Backnanger Stäffeleslauf sorgt für gute Stimmung

Bunt und inklusiv – das war der Stäffeleslauf auf dem Burgberg. Von 150 Läufern wurden insgesamt 2974 Runden à 640 Meter gelaufen. Besonderen Einsatz gab es von der Freiwilligen Feuerwehr Backnang: In voller Montur hat sie insgesamt 38 Runden geschafft.

Backnanger Stäffeleslauf sorgt für gute Stimmung

Die Feuerwehr hat sich in voller Montur beteiligt. Etwa 20 Kilogramm wiegt die Ausrüstung. Foto: Tobias Sellmaier

Von Simone Schneider-Seebeck

Backnang. „So viele Sponsoren hatten wir noch nie“, freut sich Michael Balzer, ehemaliger Erster Bürgermeister der Stadt Backnang und Vorstandsmitglied bei der Lebenshilfe Rems-Murr. Wenn die Teilnehmerzahlen auch nicht an den letzten Lauf vor vier Jahren heranreichen, so ist am Samstagnachmittag doch einiges los auf dem Burgberg. Die Band Sifalafami unterhält mit Rockklassikern, der Duft von gegrillten Würsten hängt in der Luft. Die Sonne wird zwar von einer etwas unfreundlich aussehenden Wolkendecke verdeckt, doch das stört die gute Stimmung keineswegs. Nach einem gemeinsamen Aufwärmen mit Mechthild Kallmann (TSV Lippoldsweiler) macht sich die kunterbunte und inklusive Mischung von Teilnehmerinnen und Teilnehmern startklar. Noch eine kurze Ansprache von Oberbürgermeister Maximilian Friedrich und dann folgt der Startklapp. Der sonst übliche Startschuss fällt in diesem Jahr aus, da man anlässlich des Ukrainekrieges nicht schießen möchte. Man wolle Solidarität zeigen und nicht den Wert auf Schnelligkeit legen, so Mitorganisator Rolf Hettich.

Als erste stürmt die 29-jährige Sophia Karadag voraus, eine junge Frau mit geistiger Behinderung, die im Laufe des Nachmittags viel Durchhaltevermögen zeigt – und stets ein lächelndes Gesicht. Zwölf Runden hat sie sich vorgenommen, doch als diese geknackt sind, mag sie gar nicht mehr aufhören. „14!“, ruft sie, und schließlich sogar: „16!“ Sie hat schon öfter beim Stäffeleslauf mitgemacht und auf die Frage, ob die Teilnahme ihre Idee war, kommt das „Ja!“ wie aus der Pistole geschossen heraus.

Auch viele Sportler mit Behinderung

Hat ihre Mutter sie zunächst noch begleitet, nutzt diese jedoch nach einer Weile die Gelegenheit zu einer Pause. „Es motiviert sie, wenn andere mitlaufen“, sagt Sophias Mutter. Sportlich ist die junge Frau auf jeden Fall, schon seit Jahren tanzt sie. Neben Sophia sind noch mehr junge Menschen mit geistiger Behinderung unterwegs, sei es im Tandem oder auch allein. Das Vergnügen ist allen anzusehen und wenn man sie anfeuert, dann geht es gleich noch flotter.

Nach einigen Runden merkt man den Teilnehmern die Anstrengung dann aber doch etwas an. Die Gesichter haben sich rot gefärbt, manches Trikot zeigt Schweißspuren. Dennoch sind die meisten recht entspannt dabei. Denn es kommt ja nicht auf Schnelligkeit an. „Dabei sein ist alles“, hat der Oberbürgermeister den Läuferinnen und Läufern auf den Weg mitgegeben.

Auch einige Politiker laufen für den guten Zweck

Da ist zum Beispiel die Laufgruppe des Sportkreises Rems-Murr, die von Lukas Gläser mit 1.000 Euro gesponsert wird. Hier mit dabei sind der Landtagsabgeordnete Gernot Gruber, die Bürgermeister Reinhold Sczuka, Michael Clauss und Uwe Bossert, Gemeinderatsmitglied Eberhard Bauer und Bürgermeisterin Patrizia Rall. Das Dabeisein mache Spaß, erklärt die Allmersbacher Rathauschefin ihren Einsatz, allerdings könnten es schon auch mehr Frauen sein: „Ich muss da mal die Werbetrommel rühren bei den Kolleginnen.“

