Backnanger Kawag-Kreisel soll leistungsfähiger werden

Der Umbau des Kreisverkehrs, der barrierefreie Ausbau der Bushaltestellen vor dem Gesundheitszentrum Backnang und der Ausbau des Parkplatzes beim Stadtfriedhof kosten 3,2 Millionen Euro. Die Belange von ÖPNV, Fußgängern und Radlern werden gleichwertig berücksichtigt.

Backnanger Kawag-Kreisel soll leistungsfähiger werden

Vermutlich 2025 wird der sogenannte Kawag-Kreisel endgültig ausgebaut. Keine Sorge, dies kollidiert nicht mit dem B-14-Ausbau im Bereich Backnang-Süd. Die Bundesstraße wird in diesem kritischen Abschnitt wohl erst 2027 ausgebaut werden. Foto: Alexander Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Der sogenannte Kawag-Kreisel ist einer der meist befahrenen Kreisverkehre in Backnang. Mehr als 28000 Fahrzeuge nutzen den bislang nur provisorisch ausgebauten Kreisel, an dem die Stuttgarter, Weissacher und Blumenstraße sowie die Straße Dichterberg zusammentreffen. Vor Jahren schon wurden vier Ausbauvarianten vorgestellt. Jetzt haben sich die Mitglieder des Ausschusses Technik und Umwelt bei einer Enthaltung dafür entschieden, dass mit jener Variante weitergeplant werden soll, die seit jeher von der Verwaltung favorisiert worden ist. Diese sieht einen einspurigen Kreisverkehr vor, der jedoch um einige Meter weiter nördlich in Richtung des Stadtfriedhofs verschoben wird und dadurch erst seine Vorteile entfalten kann.

Die anderen drei Varianten fielen allesamt mehr oder weniger deutlich durch. Am ehesten wäre noch ein ovaler Kreisel infrage gekommen. Dieser hätte eine ähnlich gute Leistungsfähigkeit gehabt wie die jetzt gewählte Variante, jedoch mehr Fläche benötigt. Eindeutig durchgefallen war die dritte Variante. Sie hätte einen Kreisel mit einem Bypass für die Abzweigung von der Blumenstraße in die Stuttgarter Straße vorgesehen. Doch genau an dieser Stelle wäre ein Bypass am unnötigsten gewesen, weil diese Verkehrsverbindung auch im Berufsverkehr relativ gut funktioniert. Die Nachteile für die Fußgänger und Radfahrer wären jedoch gravierend gewesen, weshalb die Bewertung dieser Lösung viel schlechter ausgefallen war.

Zweispuriger Kreise könnte laut Polizei die Verkehrsteilnehmer überfordern

Völlig durchgefallen ist die vierte Lösung, ein sogenannter Turbokreisel. Dessen Funktionsweise konnte selbst die Stadtverwaltung nicht so richtig erklären. Nach Einschätzung der Polizei könnten die Verkehrsteilnehmer bei diesem teilweise zweispurigen Kreisel überfordert werden, sodass er sich zu einem Unfallschwerpunkt entwickeln könnte. Die Stadtverwaltung schrieb in ihrer Bewertung: „Verständnis der Verkehrsführung möglicherweise problematisch.“ Zudem würden die Probleme mit dem Rad- und Fußgängerverkehr ebenso eintreten.

Teil des Projekts ist auch der barrierefreie Ausbau der Bushaltestelle vor dem Gesundheitszentrum in der Weissacher Straße sowie die Zufahrt der Busse aus dem Kreisel heraus. Dafür wird eine spezielle Busschleuse geschaffen. In diese können die Busse auf einer eigenen Spur aus dem Kreisel einfahren. So kann der Verkehr in der Weissacher Straße fließen, auch wenn die Busse an der Haltestelle stehen. Die Aufstellfläche wird so dimensioniert werden, dass selbst zwei Gelenkbusse Platz haben, ohne den Kreisel zu blockieren. Geplant ist ferner der Umbau des Parkplatzes zwischen Kreisel und Stadtfriedhof. Dort sollen künftig acht Stellplätze entstehen, zudem wird der Platz für die Altglascontainer optimiert.

