Backnangerin schwärmt: Vogelparadies auf dem Garagendach

Artenschutz vor der Haustür Nur Kies auf dem Dach? Das ist Margit Kraubmann nicht genug. Sie hat die Fläche auf ihrer Garage in ein Habitat für Spatzen, Bienen und andere Tiere verwandelt.

Backnangerin schwärmt: Vogelparadies auf dem Garagendach

Das Holztipi ist ein Hingucker auf Margit Kraubmanns Garagendach. Foto: Tobias Sellmaier

Von Lorena Greppo

Backnang. Als Kraubmanns vor neun Jahren ihr Haus in Backnang gekauft haben, sah ihr Garagendach aus wie jedes andere. „Ein 60er-Jahre-Flachdach mit Kies, grau, tot“, beschreibt Margit Kraubmann. Das habe sie auf keinen Fall gewollt. Schnell war klar: Eine Dachbegrünung sollte her. Vom Aufbau der Garage her war das Anlegen eines klassischen Beets jedoch nicht möglich. Betonplatte, Vlies, Kiesel – „hier kann nichts wurzeln“, stellt sie mit Bedauern fest. Das hält sie jedoch nicht davon ab, die graue Fläche in einen Rückzugsort für allerlei Tiere zu verwandeln.

Erst einmal holten Kraubmanns jedoch die Meinung eines Experten ein. „Als wir am Haus etwas umgebaut haben, war der Statiker da“, betont sie. Dieser habe grünes Licht für das Vorhaben gegeben. „Flechte und Moos sind das Erste, was sich breitmacht.“ Auch der stinkende Storchschnabel breitet sich ganz von selbst aus. Diese Pflanzen sind ein Habitat für Kleinlebewesen wie etwa Spinnen.

Für Vögel und Insekten ist einiges geboten

Mit dem Holz einer gefällten Tanne schichtete Margit Kraubmann in der Mitte des Garagendachs ein Tipi auf, welches Vögeln und Insekten als Rückzugsort dient. Eine Kletterrose und eine Waldrebe (Clematis) ranken daran. „Auch wenn es gestürmt hat, ist da noch nie etwas passiert“, hebt die Backnangerin hervor. Zur Sicherheit lässt sie aber den Teil des Dachs, der zur Straße hin zeigt, frei. Für die Spatzen, die am Haus der Kraubmanns nisten, wurde ein Sandbad aufgestellt. In diversen Töpfen und auf dem Holz wächst Hauswurz, in einem Gefäß steht Lehm mit Wasser als Baumaterial für Bienen und Schwalben bereit. Auch experimentiert die umtriebige Naturgärtnerin derzeit mit Löss. „Das ist aber in die Hose gegangen“, räumt sie lachend ein. Noch habe sie nicht die richtige Konsistenz gefunden, das Gemisch ist zu hart geworden und nur wenige Bienen haben die Löcher darin genutzt. „Da muss ich noch ein bisschen herumprobieren.“

„Der Garten gibt einem so viel zurück.“

Während sie von ihren Plänen erzählt, flattern die Spatzen um das Haus und hüpfen um das Tipi herum und durch die Äste hindurch. „Einfach herrlich“, findet Margit Kraubmann. Solche Beobachtungen sind die Belohnung für ihre Bemühungen, nicht nur mit dem Garagendach, sondern mit ihrem gesamten naturnah gestalteten Garten – „der gibt einem so viel zurück“.

Bislang ist das Garagendach der Kraubmanns das einzig begrünte

„In unserer Straße liegen alle Gärten beieinander und bilden einen Grüngürtel“, erklärt sie. Für die Tiere sei das wertvoll – auch wenn nicht alle naturnah gestaltet sind. Immerhin habe sie schon manch einen Anwohner dazu bewegen können, Blühstreifen anzulegen oder Nistkästen für Vögel zu montieren.

Mit der Nutzung ihres Garagendachs sind Kraubmanns aber weit und breit die Einzigen. „Von den Nachbarn hat noch nie jemand etwas dazu gesagt. Ich habe aber bisher auch noch kein anderes begrüntes Dach gesehen“, stellt Margit Kraubmann mit Bedauern fest. Manche wüssten vielleicht gar nicht, dass so etwas zulässig ist – wenn in Sachen Statik keine Bedenken bestehen. Bei einer Ausfahrt des ADFC zu verschiedenen Naturgärten in der Stadt habe sich eine Frau jedoch dazu erkundigt. „Ich habe wenig Arbeit damit“, macht die Backnangerin klar. Das versuche sie auch anderen zu vermitteln. Jedes bisschen helfe: „Wer nicht direkt das ganze Dach begrünen möchte, kann auch erst einmal ein paar Blumentöpfe daraufstellen“, führt sie aus. Und, wer weiß, vielleicht findet man so Gefallen an etwas mehr Grün auf dem Dach.

Hilfestellung für die Dachbegrünung

Vorteile Der bundesweit aktive Naturgarten-Verein nennt auf seiner Website diverse Vorteile von Dachflächenbegrünung: „Gründächer puffern Starkregen und extreme Temperaturen ab; sie bieten Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten auf sonst lebensfeindlichen Flächen; sie halten deutlich länger als eine konventionelle Eindeckung – und zudem sehen sie einfach schön aus.“

Vorbereitungen Bevor eine Dachbegrünung angelegt wird, empfiehlt der Verein eine Prüfung der statischen Belastbarkeit der Fläche. Darüber hinaus sollte ein Konzept für die Entwässerung stehen. Hierfür wird empfohlen, einen Experten zurate zu ziehen. Die Umsetzung könne hingegen auch gut in Eigenregie vorgenommen werden.

Gestaltung Die Fläche sollte mit einer speziellen Folie abgedeckt, mit Vlies ausgelegt und mit speziellem Pflanzsubstrat aufgefüllt werden. Für die Bepflanzung selbst eignen sich viele verschiedene Blumen, Kräuter und Stauden.

Informationen Einen Überblick – auch über wichtige Schritte beim Anlegen der Fläche – gibt es hier.