserinnerungen beim ein oder anderen Kirchberger. So schmunzelte der eine, dass die Römerbrücke früher als „Lügenbrücke“ bekannt war. Wenn man beim Überqueren der nicht mehr so trittfesten Brücke ins Wasser fiel, sei man einer früheren Lüge überführt gewesen. Andere erinnerten sich daran, wie man im Wüstenbach zu Kinderzeiten viel gebadet und mit Begeisterung Wehre gebaut hatte.

„Der Wald hat sich in den letzten 50 Jahren ganz schön verändert“ ist auch zu hören. Der Gang am Bach entlang ist nicht ohne – gutes Schuhwerk und Trittsicherheit sind hier gefordert. Doch es gibt vor der Abzweigung zur Götzenbrücke und zum Wüstenbach auch eine gut begehbare alternative Strecke diesseits des Gewässers.

Nach gemütlichen eineinhalb Stunden ist man wieder am Ausgangspunkt angelangt. Den Premierengästen hat es gefallen. Ein schöner Weg und eine gute Idee, dem Waldbesucher die einheimischen Besonderheiten und Schönheiten der Natur wieder vor Augen zu führen. Nicht immer muss man in die Ferne reisen, oft liegen sie direkt vor der Haustür.