Ute Ulfert: „Ganz optimal geht es halt nicht.“

Erster Bürgermeister Siegfried Janocha eröffnete die Debatte über die Varianten mit einer klaren Festlegung: „Nüchtern betrachtet kann es nur der einfache Kreisverkehr werden.“ Dass selbst diese Lösung bei der Leistungsfähigkeit nur die Qualitätsstufe C (Schulnote 3) erreicht, gefiel nicht allen. Aber Ute Ulfert (CDU) bilanzierte: „Ganz optimal geht es halt nicht.“ Willy Härtner (Grüne) lobte wie viele andere nach ihm auch, dass die Baumgruppe vor dem Friedhof bei der gewählten Variante erhalten werden kann. Skeptisch zeigte sich Rolf Hettich (CDU). Er bezweifelte, dass sich die Leistungsfähigkeit des Kreisels im Vergleich zu heute verbessern wird und erinnerte daran, dass seiner Ansicht nach das Verkehrsaufkommen steigen wird. Doch Setzer widersprach. Die relativ mäßige Qualitätsstufe C würde sich nur auf die schlechteste Phase des Tages beziehen. Insgesamt jedoch würde die Leistungsfähigkeit deutlich steigen, da der Durchmesser des Kreisverkehrs mit 35 Metern deutlich größer wird als dies beim derzeitigen Provisorium der Fall ist.

Armin Dobler (SPD) enthielt sich bei der Abstimmung als Einziger. Er lobte einerseits, dass das Projekt nicht nur aus der Autofahrerperspektive geplant werde, sondern dass auch die Belange des Busverkehrs und der Radfahrer und Fußgänger berücksichtigt werden. Auf der anderen Seite bezweifelte er, dass die kleinen Verbesserungen eine Investition von 3,2 Millionen Euro rechtfertigen würden, zumal die Stadt derzeit etliche teure Projekte zu stemmen habe. Und Fraktionskollege Heinz Franke wollte wissen, ob das Projekt komplett umgesetzt werden müsse oder ob nicht kleine Einzelmaßnahmen bereits eine positive Wirkung erzielen würden. Doch Setzer stellte erneut unmissverständlich klar: „Die Verbesserungen bekommen wir nur durch die Verlagerung und Vergrößerung des Kreisels. Es bringt nichts, am bestehenden Provisorium nur punktuell Kleinigkeiten zu ändern.“

Das Projekt wird mit 50 Prozent bezuschusst

Zeitplan Der Entwurf wurde jetzt abgesegnet. Ende Oktober hat die Stadt Backnang jedoch schon einen Förderantrag nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz gestellt. Die konkrete Planung und Vergabe erfolgt 2024, die Realisierung des Umbaus voraussichtlich ab 2025. Die zuwendungsfähigen Kosten werden mit 50 Prozent gefördert. Hinzu kommt eine Planungskostenpauschale in Höhe von zehn Prozent dieser Kosten.

Baukostenschätzung Die Gesamtmaßnahme kostet laut Planung etwa 3,2 Millionen Euro. Davon verschlingt alleine der Umbau des Knotens etwa 2,3 Millionen Euro. Die Bushaltestellen werden für 650000 Euro umgebaut, der Parkplatz des Friedhofs für weitere 210000 Euro.

Verkehr Der Kreisel erfüllt in der südlichen Vorstadt eine Verteiler- und Bündelungsfunktion der Verkehre aus Richtung Stuttgart und dem Weissacher Tal. Im vergangenen Jahr wurden täglich 28262 Fahrzeuge im Kreisverkehr gezählt. Insgesamt verkehren acht Buslinien entlang der Blumenstraße/Stuttgarter Straße und der Weissacher Straße mit einem derzeit nicht barrierefreien Halt am Gesundheitszentrum mit über 200 Abfahrten täglich. Zudem bilden die Blumenstraße und die Stuttgarter Straße wichtige Routen im innerstädtischen Alltagsradnetz.