Sorge um Ausbildungsplätze: Prämie geplant

dpa/lsw Stuttgart. Weil Betriebe wegen Corona den Rotstift ansetzen, könnte es im Herbst deutlich weniger Ausbildungsplätze geben. Das Land will gegensteuern.

Sorge um Ausbildungsplätze: Prämie geplant

Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) trägt einen Mundschutz. Foto: Marijan Murat/dpa/Archivbild

In Industrie und Handel sind die Zahlen alarmierend: Jeder dritte Ausbildungsbetrieb sieht sich wegen der Corona-Krise gezwungen, die Ausbildung ganz oder teilweise auszusetzen. Das ergab eine Umfrage des baden-württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) bei rund 3300 Ausbildungsbetrieben im Land. Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) will gegensteuern: Von Kurzarbeit betroffene Betriebe mit bis zu 50 Beschäftigten sollen eine Ausbildungsprämie von 3000 Euro erhalten - insgesamt rund 17 Millionen Euro im Land.

Es sei klar, dass die bisherigen Maßnahmen im Bereich Ausbildung angesichts der Wucht der Pandemie nicht ausreichten, sagte Hoffmeister-Kraut am Mittwoch beim Besuch eines Ausbildungszentrums in Stuttgart. Auch der Handwerkstag fordert Hilfen - etwa für jene Betriebe, die weiterhin genauso viel oder sogar noch mehr junge Menschen ausbilden als bisher.

Die Agentur für Arbeit sieht die Lage noch nicht ganz so dramatisch. Schon vor Corona habe man einen Rückgang beim Lehrstellenangebot um sechs Prozent ermittelt - das sei aber in erster Linie konjunkturbedingt gewesen, hieß es von der Behörde. Nach aktueller Erhebung hätten lediglich zwei bis drei Prozent der Betriebe angegeben, nicht ausbilden zu wollen, darunter vor allem Hotellerie und Gastronomie.

Der Unterschied in der Wahrnehmung liegt vor allem daran, dass die Arbeitsagentur alle Firmen nach ihren Ausbildungsplänen befragt, die Kammern hingegen jene Betriebe abfragen, die ohnehin schon ausbilden. Dann sind auch die Zahlen höher - wie beim BWIHK: Laut dessen aktueller Umfrage könnten fast 8600 von insgesamt rund 26 000 ausbildenden Unternehmen die Ausbildung ganz oder in Teilen aufgeben.

„Die Folgen der Corona-Pandemie kommen nun mit voller Wucht am Ausbildungsmarkt an“, erklärte Marjoke Breuning, Chefin der IHK Stuttgart. „All jene, die heute nicht ausgebildet werden, fehlen in den Betrieben als qualifizierte Fachkräfte, wenn sich die Wirtschaft wieder erholt.“ BWIHK-Chef Wolfgang Grenke forderte Anreize für die Ausbildung: Das Land solle die Hälfte der Ausbildungsvergütung jener Azubis übernehmen, die im Herbst starten.

Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold sieht das ähnlich: Die geplante Prämie sei ein wichtiger Baustein. „Wir brauchen jedoch zusätzlich einen Bonus als Entlastung und Anreiz für alle Betriebe, die weiter oder sogar verstärkt ausbilden wollen.“ Dies ließe sich etwa über eine Beteiligung des Staates an den Ausbildungskosten bewerkstelligen.