Ausstellungen über Graffiti und Wandkunst

dpa/lsw Stuttgart. Ein Pferd hängt in der Wand, John Lennons Witwe Yoko Ono stellt transparente Wände aus und einige Hundert Meter weiter bekommen Stuttgarts Graffiti-Sprayer zwei ganz legale Bühnen. An drei Standorten widmet sich die Stadt den Wänden. Mal Innen und mal Außen.

Jahr für Jahr geben Bahn und Kommunen viele Millionen Euro aus, um Graffiti-Beschädigungen auf Zügen und Wänden, in Unterführungen und an Häusern zu beseitigen. Nun dreht die Stadt Stuttgart den Spieß um. Nachdem sie bereits seit einigen Wochen Dutzenden Sprayern für ein Kunstprojekt im Stuttgarter Hauptbahnhof eine Bühne gibt, präsentieren Stadt- und Kunstmuseum vom Wochenende an und bis zu 31. Januar 2021 ihre Beiträge des dreiteiligen Projektes „Wände/Walls“.

Dabei widmet sich das StadtPalais oder Stadtmuseum unter dem Titel „Graffiti im Kessel“ der entsprechenden Kultur in der jüngeren Stuttgarter Geschichte. Es zeigt als eine Art begehbares Fotoalbum die einschlägigen Spots in der Stadt wie die Einfahrt zum Hauptbahnhof und die sogenannte Fellbachline und es lässt die Sprayerszene zu Wort kommen. Rund 2000 Fotos hat das Stadtmuseum aufgetrieben, begleitet von Videos und Installationen.

Das nicht weit entfernte Kunstmuseum widmet sich dem Thema „Wand“ naheliegenderweise unter künstlerischen Aspekten: Wandarbeiten internationaler bildender Künstlerinnen und Maler wie Yoko Ono, Thomas Schütte und Maurizio Cattelan setzen sich in ihren 30 Positionen aus den Jahren 1966 bis 2020 mit der Wand im Innenraum als Kunstobjekt auseinander.

Der Fokus liegt dabei nicht auf Wandmalereien, vielmehr wird die Wand als kulturelles Ereignis und als eigenes Objekt des Raums präsentiert, wie die Kuratoren der Ausstellung am Donnerstag vor dem Start erklären. Besonders ins Auge fallen dabei das transparente und verspiegelte Labyrinth Yoko Onos und das schwebende Pferd in Originalgröße (Cattelan), das mit dem Kopf durch eine Wand zu rennen scheint. Oder steckt es fest?

Bereits seit mehreren Wochen verwandeln zudem über 70 Künstlerinnen und Künstler der Stuttgarter Sprayerszene den legendären Bonatzbau im Hauptbahnhof in eine Graffiti-Galerie. Knallbunt, amüsant, teils beunruhigend und düster, aber immer innovativ nutzen sie die Leinwände und Wandflächen im langgezogenen und denkmalgeschützten Hauptgebäude aus, das derzeit saniert wird. „Hier wird der öffentliche Raum als Gemeingut verstanden, das Platz für vielfältige Gestaltungsformen bietet und darüber alternative Perspektiven auf den Lebensraum ermöglicht“, erklärt das Kunstmuseum Stuttgart dazu.