Wirtschaft will Pleitewelle durch Corona-Folgen verhindern

dpa/lsw Stuttgart. Im Kampf gegen die Folgen der Coronavirus-Pandemie mahnt die Wirtschaft im Südwesten zur Eile. Ministerin Hoffmeister-Kraut verspricht umfassende Hilfe.

Die Coronavirus-Pandemie lässt die Angst vor einer Pleitewelle in der Südwest-Wirtschaft umgehen. Betroffenen Unternehmen solle so schnell und unkompliziert wie möglich geholfen werden, versprach Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) am Freitag nach einem Treffen mit den Spitzen von Arbeitgebern und Gewerkschaften, Kammern und Verbänden und der Arbeitsagentur. „Insbesondere braucht es jetzt rasch eine schlagkräftige Kombination aus Kurzarbeitergeld, bewährten Liquiditätshilfen und zinslosen Steuerstundungen“, sagte sie.

Grundsätzlich sei das Land mit den Programmen der Förderbanken gut aufgestellt. Die Institute sollten aber künftig noch flexibler agieren und mehr Geld zur Verfügung stellen können. Darüber werde sie mit dem Finanzministerium sprechen, sagte Hoffmeister-Kraut. Außerdem forderte die Ministerin, die EU-Beihilferegeln und die Vorgaben im Insolvenzrecht vorübergehend zu lockern, um Unternehmen zu helfen. Auch müsse der Solidaritätszuschlag sofort und vollständig abgeschafft werden.

Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften begrüßten die Initiativen. Auch sie betonten, dass die Hilfe vor allem schnell gehen und am besten auch schon rückwirkend verfügbar sein müsse.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund rief dazu auf, den Schutz der Beschäftigten nicht zu vernachlässigen. „Wir stehen vor der Herausforderung, Beschäftigte nicht unnötigen Risiken auszusetzen und die Infektionskette zu durchbrechen“, sagte Landeschef Martin Kunzmann. Gleichzeitig müssten die notwendige Infrastruktur und Versorgung gewährleistet bleiben. Ein Gerangel darum, welche Unterstützung aus welchem Topf komme, müsse vermieden werden.

Die Arbeitsagentur betonte, sie stehe bereit, betroffene Unternehmen in Sachen Kurzarbeit zu unterstützen. Anfragen kämen bereits aus allen Bereichen der Wirtschaft. Bislang gehe es vorwiegend um Ausfälle in der Lieferkette, mit denen die Unternehmen zu kämpfen hätten.

Auswirkungen hat das Coronavirus aber nicht nur auf das aktuelle Geschäft der Unternehmen, sondern auch auf die langfristige Planung. Der Autozulieferer ElringKlinger verschob am Freitag seine für den 19. Juli geplante Hauptversammlung. Das gesetzlich vorgeschriebene Treffen der Aktionäre soll nun am 7. Juli stattfinden. Und auch viele Auszubildende müssen umplanen. Die Industrie- und Handelskammern sagten alle für kommende Woche geplanten Zwischen- und Abschlussprüfungen ab. Wann sie nachgeholt werden können, ist noch unklar.