Backnanger Kommandant: „Die Feuerwehr hat keine Nachwuchssorgen“

Interview Nach eineinhalb Jahren im Amt zieht der Backnanger Kommandant Thomas Rohnacher eine erste Zwischenbilanz. Die personelle Situation ist aus seiner Sicht gut, bei Gebäuden, Fahrzeugen und Ausrüstung müsse aber noch nachgebessert werden.

Backnanger Kommandant: „Die Feuerwehr hat keine Nachwuchssorgen“

In den Umkleidekabinen der Feuerwache in der Backnanger Stadtmitte geht es ziemlich beengt zu. Thomas Rohnacher freut sich deshalb darüber, dass die Bauarbeiten für eine Erweiterung bereits begonnen haben. Fotos: Alexander Becher

Herr Rohnacher, Sie sind seit eineinhalb Jahren Kommandant der Backnanger Feuerwehr. Davor haben Sie bei den Berufsfeuerwehren in Düsseldorf, Mannheim und Darmstadt gearbeitet. Haben Sie sich an das ruhige Leben in der Kleinstadt schon gewöhnt?

Von einem ruhigen Leben will ich nicht sprechen. Wir haben hier zwar weniger Einsätze als in großen Städten, aber es gibt ja noch viele andere Aufgaben: Übungen, Ausbildung, die Beschaffung neuer Ausrüstung und Technik, die Kooperationen auf Landkreisebene. Das ist so vielfältig, dass mir bestimmt nicht langweilig wird.

Kurz nach Ihrem Amtsantritt haben Sie eine Fortbildung für den gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst begonnen und waren nur noch selten in Backnang. Wäre die Anwesenheit des neuen Kommandanten nicht gerade in der Anfangszeit wichtig gewesen?

Ja, bestimmt. Es war aber schon bei meiner Einstellung klar, dass ich diese Fortbildung machen muss. Denn als Kommandant habe ich jetzt auch Aufgaben, die kein Bestandteil meiner Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr waren. Dort lag der Schwerpunkt auf den Einsätzen, jetzt bin ich auch für andere Themen zuständig, etwa für Brandschutzkonzepte oder den Haushaltsplan. Aber auch in der Zeit, als ich an der Landesfeuerwehrschule war, war die Backnanger Feuerwehr immer voll funktionsfähig. Mein Stellvertreter Stefan Burr hat mich tatkräftig unterstützt. Auch die Stadtverwaltung hat mir den Rücken gestärkt. So konnten wir die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilen. Am 27. März habe ich nun meine Laufbahnprüfung beendet und bin jetzt wieder regelmäßig in Backnang.

Nach eineinhalb Jahren im Amt haben Sie den Überblick. Wie ist die Backnanger Feuerwehr aus Ihrer Sicht aufgestellt im Hinblick auf Personal, Fuhrpark und Gebäude?

Wir sind gut aufgestellt, müssen aber schauen, dass wir zukunftsfähig bleiben. Bei insgesamt 28 Feuerwehrfahrzeugen müssen zum Beispiel jedes Jahr ein bis zwei Fahrzeuge ersetzt werden. Auch die Einführung des Digitalfunks oder die Neubeschaffung der Schutzkleidung sind große Themen, die uns zurzeit beschäftigen.

Als der Brandschutzexperte Christof Backes 2020 sein Gutachten für den Brandschutzbedarfsplan vorlegte, sprach er von deutlichem Handlungsbedarf. Die Hilfsfrist von zehn Minuten wurde in Backnang nur bei 45 Prozent der Einsätze eingehalten. Haben sich diese Werte inzwischen verbessert?

Die Zahl, die damals genannt wurde, hat nicht den Tatsachen entsprochen. Mit dem analogen Funkmeldesystem, das wir bisher hatten, musste der Einsatzleiter beim Ausrücken und beim Eintreffen am Einsatzort immer jeweils eine Taste an seinem Funkgerät drücken. Im Eifer des Gefechts wurde das öfter vergessen oder zu spät gedrückt. Mit dem neuen Digitalfunksystem, das wir gerade einführen, läuft es ganz anders: Da werden die Fahrten der Einsatzfahrzeuge über ein Navigationssystem genau erfasst und die Zeiten fließen automatisch in den Einsatzleitrechner ein. Dadurch wird die Statistik dann auch aussagekräftiger.

Ein Problem war die Tagesverfügbarkeit der ehrenamtlichen Feuerwehrleute. Zwei Drittel der Aktiven arbeiten nicht in Backnang. Hat eine Feuerwehr, die fast ausschließlich ehrenamtlich organisiert ist, in einer wachsenden Stadt dieser Größe noch eine Zukunft?

