Noch ist der Waschraum Teil der Baustelle, aber geht es nach den Verantwortlichen der Erlacher Höhe Manuela Nesper, Wolfgang Sartorius und Andrea Beckmann (von links), drehen sich hier bald die Trommeln. Foto: Alexander Becher
Backnang. Auf der Baustelle in der Eichendorffstraße wird fleißig gearbeitet. Schließlich soll im April die Eröffnung des Erweiterungsbaus der Erlacher Höhe stattfinden. Damit sehe es ganz gut aus, sagt Manuela Nesper, Leiterin des Facility Managements. Und das ist nicht selbstverständlich, denn: „Anfangs hatten wir große Probleme.“ Der Stein, mit dem gemauert werden sollte, stand nicht mehr zur Verfügung. Nach intensiver Suche konnte eine Alternative gefunden werden, die zur gleichen Bausumme verfügbar war. Es ergab sich sogar noch ein Vorteil: Durch die Beschaffenheit des neuen Steins kann die Wärmedämmung gespart werden. „Nun sind wir ganz glücklich damit“, so Manuela Nesper. Sie räumt aber auch ein: „Die Sache hat uns ein halbes Jahr gekostet.“ Und das hatte weitreichende Auswirkungen. Der Zimmermann habe dann beispielsweise ein anderes Projekt vorgezogen und konnte nicht nahtlos anknüpfen. Aber sei’s drum, nun ist alles wieder in Ordnung.
Mit dem Bauprojekt schafft die Erlacher Höhe ein spezielles Angebot: Im Neubau entsteht unter anderem eine therapeutische Wohngemeinschaft. „Hier werden Menschen einziehen, die zuvor in der Sozialtherapie, in der Regel auf der Hellen Platte, waren“, erklärt der Geschäftsführer der Erlacher Höhe Wolfgang Sartorius. Sie haben also eine Suchttherapie hinter sich und sind bemüht darum, abstinent zu bleiben. Ihnen dient das Leben in der WG dazu, ihren neuen Alltag zu stabilisieren, es ist ein Schutzraum. Alkohol werde es daher vor Ort keinen geben, so Sartorius. Unter anderem gibt es auch Räume für die Verwaltung und die Betreuungskräfte im Erdgeschoss.
Die Zimmer der Bewohner im Erdgeschoss sind mit einem Bad ausgestattet, die große Küche ist als Gemeinschaftsraum gestaltet. Die Tische könne man entweder zu einer großen Tafel zusammenrücken oder einzeln nutzen, führt Manuela Nesper aus. „Und man kann auch Spieleabende oder Ähnliches veranstalten.“ Zudem gibt es einen Waschraum mit bis zu vier hochwertigen Waschmaschinen und zwei Trocknern. Ob die Geräte größer ausfallen oder kleiner (weil die Bewohner lieber für sich waschen wollen), das handhabe man flexibel.
Bei deren Anschaffung hilft der Verein BKZ-Leser helfen mit einer Spende aus. „Der Plan ist, dass die Bewohner die Maschinen gegen einen kleinen Obolus nutzen können“, erklärt Andrea Beckmann, die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit bei der Erlacher Höhe. Für die Zielgruppe der therapeutischen WG, von denen die meisten nur über geringe Finanzmittel verfügen, wäre eine solche Anschaffung nämlich eine große Belastung. „Bis zur Einweihung drehen sich die Trommeln hoffentlich schon“, freut sich Andrea Beckmann.
Nicht alle Menschen, die am Ende im Objekt wohnen werden, sind Teil der WG. Für sie sind die Zimmer im Erdgeschoss vorgesehen, von denen eines rollstuhlgerecht ausgebaut wird. Barrierefrei erreichbar werden übrigens alle Räume im neuen Gebäude, denn in die oberen Geschosse fährt ein Aufzug. Dieser ist auch mit dem Bestandsgebäude nebenan verbunden. Die Aufenthaltsdauer in der WG soll begrenzt sein. Aber als Anschlussunterbringung gäbe es im neuen Gebäude ebenfalls Möglichkeiten.
Im ersten Obergeschoss finden sich vier Apartments mit insgesamt sechs Wohnplätzen, welche vermietet werden. Sie sind Wohnraum für Menschen, die eigenständig leben. In die beiden Zweizimmerappartements könnten beispielsweise auch Paare einziehen oder Alleinerziehende mit Kind, führt Wolfgang Sartorius aus. Auch eine WG wäre vorstellbar. Man sei diesbezüglich etwas freier, sagt Manuela Nesper. „Ziel ist es, dass es durchgemischt wird.“
Mit den Appartements kann die Erlacher Höhe auf Bedarfe reagieren
Die vier Appartements im Dachgeschoss mit jeweils einem Wohnplatz sind über einen äußeren Aufgang separat zugänglich und bieten somit einen gewissen Schutz. „Das könnten eventuell spezielle Frauenplätze werden“, sagt Manuela Nesper. Das könnte man mit anderen Angeboten der Erlacher Höhe verzahnen. Man wolle sich bewusst alle Möglichkeiten offenlassen, um je nach Bedarf reagieren zu können. Bäder und Küchen sind in den Appartements jeweils vorhanden.
Wolfgang Sartorius zeigt sich stolz auf das, was die Erlacher Höhe hier schafft. Er hebt auch hervor: „Die Lage ist optimal, alles Wichtige ist fußläufig erreichbar.“ Möglich sei das rund fünf Millionen Euro teure Bauprojekt nur durch Unterstützung geworden, etwa mit Zuschüssen des Landes Baden-Württemberg, des Kommunalverbands für Jugend und Soziales Baden-Württemberg, die Aktion Mensch, die Stiftung Lebenswert, die Stiftung Wohnhilfe – und bald auch mit einer Spende des Vereins BKZ-Leser helfen.
Der Neubau ist übrigens nicht der einzige Abschnitt der Baumaßnahme in der Eichendorffstraße. Auch das Bestandsgebäude der Erlacher Höhe nebenan muss saniert werden. „Das war für die heutigen Standards nicht mehr angemessen“, erklärt Wolfgang Sartorius.