Backnangerin ist auf den Spuren der Jedi-Ritter unterwegs

Kiana Wippler aus Backnang hat an einem Austauschprogramm der Deutschen Fechtsportjugend teilgenommen und im französischen Colmar für vier Tage den Degen gegen ein Lichtschwert eingetauscht.

Backnangerin ist auf den Spuren der Jedi-Ritter unterwegs

Ihre Fechtkenntnisse haben sich für Kiana Wippler (rechts) im Lichtschwerttraining als hilfreich erwiesen. Foto: privat

Von Lorena Greppo

Backnang. Dramatische Musik, Menschen mit Masken vor dem Gesicht und schwarzen Schutzwesten, Lichtschwerter, die aufeinanderknallen – das Ganze klingt wie eine Szene aus einem Film der Star-Wars-Reihe. Tatsächlich handelte es sich nicht um ein intergalaktisches Imperium und die Rebellion dagegen, sondern um junge Menschen aus Frankreich und Deutschland, deren Intentionen auch weitaus weniger martialisch waren. Bei der Veranstaltung in Frankreich standen vor allem der Spaß und der interkulturelle Austausch im Mittelpunkt. Die 15-jährige Kiana Wippler aus Backnang hat an dem Austauschprogramm der Deutschen Fechtsportjugend mit dem französischen Fechtverband (FFE) teilgenommen. „Unser Trainer hat eine E-Mail mit den Informationen rumgeschickt und gesagt, wir könnten uns ja bewerben“, berichtet die Fechterin der TSG Backnang. Normalerweise hat sie seit dreieinhalb Jahren regelmäßig den Degen in der Hand; bei dem Ausflug nach Frankreich sollte dieser gegen ein Lichtschwert eingetauscht werden. Da es deutschlandweit nur zwölf Plätze im Programm gab, hatte sich Kiana Wippler keine großen Chancen ausgerechnet. Doch siehe da: Sie gehörte zu den Auserwählten und durfte für vier Tage in Colmar im Elsass das Lichtschwertfechten erlernen.

Bei den Regeln gibt es deutliche Unterschiede zum Degenfechten

Was sich nach einem spaßigen Zeitvertreib für Sci-Fi-Fans und selbst ernannte Jedi-Ritter anhört, ist in Frankreich inzwischen eine anerkannte Sportart unter dem Dach des FFE. Die Fechter haben Lichtschwertrepliken – meist Polykarbonatklingen mit LED-Beleuchtung – in den Händen und sind mit Schutzausrüstungen ausgestattet. Die Maske, erklärt Kiana, ist die gleiche wie beim Degenfechten. „Man hat aber noch einen Nackenschutz daran, weil auch Schläge zum Hinterkopf möglich sind.“ Darüber hinaus sind Oberkörper, Schultern, Knie und Schienbeine mit Protektoren geschützt. „Das ist wie eine Art Panzer“, sagt Kiana. Auch habe man immer etwas Langärmeliges tragen müssen; die Profis hätten meist Judoanzüge getragen. Sind alle ausreichend geschützt, kann es losgehen.

Am zweiten Tag durften die jungen Padawane loslegen

Am ersten Tag war für die Jugendlichen erst einmal eine kurze Eingewöhnungsphase eingeplant, am zweiten Tag durften die jungen Padawane (so heißen bei Star Wars die Schüler der Jedi-Ritter) loslegen. Die Regeln der neuen Sportart unterscheiden sich doch deutlich vom Degenfechten, hat Kiana festgestellt. Beispielsweise sind Stöße mit den starren Lichtschwertern nicht erlaubt, vielmehr kommen Schläge zum Einsatz. „Wir fechten mit dem Degen auf einer Planche“, führt Kiana aus. Diese ist 14 Meter lang und 1,50 Meter breit, man bewegt sich also vor allem vor und zurück. Beim Lichtschwertfechten ist die Matte hingegen kreisförmig, mit einem Durchmesser von sieben Metern. Ähnlich wie beim Säbel können nur Punkte erzielt werden, wenn man auch das Angriffsrecht hat. Um dieses zu signalisieren, müssen die Fechterinnen und Fechter das Lichtschwert senkrecht über den Kopf nach hinten halten. Auch zählt nicht jeder Treffer gleich viel: Ein Schlag auf die Hand oder den Schwertgriff bringt einen Punkt. Für Bein- und Oberkörpertreffer gibt es drei Punkte. Ein Treffer an der Schulter oder am Kopf zählt fünf Punkte. Ein Schiedsrichter und zwei Assistenten bewerten die Hiebe.

„Das kann man nicht miteinander vergleichen“, urteilt Kiana zur Gegenüberstellung des Lichtschwert- und des Degenfechtens. Ihre Fechtkenntnisse haben sich für die Backnangerin aber als vorteilhaft erwiesen, sie habe sich daher gut geschlagen. Unter den Gastgebern seien auch Jugendliche ohne Vorerfahrung gewesen; ihnen war die 15-Jährige in der Reaktionsschnelligkeit oft überlegen. Grundsätzlich ging es aber vor allem darum, Neues zu lernen – auch wenn es am Ende des viertägigen Trainingslager einen kleinen Wettkampf gegeben hat.

Die Schüler haben rote und grüne Schwerter, die Trainer blaue

Während des Übens haben die Veranstalter sich auch um eine richtige Star-WarsAtmosphäre bemüht, „im Hintergrund lief die Filmmusik, das hat schon Stimmung erzeugt“, berichtet Kiana. Sie selbst hat mit der Science-Fiction-Reihe nichts am Hut, hat auch keinen der Filme gesehen. „Aber bei den Teilnehmern gab es einige, die voll für Star Wars gebrannt haben.“ Wer allerdings auf das berühmte Zischen beim Aufeinandertreffen zweier Lichtschwerter gehofft hat, der wurde enttäuscht. „Die Schüler hatten rote und grüne Lichtschwerter, die Trainer blaue und nur die Profis hatten Modelle, bei denen die Farben gewechselt haben und die auch Soundeffekte gemacht haben“, erinnert sich Kiana.

Drei Trainer haben den Jugendlichen gezeigt, wie sie das Schwert halten, wie sie stehen und wie man das Schwert schwingt. An den letzten beiden Tagen habe sie dann auch mit den Profis trainieren dürfen – ein eindrückliches Ereignis. „Einer von ihnen hat später bei der Weltmeisterschaft gewonnen“, berichtet die 15-Jährige.

„Wir wollten etwas machen, das nicht jeder macht“

An dem Austauschprogramm hatte Kiana teilnehmen wollen, weil es etwas ganz anderes ist, und diese Erwartung hat sich erfüllt. So ist sie vor dreieinhalb Jahren auch überhaupt erst zum Fechten gekommen, erzählt sie. Eine Freundin und sie hätten sich gemeinsam nach neuen Sportarten umgeschaut. „Wir wollten etwas machen, das nicht jeder macht“, sagt sie. Beider TSG-Fechtabteilung wurden sie fündig. Die Freundin sei nicht dabeigeblieben, Kiana Wippler hingegen schon. Und obwohl ihr das Austauschprogramm Spaß gemacht hat, ist sich die 15-Jährige sicher: Sie möchte doch lieber beim Degenfechten bleiben.

In Deutschland ist die neue Sportart aus dem Star-Wars-Universum rund um Luke Skywalker, Rey und Darth Vader noch nicht in der Breite angekommen. Aber sollte Kiana doch noch einmal Lust verspüren, etwas Neues in Sachen Fechtsport auszuprobieren: Seit gut 13 Jahren gibt es bei der TSG auch Fechten mit dem langen Schwert.