Backnanger Tradition neu interpretiert

Adventssingen in der Sankt-Johannes-Kirche statt auf dem Stiftshof –Wetterbedingter Umzug kommt gut an

Das traditionelle Backnanger Adventssingen fand in diesem Jahr nicht auf dem Stiftshof statt, sondern wurde kurzfristig in die Sankt-Johannes-Kirche verlegt. Viele Besucher der Veranstaltung fanden das nicht schlimm – im Gegenteil.

Backnanger Tradition neu interpretiert

Volle Kirche, stimmungsvolle Lichter, guter Klang: Das traditionelle Adventssingen kommt auch in der Sankt-Johannes-Kirche gut an.Foto: A. Becher

Von Silke Latzel


BACKNANG. Drinnen statt draußen, Lichteffekte statt technischer Verstärkung des Tones und – für einige Besucher nicht ganz unwichtig – sitzen in der Wärme statt stehen in der Kälte. Das gemeinsame Adventssingen „Glanz&Klänge“ auf dem Stiftshof gehört für viele Backnanger ebenso zur Vorweihnachtszeit wie der geschmückte Baum und die vielen Lichter vor dem Rathaus. In diesem Jahr ist dabei jedoch fast alles anders als gewohnt. Fast, weil im Mittelpunkt der traditionellen Veranstaltung natürlich nach wie vor weihnachtliche Lieder stehen. Doch aufgrund einer schlechten Wetterprognose setzten die Veranstalter, allen voran Simon Köder vom Stadtmarketing Backnang, am Donnerstag alle Hebel in Bewegung, um Sänger, Musiker und Besucher vor eventuellem Regen zu schützen. Sie telefonierten und organisierten und fanden schließlich eine rundum gelungene Lösung, die sich für einen „Plan B“ wirklich sehen lassen konnte.

Der Innenraum der Backnanger St.-Johannes-Kirche am Samstagnachmittag in violettes Licht getaucht ist, projizierte Sterne bewegen sich langsam über die Wände. Die Atmosphäre passt von Anfang an, auch wenn sie ganz anders ist als auf dem Stiftshof. Und auch der Gesang der insgesamt rund 100 Sänger aus acht verschiedenen Chören hätte stimmungsvoller kaum sein können. Während draußen der Wind tobt, ist die Kirche schon gut eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn gefüllt, nicht alle Besucher finden Platz, sie stehen im hinteren Bereich und an den Seiten. „Wir wollen heute gemeinsam ein musikliasches Licht anzünden“, sagt Catrin Müller, die die musikalische Gesamtleitung des Projekts hat, und verspricht „in der goldenen Mitte des Programms“ eine Premiere: ein Kinderchor, bestehend aus Kindern der Grundschule in der Plaisir und den Singkids der Jugendmusikschule Backnang.

„Ob musikalisch oder unmusikalisch, hier darf jeder mitsingen“, sagt Oberbürgermeister Frank Nopper in seiner Ansprache und rezitiert eine leicht abgewandelte Form eines bekannten Weihnachtsgedichts, um seiner Freude über die Veranstaltung Ausdruck zu verleihen: „Von draus‘ vom Städtle komm‘ ich her, mit euch zu singen, das gefällt mir sehr“.

Von klassischen Liedern wie „macht hoch die Tür“, „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ und „Ihr Kinderlein kommet“ bis hin zu eher moderneren Werken wie „Go tell it on the mountains“ oder „It‘s beginning to look like christmas“ haben die Sänger ein stimmungsvolles Repertoire an Weihnachtsliedern mitgebracht. Begleitet werden sie – mal schwungvoll, mal besinnlich und immer passend – vom Musikverein Sachsenweiler.

Gemeinsam mit dem Kinderchor singen die Erwachsenen dann ein ganz besonderes Lied mit einem Text, der zum Nachdenken anregt: „Stern-Kind, Erd-Kind“ heißt es und „soll uns daran erinnern, dass es Kindern woanders nicht so gut geht, wie hier bei uns“, so Müller. An die 380 Menschen sind gekommen, um gemeinsam mit den Chören Adventslieder zu singen. Wie auch im vergangenen Jahr auf dem Stiftshof wird der Text über einen Projektor an die Wand geworfen, damit jeder mitsingen kann. Und das machen die Kirchenbesucher mit viel Freude, Spaß und Enthusiasmus.

Der diesjährige Umzug in die Sankt-Johannes-Kirche kommt gut an. Mehrfach ist zu hören, dass vor allem die älteren Besucher es schätzen, sich setzen zu können. Und durch die vielen Menschen ist es recht warm. Glühwein, Kinderpunsch oder Lebkuchen wie im vergangenen Jahr gibt es zwar nicht, und für viele gehört das einfach auch mit zum Backnanger Adventssingen.

Doch alles in allem sind sie zufrieden: Besucher, Sänger, Musiker und Veranstalter. Angelika Burkert-Florea aus dem Chor sagt sogar, dass sie lieber in der Kirche singt als auf dem Stiftshof, „es ist nicht so kalt und auch den Klang finde ich hier schöner“. Henrike Ritter-Kurr stimmt zu: „Es ist hier schon sehr heimelig gewesen“, sagt sie und lobt „die gute und schnelle Umsetzung in der Kürze der Zeit“.

Ob das Adventssingen im kommenden Jahr wieder auf dem Stiftshof stattfindet oder der Umzug in eine Kirche von Dauer sein könnte, will Simon Köder offenlassen. „So, wie es heute bei den Menschen angekommen ist, kann man darüber nachdenken, wie man es in Zukunft machen kann.“