Außenbecken im Wonnemar bleibt vorerst offen

Um Energie zu sparen, wurde auch im Wonnemar Backnang vor einigen Monaten die Temperatur gesenkt. Auf weitere Sparmaßnahmen wie zum Beispiel Einschränkungen der Öffnungszeit oder Schließung des Außenbeckens will die Betreibergesellschaft vorerst verzichten.

Außenbecken im Wonnemar bleibt vorerst offen

Die Beheizung des Außenbeckens kostet viel Energie. Die Interspa will es trotzdem offen halten. Archivfoto: Edgar Layher

Von Kristin Doberer

Backnang. Schon ohne Coronapandemie konnten sich viele Schwimmbäder ohne finanzielle Unterstützung ihrer Kommunen kaum halten, nun kommt auch noch die Energiekrise dazu. Hallen- und Freizeitbäder sind besonders energieintensiv, schon vor Monaten haben viele Bäder deshalb ihre Wassertemperaturen gesenkt. Vor dem anstehenden Winter gehen einige Betriebe aber noch weiter. Saunazeiten werden eingeschränkt, bestimmte Saunabereiche oder Außenbecken werden ganz geschlossen, um Energie einzusparen (siehe Info). Zum Teil passen sich auch die Eintrittspreise an die gestiegenen Kosten an.

Wie steht es um das Backnanger Wonnemar, sind auch hier weitere Energiesparmaßnahmen geplant? Zumindest vorerst ist das nicht der Fall. Denn die Situation des Hallenbads in Backnang unterscheidet sich etwas von der Situation in anderen Kommunen. Die Stadt ist nämlich nicht alleinige Eigentümerin, die Betreibergesellschaft Interspa bestimmt auch mit. „Wir haben da gar nicht in allen Punkten ein Mitspracherecht“, sagt Erster Bürgermeister Siegfried Janocha. Klar ist aber: Die Öffnungszeiten für Bad und Sauna bleiben bestehen. Da sei man sich mit der Interspa einig. „Wir müssen das Schulschwimmen und die Schwimmkurse unbedingt aufrechterhalten“, sagt Janocha. Gerade im Bereich des Schwimmunterrichts und der Schwimmfähigkeiten von Kindern sei in den vergangenen zwei Jahren schon zu viel auf der Strecke geblieben. Viele Schwimmkurse müssen nun dringend nachgeholt werden. „Das gilt genauso auch für die Vereine, die so lange nicht trainieren konnten.“

Schulbetrieb und Schwimmkurse sollen keinesfalls eingeschränkt werden

Aber auch den anderen Badegästen wolle man eine Einschränkung nicht zumuten. „Gerade nach den Jahren der coronabedingten Einschränkungen möchten wir unseren Gästen so lange wie möglich das vollständige Angebot bieten“, sagt Stephan Distel, Pressesprecher der Interspa-Gruppe. Besonders da sich die Besucherzahlen gerade erst wieder etwas eingependelt haben. „Nach zwei Jahren coronabedingter Schließungen und Zugangsbeschränkungen haben sich die Besucherzahlen durch den Wegfall der letzten Einschränkungen in diesem Jahr wieder stabilisiert“, so der Pressesprecher. Die Menschen seien wieder froh, ihren gewohnten Freizeitbeschäftigungen wie dem Besuch von Schwimmbädern und Saunen nachzugehen. Durch die Coronazeit habe die Auszeit vor der Haustüre beziehungsweise der Kurzurlaub im eigenen Land enorm an Bedeutung gewonnen. „Davon profitieren sämtliche Freizeitanbieter“, so der Pressesprecher.

Da kommt die Energiekrise nun zu einer denkbar schlechten Zeit. Für den energieintensiven Betrieb von Hallenbädern sind die Kosten im vergangenen halben Jahr stark gestiegen, auch in Backnang. „Die Energiekosten machten früher einen Umsatzanteil von zirka sechs Prozent aus. Derzeit sind es 30 Prozent“, erklärt Distel. Wie die meisten Badbetreiber hat sich auch die Interspa-Gruppe nach einem Aufruf der Bundesregierung zum Energiesparen schon im Mai dafür entschieden, die Temperaturen in „vertretbarem, aber für die Gäste immer angenehmem Maße“ zu reduzieren. Bei den sogenannten Wohlfühlbecken wurde die Temperatur um ein Grad gesenkt, das Sportbecken wird nur noch auf 25 Grad statt auf 27 Grad Celsius erwärmt. „Laut Deutscher Gesellschaft für das Badewesen bringt die Absenkung der Wassertemperatur um zwei Grad eine Energieeinsparung von bis zu 25 Prozent“, begründet Distel.

