Backnanger Gedenkfeier für die Kriegsopfer

Oberbürgermeister Maximilian Friedrich erinnert anlässlich des Volkstrauertags an die Millionen Menschen, die Kriegen, Gewalt und Terrorismus zum Opfer gefallen sind. Auch aktuelle Krisen stehen im Fokus. Bei der Feier auf dem Stadtfriedhof haben lokale Persönlichkeiten und Vereine mitgewirkt.

Backnanger Gedenkfeier für die Kriegsopfer

Auf dem Backnanger Stadtfriedhof haben lokale Persönlichkeiten und Vereine eine Gedenkfeier veranstaltet. Fotos: Alexander Becher

Von Uta Rohrmann

Backnang. Vor fast 100 Jahren wurde auf Initiative des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge der Volkstrauertag als Gedenktag für die bis zu 20 Millionen Toten des Ersten Weltkriegs eingeführt. „Heldengedenktag“ hieß das damals. Daran und dass dieser Tag heute nötiger denn je ist, hat Oberbürgermeister Maximilian Friedrich am Samstag erinnert.

In seiner Ansprache auf dem Backnanger Stadtfriedhof dankte er den lokalen Persönlichkeiten und Vereinen, welche die Gedenkfeier zum Volkstrauertag mitgestalteten: „Sie alle leisten einen aktiven Beitrag dazu, dass dieser Gedenktag lebendig bleibt.“ Dieser sei wichtig, um den Blick auf die Vergangenheit mit zwei Weltkriegen zu schärfen, aber auch, um die Gegenwart beurteilen zu können. Angesichts aktueller Krisen gebe es kein Recht darauf, die Augen vor dem zu verschließen, was anderswo passiert.

Der Zweite Weltkrieg forderte weltweit rund 60 Millionen Tote

Vielmehr gelte es „zusammenzustehen – als Stadtgesellschaft wie auch als Europäer und als freiheitliche Demokraten“, betonte Friedrich. Nicht nur die ukrainische, sondern auch die russische Bevölkerung, die vielerorts unter dem Autokraten Wladimir Putin zu leiden habe, habe unsere Solidarität verdient.

Mit Blick auf den Zweiten Weltkrieg, der weltweit rund 60 Millionen Tote forderte, sagte er, jedes einzelne Schicksal sei bewegend. Wenn es ein Vermächtnis der Toten an die Lebenden gebe, dann dies, dass es die höchste Kunst der Politik sei, Frieden zu bewahren und zu verteidigen. Menschenwürdiges Leben sei nur in Frieden und in Freiheit möglich. Mit Blick auf die unzähligen Opfer aktueller bewaffneter Konflikte und Willkürherrschaften sagte der Oberbürgermeister, eine gefestigte, starke Demokratie, die extremistische Tendenzen aushält und im Zaum hält, sei existenziell.

„Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“, zitierte Dekan Wilfried Braun das Votum der ökumenischen Vollversammlung aus dem Jahr 1947. Wie unerwartet aktuell diese Mahnung sei, zeige der Krieg in der Ukraine. Seit dessen Beginn würden in vielen Backnanger Kirchen Woche für Woche Friedensgebete abgehalten – in der Stiftskirche beispielsweise immer mittwochs um 12 Uhr. „Als Christinnen und Christen finden wir uns mit Unrecht und Gewalt nicht ab. Wir geben Menschen eine Stimme, deren Ruf durch Schmerz, Alltagsnot und Tod zu verlöschen droht. Und wir vertrauen darauf, dass jeder gute Gedanke und jedes stille oder ausgesprochene Gebet etwas bewirkt: bei Gott, in uns und bei anderen“, sagte Braun. Frieden könne nur dort entstehen, wo Menschen etwas freiwillig und zusätzlich tun. Ein Beispiel dafür sei der „vorbildliche Einsatz des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge“. Mit einem künstlerischen Zugang bereicherten Schülerinnen und Schüler der Klasse 12 der Freien Waldorfschule mit ihrem Lehrer Fabian Stoermer die Gedenkfeier. Unter dem traumatischen Eindruck der Schlacht von Grodek (heutige Ukraine) im September 1914 entstand das gleichnamige Gedicht von Georg Trakl, der sich kurz darauf das Leben nahm. „Hoffnung“ heißt dagegen das Gedicht von Rose Ausländer, die im Zweiten Weltkrieg in ihrem Versteck in Tschernowitz, nicht weit von Grodek, überleben konnte. Der Gedichtvortrag durch die Schülerinnen und Schüler wurde vom Querflötenspiel des Lehrers unterstrichen.

Weitere Gedenkfeiern haben am Sonntag stattgefunden

Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier vom Städtischen Blasorchester sowie von den Chören des Liederkranzes und der Liedertafel Backnang. Das Repertoire reichte vom volkstümlichen Lied über Psalmvertonung bis zur Nationalhymne. Abschließend legte Oberbürgermeister Friedrich vor dem Mahnmal für die Stadt Backnang einen Kranz nieder. Es folgten Kranzniederlegungen durch den Sozialverband VdK Ortsverband Backnang, das Deutsche Rote Kreuz, den Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge Bezirksverband Nordwürttemberg und die Bundesministerin der Verteidigung.

Weitere Gedenkfeiern zum Volkstrauertag fanden am Sonntag in den Backnanger Ortsteilen Heiningen, Waldrems, Maubach und Strümpfelbach sowie in vielen Umlandgemeinden statt. In Steinbach ist das Totengedenken für den kommenden Ewigkeitssonntag geplant.