50 Jahre Aspach: Aus der Zweckehe ist eine Gemeinschaft geworden

Im Rahmen des Aspacher Maimarkts fand der Festakt zum 50. Gemeindejubiläum statt. Die Festredner blickten auf eine turbulente Vergangenheit Aspachs zurück.

50 Jahre Aspach: Aus der Zweckehe ist eine Gemeinschaft geworden

Als einen Ort des Wohlfühlens bezeichnete die Aspacher Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff ihre Gemeinde. Foto: Dietmar van der Linden

Von Simone Schneider Seebeck

Aspach. Vor 50 Jahren hatten sich die vier Gemeinden Großaspach, Kleinaspach, Rietenau und Allmersbach am Weinberg zusammengeschlossen. Keine „Liebesheirat“, wie immer wieder betont wird. Doch zusammengerauft hat man sich schließlich doch. Und so ist es dann auch nur konsequent, den Festakt zum 50-Jahr-Jubiläum in den Maimarkt zu integrieren, findet Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff, denn „wir prägen das Wir-Gefühl“. Aspach habe sich zu einer gesunden, lebendigen, aktiven und attraktiven Gemeinde gemausert.

Kleinaspach wollte in den Landkreis Ludwigsburg

Das hätte man sich Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre sicher nicht träumen lassen, wie Backnangs Stadtarchivar Bernhard Trefz in seinem kurzweiligen historischen Rückblick schilderte. Nachdem die Gebietsreform in Baden-Württemberg beschlossene Sache war, folgte etwa eineinhalb Jahre später ein Erlass des Landratsamtes Backnang mit dem Ziel, Allmersbach am Weinberg, Großaspach und Kleinaspach zu einer Gemeinde zusammenzuschließen. Die Begeisterung hielt sich, gelinde gesagt, in Grenzen. Verschiedene anderen Optionen wurden in den betroffenen Gemeinden heftig diskutiert. So wurde in Kleinaspach etwa ein Anschluss an Oberstenfeld in Erwägung gezogen; bei einer Bürgerversammlung sprach sich die überwältigen Mehrheit für einen Anschluss an den Landkreis Ludwigsburg aus. Eine Dreierlösung ohne Großaspach stand ebenso im Raum wie ein Zusammenschluss nur von Großaspach und Allmersbach. Nicht ganz verwunderlich, stand den beiden Orten doch bereits der gleiche Bürgermeister vor, während die anderen Ortsoberhäupter hier nicht sonderlich gelitten waren, wie Trefz berichtete. So musste etwa der Kleinaspacher Bürgermeister nach einer Versammlung in Allmersbach gar den kurzen Fluchtweg aus dem Fenster in Anspruch nehmen.

Rückbesinnung auf die Wurzeln

Knapp ein halbes Jahr vor dem endgültigen Beschluss näherten sich die Gemeinden schließlich einander an und man entschied sich für die Gründung einer neuen Gesamtgemeinde. Vor allem auf Bestreben von Kleinaspach wurde zudem durchgesetzt, dass jede Gemeinde 25 Prozent der in Aussicht gestellten staatlichen Mehrzuweisungen erhalten sollte.

Um den Namen der neuen Gemeinde wurde ebenfalls zäh gerungen. Schlussendlich fand man hier zu historischen Wurzeln zurück. Denn bereits im 9. Jahrhundert wurde die Umgebung als Aspach bezeichnet. Die Beteiligung an der Wahl, die den Akt des Zusammenschlusse besiegelte, lag je nach Ort zwischen 30 und 50 Prozent, doch immerhin war die Zustimmung zwischen 68 und 91 Prozent eindeutig.

Rückblickend die richtige Entscheidung

Landrat Richard Sigel nutzte das Sinnbild der Hochzeit in seiner Gratulationsrede: „In einer Ehe feiert man goldene Hochzeit – wenn einem nach den 50 Jahren dann noch zum Feiern zumute ist.“ Um frei nach Woody Allen festzustellen: „Der Zusammenschluss war dazu da, Probleme zu lösen, die alle vier Gemeinden hatten.“ Rückblickend lasse sich sagen, dass die Zweckehe seinerseits richtig gewesen sei und sich Aspach zu einer florierenden Gemeinde entwickelt habe. Lob ging an den ersten Bürgermeister der neuen Gemeinde Heinz Layer, dem es gelungen sei, viel zum Zusammenwachsen beizutragen, ebenso wie auch seinen Nachfolgern Hans-Jörg Weinbrenner und Sabine Welte-Hauff. „Ohne den Willen aller kann man nicht zusammenwachsen“, so Sigel, der der amtierenden Bürgermeisterin als Geburtstagsgeschenk einen 500-Euro-Gutschein für die Kindertages- und Jugendeinrichtungen überbrachte. Dankbar zeigte sich Welte-Hauff für das Engagement der Bürgerinnen und Bürger: „Ihr habt Aspach zu dem gemacht, was es heute ist,“ nämlich: einem Ort des Wohlfühlens.

Dass die Gemeinde mit ihren Ortsteilen zusammengewachsen ist, zeigte sich auch am Jubiläumsbuch, das Lea und Rolf Butsch vom Theater Rietenau präsentierten. Nach einem Überblick der verschiedenen Bedeutungen des Begriffes „Heimat“, humorvoll ergänzt durch typisch schwäbische Beispiele, lautete schließlich das Fazit: „In diesem Buch ist keiner vergessen.“ Von den Vereinen, Organisationen, Gewerbetreibenden über die Rathausmitarbeiter, zu jedem findet sich etwas in dem ansprechend gestalteten 300-Seiten-Werk. Und so war es für Sabine Welte-Hauff selbstverständlich, den Mitgliedern der Projektgruppe zur Anerkennung eine Aufmerksamkeit zu überreichen.

Wimmelbuch soll bald erhältlich sein

Voraussichtlich beim Kelterfest im Oktober werde das lang erwartete Buch „In Aspach wimmelt’s“ erhältlich sein, so die schwäbische Waldfee Kim-Laura Rützler, die auf eine Besonderheit des Buches hinwies: „Hier wird die komplette Bevölkerung abgebildet.“

Zum Abschluss wurde es dann sportlich. Die Hip-Hop-Gruppe Heartbeats der SG Sonnenhof Großaspach zeigte akrobatische und tänzerische Einlagen im Festzelt, unterstützt vom Musikverein Großaspach, der auch die Gesamtveranstaltung musikalisch umrahmt hatte.