Aus für Konzerte am Aichstrutsee

Alle Auftritte der Open-Air-Reihe am Stausee sind für diesen Sommer vorerst abgesagt – Ärger mit den Anwohnern

Die Reihe hatte sich zu einem Geheimtipp für Musikbegeisterte entwickelt. Doch dass zuletzt immer häufiger am Aichstrutsee gerockt wurde, missfiel einigen Anwohnern, die sich deshalb ans Ordnungsamt wandten. Die Konsequenz: Vorerst sind alle Konzerte in diesem Sommer abgesagt.

Aus für Konzerte am Aichstrutsee

Die Band Grooveteeth (hier in einer Aufnahme von 2018) hat schon häufiger am Aichstrutsee gespielt – und wäre am Sonntag, 18. August, erneut nach Welzheim gekommen. Foto: B. Büttner

Von Matthias Ellwanger

WELZHEIM. „Überraschend und unheimlich schade“, findet es Katwin Beringer. Vor allem, dass diejenigen, die sich an den Veranstaltungen gestört haben, nicht zuerst auf den Kiosk und Veranstalter zugegangen seien. Die Tochter des Initiators Wolf Beringer hatte die Verantwortung erst vor Kurzem übernommen, nachdem ihr Vater völlig überraschend Anfang Juli bei einem Konzert verstarb.

Doch wie es am Aichstrutsee weitergeht, das ist im Moment noch völlig unklar. Konzerte am Stausee hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Vor fünf Jahren startete dann eine richtige Konzertreihe. Die Idee, am frühen Abend Livemusik mit der See-Atmosphäre zu verbinden und damit so etwas wie leichte Festivalatmosphäre im Welzheimer Wald zu schaffen, fand bei den Besuchern schnell Anklang. Wohl auch, weil für die Auftritte kein Geld verlangt wurde. Lediglich ein Spendenhut ging im Anschluss reihum.

„Unverständlich und nicht nachvollziehbar“

Was klein begann, wurde mit den Jahren aber immer größer: Mehr Bands, mehr Termine, in diesem Jahr wären es insgesamt 19 gewesen. Am vergangenen Sonntag hätte die Mellow Band den Stausee bespielt. Doch dazu kam es nicht. Denn am Wochenende vom 19. bis 21. Juli wurde es mehreren Anwohnern in Aichstrut offensichtlich zu bunt. Sie wandten sich im Anschluss mit einer Beschwerde an das Ordnungsamt. Zu laut und zu oft seien die Konzerte am See. Dort hakte man beim Landratsamt nach, wie das denn konkret geregelt sei mit Veranstaltungen im Freien und mit elektrisch verstärkter Musik. Die Antwort fiel ernüchternd aus: Lediglich dreimal im Jahr könne dafür eine Genehmigung erteilt werden. Open-Air-Veranstaltungen mit Lautsprechern seien auch nur zu besonderen Anlässen möglich. „Rechtlich würden wir Schwierigkeiten bekommen, wenn wir eine Genehmigung ausstellen“, sagt Uwe Lehar, persönlicher Mitarbeiter des Welzheimer Bürgermeisters, der diese Auskunft als „böses Erwachen“ bezeichnet. Denn würde die Verwaltung die bisher einzige Open-Air-Musikveranstaltung der Stadt weiter genehmigen, könnten Probleme mit der Gaststättenbehörde drohen.

Kompromissbereit sei man aber – und würde einer Fortsetzung der Konzertreihe, sofern sie regelkonform sei, nicht im Wege stehen. Lehar kann aber auch die Kritik der Anwohner verstehen. „Das hat sehr klein angefangen, zuletzt war es fast jedes Wochenende – das ist nicht wenig.“

Als „unverständlich und nicht nachvollziehbar“ bezeichnet dies die Band Grooveteeth, die nächsten Sonntag gespielt hätte, auf ihrer Facebook-Seite. „Vor den Kopf gestoßen“ hätten sich auch die Kioskbesitzer gefühlt, berichtet Beringer. Zum jetzigen Zeitpunkt wollen sie sich der Zeitung gegenüber aber nicht zu den Absagen äußern. „In einer Schockstarre“ sei auch sie gewesen, berichtet die Organisatorin. Die sei inzwischen überwunden. „Es soll weitergehen“, so Beringer. In welcher Form, das sei im Moment noch nicht entschieden. „Wir suchen noch nach einem Weg, die Konzerte weiterhin zu veranstalten.“

Völlig ausgeschlossen sei das ja auch nach den geltenden Regeln nicht. Beringer schließt demnach nicht aus, dass sogar dieses Jahr noch ein Konzert am Aichstrutsee stattfinden wird. Eine andere Idee könnte sein, die ohnehin schon stattfindende Reihe am Eisenbachsee in Alfdorf auszuweiten. Allerdings gibt es auch dort Nachbarn, die sich womöglich daran stören könnten. Bislang ging es dort aber immer gut.