Für das Team Sparkasse unterwegs ist Thomas Hofmann gemeinsam mit seinen Enkelinnen. Die kleine Tabea ist erst vier Jahre alt, hat aber mit ihrem Opa bereits vier Runden gemeistert. Es gibt sogar noch jüngere Läufer. Gerade mal zwei Jahre alt ist das kleine Mädchen, das mit der Mama unterwegs ist. Ob der zwei Monate alte Junior in der Trage seiner Mutter wohl ebenfalls zählt? Einen außergewöhnlichen Anblick bietet das Team der Freiwilligen Feuerwehr Backnang. Zwei Frauen und fünf Männer marschieren in voller Montur mit angeschlossener Sauerstoffmaske unermüdlich eine Runde nach der anderen. 20 Kilogramm wiegt die Ausrüstung, verrät der stellvertretende Kommandant Stefan Burr. „Da sieht man, was wir leisten müssen im Einsatz“, sagt er. „Bissle was muss man schon abkönnen“, kommentiert ein Feuerwehrmann am Schluss trocken. Mit 300 Euro wird die Truppe von der Backnanger Kreiszeitung unterstützt.

Einige laufen in besonderen Outfits

Auffallend ist ebenfalls das Outfit des Zweierteams „Zauberhaft“ mit knallpinkem Trikot, Herzluftballon und Krönchen im Haar. Krone verpflichtet, Lächeln ist angesagt, während die beiden Runde um Runde ihre Bahn ziehen. Und auch die weißen Schürzen der fünf Vertreterinnen des Caféle aus Allmersbach im Tal ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Ob die nicht unbequem sind beim Laufen? „Es wird etwas warm an den Oberschenkeln.“ Schon seit vielen Jahren nehmen die Damen am Lauf teil und unterstützen so die Lebenshilfe, sagt Rosie Burger. Kein Wunder, hat sich diese Einrichtung doch ebenfalls gegründet, um soziale Projekte zu fördern. Eine Runde mehr als beim vergangenen Lauf hat Hannelore Höhner diesmal geschafft. Die 71-Jährige war schon öfter dabei und sponsert sich selbst. „Wenn man fit ist, warum nicht? Außerdem ist es für einen guten Zweck.“

Zeit und Rundenzahl werden dieses Mal mit einem neuen System erfasst, verrät Rolf Hettich. Der Chip ist in die Startnummer integriert und das Programm wertet die Gruppen automatisch aus. Zuständig dafür ist die Firma Race Result, die für ihren Einsatz kein Honorar verlangt. Für Erfrischungen unterwegs ist gesorgt. Entweder man bedient sich an dem Stand mit Apfelschnitzen, Gummibärchen, Powerriegeln und Getränken oder man macht es sich kurz mal gemütlich, greift zur Roten oder holt sich frische Energie mit einem köstlichen Stück Kuchen. Und schon ziehen sie weiter. Selbst dem Regen, der nach gut zwei Stunden für empfindliche Abkühlung sorgt, trotzen die Unermüdlichen.

Stäffeleslauf 2022

RundenVon 150 Läufern wurden insgesamt 2974 Runden à 640 Meter gelaufen. Das entspricht 1903 Kilometern. Die Ergebnisse sind auf www.raceresult.com unter „Burgberg Stäffeleslauf“ zu finden.

Preise Folgende Einzelläufer und Gruppen erhielten für ihre Leistungen Gutscheine und Sachpreise: Als stärkste Einzelläuferin wurde Manuela Ricci ausgezeichnet (40 Runden), bei den Männern lag Frederik Eichenberger mit 49 Runden vorne. Der TC Backnang trat mit den meisten Teilnehmern an (30) und absolvierte als Gruppe auch die höchste Rundenzahl (758). Familie Konrad und „Die fünf Wills“ traten mit jeweils fünf Mitgliedern an und teilten sich somit den Preis für die Familie mit den meisten Läufern. Dabei lagen die Wills mit 75 Runden bei der Wertung „Familie mit den meisten Runden“ vorn. Bei der Schulklasse mit den meisten Runden erreichte die Grundschule Sachsenweiler mit acht Teilnehmern insgesamt die Spitzenzahl von 154 Runden.

Projekt „Live“ Der Stäffeleslauf ist in diesem Jahr auch die Auftaktveranstaltung für das Projekt „Live“ (lokal inklusiv vereintes Engagement). Denn im kommenden Jahr finden die Special Olympics in Berlin statt. Backnang ist eine der Host Towns und wird eine Delegation von den Bermudainseln beherbergen. Weitere Infos unter www.backnang.de/kultur-sport-freizeit/vereine.