Janocha lehnt noch niedrigere Wassertemperatur ab

Noch mehr könne man die Wassertemperatur aber nicht senken, meint Janocha. Das sehen auch die Schwimmvereine so. Gerade für den Schwimmunterricht unter der Woche würden diese sich wieder höhere Temperaturen wünschen, wie Mustafa Gül, Jugendleiter der TSG Backnang, bei deren Schwimmfest am vergangenen Wochenende im Wonnemar beschreibt. Zumindest für den Wettkampftag allerdings wurden die Temperaturen wieder etwas erhöht.

Dabei hat das Wonnemar noch eine vergleichbar gute Ausgangslage. Im Gegensatz zu anderen Bädern wird hier nicht mit Erdgas geheizt, sondern mit Biomethan aus einem Blockheizkraftwerk, wie Janocha erklärt. „Damit haben wir zumindest das Gasproblem nicht“, sagt der Erste Bürgermeister. Noch nicht abschließend geklärt sei mit der Interspa aber die Frage nach dem Außenbecken. Aktuell wird das noch auf etwa 30 Grad beheizt, die Interspa will das auch unbedingt beibehalten. Dazu werde es in den nächsten Tagen aber noch eine Sitzung der Entscheidungsträger geben.

Die Mehrkosten teilt sich die Interspa-Gruppe mit der Stadt

Denn einerseits verbraucht so ein Außenbecken im Winter natürlich Unmengen an Energie. Andererseits handelt es sich nicht um ein gewöhnliches Außenbecken, sondern eben um ein Solebecken. Das werde von Menschen mit gewissen Erkrankungen ganz gezielt genutzt. „Hier müssen wir abwägen, was wichtiger ist“, sagt Janocha. Fest steht: In diesem Jahr ist der Betrieb des Bads deutlich teuer als in den Vorjahren. Diese Mehrkosten werden zwischen Interspa und der Stadt Backnang aufgeteilt. Bereits vor knapp zehn Jahren wurde vertraglich geregelt, wie genau die Kosten aufgeteilt werden, sollten diese ein bestimmtes Maß überschreiten. Wie hoch die Mehrkosten für die Stadt ausfallen werden, sei noch nicht klar, schließlich sei das Jahr noch nicht vorbei, meint Janocha. Im Jahr 2023 erhofft er sich durch die im Frühjahr in Kraft tretende Gas- und Strompreisbremse wieder weniger Mehrkosten.

So reagieren andere Hallenbäder im Rems-Murr-Kreis

Waiblingen Im Waiblinger Hallenbad wurde das Außenbecken schon geschlossen. Die Temperaturen in den Schwimmbecken im Inneren wurden abgesenkt. Warmbadetage wurden gestrichen. Montags bleibt das Bad für die Öffentlichkeit zu. Die Hallenbäder in den Stadtteilen Hegnach und Bittenfeld schließen bis nach Ostern 2023.

Fellbach Im F3-Bad ist die Trockensauna bereits Ende August geschlossen worden, damit spare man etwa 300 Kilowattstunden pro Tag. Außerdem wurde die Badetemperatur ist abgesenkt. Auch die Eintrittspreise wurden angepasst, die Rutsche und die Sauna sind am Wochenende nun teurer.

Schorndorf In Schorndorf drohte sogar die Schließung der Bäder in der Stadt sowie in den Stadtteilen Buhlbronn und Schlichten, da die Bäder Verluste in Millionenhöhe machten und die Stadt ohnehin ihren Haushalt kaum ausgleichen konnte. Nach dem lautstarken Protest von Bürgerinnen und Bürgern sowie des Schorndorfer Schwimmvereins hat sich der Gemeinderat doch gegen eine Schließung entschieden. Stattdessen wird der Eintrittspreis in Schorndorf erhöht.

Winnenden Im Winnender Wunnebad ist das beheizte Außenbecken Anfang Oktober geschlossen worden, der Gasverbrauch sei hier viel zu hoch. Es wird erst zur Sommersaison 2023 wieder geöffnet. Außerdem wurden auch im Inneren die Wassertemperaturen abgesenkt.