Backnanger Schulen radeln um die Wette

Neben dem Stadtradeln können sich dieses Jahr erstmals die Schulen untereinander messen: Wer sammelt beim Schulradeln die meisten Kilometer mit dem Fahrrad? Der Besuch an der Max-Eyth-Realschule in Backnang zeigt, dass die Aktion gut ankommt.

Backnanger Schulen radeln um die Wette

Ludwig (links) und Luca geben derzeit ordentlich Gas, um möglichst viele Kilometer mit dem Rad zu fahren und beim Schulradeln die Nase vorn zu haben. Foto: Alexander Becher

Von Anja La Roche

Backnang. Luca und Ludwig sind Schüler an der Max-Eyth-Realschule (MER) in Backnang und für die treten sie in den letzten Tagen kräftig in die Pedale. Grund dafür ist der Wettbewerb Schulradeln, der erstmals in Baden-Württemberg die Schulen dazu einlädt, sich im Radkilometersammeln zu messen. Das Schulradeln ist dabei unmittelbar mit dem Stadtradeln verknüpft, bei dem die Kommunen vom 2. bis 22. Juli um die Wette radeln. Die Radkilometer, die fürs Schulradeln gesammelt werden, werden automatisch auch der Kommune beziehungsweise dem Landkreis gutgeschrieben, in der sich die Schule befindet.

Die MER hat mit Luca und Ludwig zwei besonders fleißige Radfahrer am Start. Seit dem Beginn vor zehn Tagen hat der 15-jährige Luca bereits 432 Kilometer mit dem Rad zurückgelegt und ist damit Schulbester. Der 12-jährige Ludwig folgt ihm kurz dahinter mit stolzen 390 Kilometern (Stand gestern Mittag). Ebenfalls ein beeindruckendes Ergebnis legt der Schulrektor Timm Ruckaberle bereits vor. Er hat schon 203 Kilometer geschafft. Den schulinternen Wettbewerb unter den Lehrern führt bislang Leonard Zorn mit 135 Kilometern an.

Siegessicher, sich gegen die anderen Backnanger Schulen oder gar die im Rems-Murr-Kreis durchzusetzen, zeigen sich die Realschüler und der Lehrer dennoch nicht. „Bei uns haben sich nur so 30 bis 40 Leute angemeldet“, sagt der Lehrer Leonard Zorn. „Aber ich habe die Hoffnung, dass nächstes Jahr mehr mitmachen.“ Denn die gesammelten Kilometer, die die Teilnehmer wie beim Stadtradeln online oder in der App eintragen, zählen nur relativ zur Gesamtschülerzahl – da können auch so motivierte Radfahrer wie Luca und Ludwig nicht mehr allzu viel rausholen, wenn die Teilnehmerquote an der Schule gering ist.

Mit 10793 Kilometern hat das MBG derzeit die Nase vorn

Unter den Backnanger Schulen hat das Max-Born-Gymnasium Stand gestern die Nase vorne und zwar mit 10793 Kilometern. Insgesamt 118 Radler treten für das MBG in die Pedale. Die Schulen können sich aber nicht nur untereinander messen, sondern auch mit den Stadtradelteams. „Die Tesat-Spaceradler werden wir dieses Jahr mit Sicherheit vom angestammten ersten Platz verdrängen“, zeigt sich die MBG-Lehrerin Stefanie Hübner siegessicher.

Das Ziel von Schulradeln ist es, die Schüler und Schülerinnen für das Radfahren zu begeistern und dadurch die Umwelt zu schonen und sich mehr zu bewegen. Weil die Lehrer und Eltern dabei eine wichtige Vorbildfunktion erfüllen, dürfen sie ebenfalls Kilometer sammeln. „Einige Kollegen von mir lassen jetzt öfters das Auto stehen“, erzählt Leonard Zorn, der Deutsch, Ethik und Physik an der MER unterrichtet. Er selbst wohnt in Ludwigsburg und fährt normalerweise mit dem Fahrrad zum dortigen Bahnhof, um in die S-Bahn zu steigen. Derzeit sei die Fahrtzeit aber recht lang, aufgrund des Schienenersatzverkehrs muss er in Marbach am Neckar umsteigen. „Durch die Aktion kam ich auf die Idee, nach Alternativen zu schauen“, sagt Zorn. Jetzt fährt er mit seinem Rad täglich bis nach Marbach. „Bei so einer Aktion ist der Ehrgeiz geweckt.“

Von 100 bis 150 Kilometern am Wochenende auf 170 Kilometer aufgestockt

Für Luca ist das Schulradeln ebenfalls zusätzlicher Ansporn. „Ich fahr mehr, weil ich auf den ersten Platz will“, sagt er. Normalerweise fahre der Schüler 100 bis 150 Kilometer am Wochenende, neben seinem Schulweg unter der Woche von Burgstall nach Backnang. Während des Schulradelns hat er auf etwa 170 Kilometer am Wochenende aufgestockt. Mit seinem „Fully“, einem Mountainbike mit Federung und E-Antrieb, ist er dafür bestens ausgestattet.

Und auch Ludwig ist gerne auf zwei Rädern unterwegs, zur Schule von Backnang-Heiningen aus und auch in seiner Freizeit, „weil es so Spaß macht“. Die derzeitige Hitze mache beiden nicht zu schaffen – immerhin sorgt das Radfahren für erfrischenden Fahrtwind. Im Bus hingegen sei es oft warm und überfüllt. „Mit dem Fahrrad ist es mir angenehmer“, sagt Luca.

Der Rektor der MER Timm Ruckaberle hält das Schulradeln für eine gute Aktion, um das Bewusstsein für gesunde Bewegung zu stärken. „Bewegung ist wichtig und wird wichtiger“, sagt er. „Sehr gelungen finde ich, dass dieses Angebot so niederschwellig ist. Jeder kann mit seinen eigenen Fähigkeiten mitmachen. Das schafft Gemeinschaft und Miteinander, Dinge, die uns an der Schule wichtig sind.“

Zur MER pendeln laut dem Rektor die meisten Schüler mit Bussen und Bahnen, aufgrund der Streckensperrungen fahren derzeit aber auch wieder mehr Eltern ihre Kinder mit dem Auto. „Verbesserungsbedarf ist auf jeden Fall vorhanden“, resümiert Ruckaberle. Dafür seien vor allem Radwege wichtig, die einen sicheren Schulweg ermöglichen und auf denen die Schüler gemeinsam in Gruppen fahren könnten. „Außerdem brauchen wir entsprechend sichere Abstellflächen an den Schulen.“

Preise für die besten Schulen

Gewinner Der radaktivsten Schule im Rems-Murr-Kreis erhält von der Kreisverwaltung ein Eiswagen-Event. Die zweitbeste Schule erhält 500 Euro und die drittbeste 200 Euro für das nächste Schulfest. Grundschulen, weiterführende Schulen und Sonderschulen werden getrennt bewertet, berufsbildende Schulen können nur beim normalen Stadtradeln teilnehmen.

Landesprogramm Baden-Württemberg ist dieses Jahr das erste Mal bei dem deutschlandweiten Wettbewerb dabei und unterstützt die Schulen bei der Umsetzung.