Auf jeden Fall. Die Stadtverwaltung hat aber erkannt, dass wir auch hauptamtliches Personal benötigen, um die vielfältigen Aufgaben erfüllen zu können. Der Stellenplan wurde aufgestockt: Wenn das neue Feuerwehrhaus Süd fertig ist, wird dort ein weiterer Mitarbeiter eingestellt. Insgesamt sind wir dann vier hauptamtliche Kräfte. So ist auch gewährleistet, dass wir genügend Fahrer für die großen Spezialfahrzeuge wie zum Beispiel die Drehleiter haben.

Trotzdem wird das Gros der Einsatzkräfte auch künftig im Ehrenamt tätig sein. Wie schwer fällt es, Nachwuchs zu gewinnen?

Die Backnanger Feuerwehr hat zum Glück keine Nachwuchssorgen. In den vergangenen Jahren hatten wir sogar mehr Zugänge als Abgänge. Im Schnitt waren es immer sechs bis acht Neuzugänge pro Jahr, dieses Jahr sogar elf. Außerdem haben wir 68 Mitglieder in unserer Kinder- und Jugendfeuerwehr. Die wollen wir spielerisch an die Feuerwehrarbeit heranführen, um sie später einmal in die aktive Wehr zu übernehmen.

Im Herbst wird das neue Feuerwehrhaus Süd zwischen Waldrems und Heiningen in Betrieb genommen. Was versprechen Sie sich von diesem Neubau?

Durch die Bündelung von drei Abteilungen an einem Standort wird die Feuerwehr im Süden noch leistungsstärker. Wir können das Personal effizienter einsetzen, auch die Ausstattung mit Fahrzeugen wird verbessert.

Auch andere Feuerwehrhäuser wie das in der Stadtmitte oder in Steinbach erfüllen nicht mehr die heutigen Anforderungen. Wo sehen Sie überall Handlungsbedarf?

In der Stadtmitte hat der Umbau bereits begonnen. Wir bekommen hier einen neuen Umkleidebereich mit Schwarz-Weiß-Trennung und einer Schleuse, damit die Abgase der Fahrzeuge nicht mehr in die Umkleidekabinen ziehen. Auch die Schlauchpflegeanlage wird ertüchtigt. In Schöntal gibt es Überlegungen für einen Neubau und auch in Strümpfelbach und Steinbach sind Baumaßnahmen nötig. Wir führen dazu gerade Gespräche mit dem Hochbauamt.

Hat der Standort in der Stadtmitte aus Ihrer Sicht auf Dauer noch eine Zukunft oder sollte man die Feuerwache lieber an einem verkehrsgünstigeren Standort neu bauen, etwa im Gewerbegebiet Lerchenäcker?

Durch eine Standortverlagerung wäre sicher eine Optimierung bei den Hilfsfristen möglich. Man könnte auch über ein gemeinsames Rettungszentrum mit anderen Hilfsorganisationen nachdenken. Dafür bin ich offen. Aber da reden wir über einen Zeitraum von zehn oder 15 Jahren. Deshalb müssen wir auch in das bestehende Gebäude weiter investieren.

Reichen die Mittel, die die Stadt Backnang zur Verfügung stellt, um die Feuerwehr modern auszustatten?

Ja, ganz klar. Die Stadtverwaltung hat immer ein offenes Ohr für mich. Klar, es lassen sich nicht alle Wünsche sofort erfüllen, aber unsere Zielrichtung ist dieselbe. So wollen wir zum Beispiel die Anschaffung einer neuen Drehleiter vorziehen, weil die alte aus dem Jahr 1997 stammt und zuletzt häufig kaputt war. Wir sprechen hier von einer Investition von etwa 1,2 Millionen Euro. Dass die Verwaltung das unterstützt, ist ein deutliches Signal.

Bei Ihrem Amtsantritt haben Sie sich noch darüber gefreut, dass die Feuerwehr als Stabsstelle direkt dem Oberbürgermeister zugeordnet war. Im Zuge der Verwaltungsreform wurden Sie nun aber dem neuen Verwaltungsdezernat von Timo Mäule zugeteilt. Haben Sie das als Degradierung empfunden?

Überhaupt nicht. Die Feuerwehr war am Anfang direkt dem Oberbürgermeister zugeordnet, aber Herr Mäule hat mich auch damals schon sehr unterstützt. Dass er jetzt mein Chef geworden ist, begrüße ich. Wir haben einmal pro Woche eine gemeinsame Dienstbesprechung und er ist immer für mich ansprechbar.

Das Gespräch führte Kornelius Fritz.