Ausbildungsmarkt zeigt sich robuster als erwartet

Im Rems-Murr-Kreis stehen laut Arbeitsagentur noch 66 Jugendliche ohne Stelle oder eine Alternative zum Berufsstart da.

Ausbildungsmarkt zeigt sich robuster als erwartet

Das Handwerk umwirbt junge Leute, die einen Ausbildungsplatz suchen.

WAIBLINGEN (pm). Zum Ende des Berufsberatungsjahres am 30. September hat die Waiblinger Agentur für Arbeit Bilanz zur Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt gezogen. Von Oktober 2019 bis September 2020 meldeten Betriebe und Verwaltungen dem gemeinsamen Arbeitgeberservice von Agentur für Arbeit und Jobcenter insgesamt 2881 Ausbildungsstellen, 144 mehr als im Vorjahr. 2974 Bewerber standen dem gegenüber.

„Die Unternehmen im Kreis wissen, wie wichtig die Ausbildung eigener Fachkräfte ist, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein. Für Stornierungen von Ausbildungsstellen gibt es keine offizielle Statistik. Der Arbeitgeberservice schätzt die Stornierungsquote in diesem durch die Coronapandemie geprägten Jahr auf zirka 20 Prozent. Im Vergleich zu den Vorjahren ist sie damit ungefähr doppelt so hoch. Die Ausbildungsprämie, Kurzarbeitergeld und Pakete von Bund und Land haben sicherlich einigen Betrieben geholfen, ihre Ausbildungskapazität zu halten“, erklärt Christine Käferle, Leiterin der Agentur für Arbeit.

„Unternehmen sind nicht verpflichtet, uns ihre Ausbildungsstellen zu melden. Ebenso wenig müssen sich Ausbildungssuchende bei der Berufsberatung melden“, weist Käferle darauf hin, dass die Statistik der Arbeitsagentur den Ausbildungsstellenmarkt nicht vollständig abbilden kann. Die Zahl derer, die Vermittlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten der Berufsberatung in Anspruch nahmen, ging um 249 auf 2974 zurück. „Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater waren trotz der schwierigen Bedingungen, wie zum Beispiel der temporären Schulschließung, nah an den Jugendlichen dran. Wir haben schnell auf alternative Kommunikationskanäle wie Telefon und E-Mail gewechselt. Außerdem konnten wir auf die frühzeitige Berufsorientierung in den Vorjahren aufbauen, das heißt, wir kannten einen Großteil der Schulabsolventen schon“, sagt Käferle.

3000 Interessenten kamen zur Berufsberatung der Arbeitsagentur.

Von den knapp 3000 in der Berufsberatung gemeldeten Bewerbern nahm rund jeder Zweite (1483, das sind 49,9 Prozent) nach eigener Angabe zu Beginn des Ausbildungsjahres eine Ausbildung auf. Im Vorjahr nahmen 51,1 Prozent eine Ausbildung auf. 614 Personen, die bei der Berufsberatung nach einem Ausbildungsplatz gefragt hatten, besuchen mittlerweile eine weiterführende Schule, haben ein Studium oder ein Praktikum begonnen. 211 junge Erwachsene haben anstelle der anfänglich angestrebten Ausbildung letztlich eine Tätigkeit als Ungelernte angenommen, 98 haben sich für den Beginn eines Freiwilligen Sozialen Jahres, eines freiwilligen Wehrdienstes oder eines Bundesfreiwilligendienstes entschieden.

55 Ausbildungssuchende, die bisher noch keine Ausbildungsstelle finden konnten, nehmen inzwischen an einer berufsvorbereitenden Maßnahme der Arbeitsagentur teil, um sich im nächsten Jahr mit deutlich besseren Chancen erneut auf die Suche zu machen. 66 Jugendliche hatten zum Stichtag am 30. September weder eine Stelle noch eine Alternative für den Berufsstart. Für diese werden die Vermittlungsaktivitäten intensiv fortgesetzt. Außerdem wird mit den Jugendlichen an Alternativen, wie zum Beispiel dem Beginn einer Einstiegsqualifizierung, gearbeitet.

Von den an Rems und Murr gemeldeten 2881 Ausbildungsstellen waren bis Ende September dieses Jahres noch 343 unbesetzt. „Viele Einstellungsprozesse haben sich im Zuge der Pandemie nach hinten verschoben, Ausschreibungen und Auswahlverfahren waren im Frühjahr in vielen Unternehmen für drei Monate ausgesetzt. Das müssen wir bei der Interpretation der Zahlen berücksichtigen. Ich begrüße es sehr, dass die Betriebe verspätete Eintritte in die Ausbildung ermöglichen“, betont Käferle.

Auch wenn der offizielle Ausbildungsstart bereits vorbei ist, besteht durchaus noch die Möglichkeit, in das laufende Ausbildungsjahr einzusteigen.

„Die Erfahrungen zeigen, dass bis Dezember noch gute Chancen bestehen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Junge Leute sollten, um ihre Chancen zu erhöhen, über Alternativen nachdenken, auch wenn es vielleicht nicht der vermeintliche Traumberuf ist“, rät Käferle den Jugendlichen. Unterstützung bei der Suche bieten die Berufsberater.

Wer noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle ist, sollte sich daher umgehend beim BiZ-Call unter 07151/ 951902 oder per E-Mail an waiblingen.151-Berufsberatung-vor-dem-erwerbsleben@arbeitsagentur.de mit der Berufsberatung in Verbindung setzen und einen telefonischen Termin oder eine Videoberatung vereinbaren. Informationen auch auf www.arbeitsagentur.de.