Bäume sind mehr als Holz und Laub

Projekt Baum 2020: Die Naturparkführerinnen Michaela Genthner und Petra Klinger laden zu vielfältigen Angeboten ein

Die Naturparkführerinnen und Streuobstpädagoginnen Michaela Genthner und Petra Klinger haben sich erneut eine große Nummer ausgedacht: Nach der Begegnung am Brüdenbach und dem Friedenskulturfest am selben Ort, zwischen Unterweissach und Unterbrüden, mit Aktivitäten rund um eine Friedensbank setzen sie jetzt das Projekt Baum 2020 auf. Schirmherrin ist die Schwäbische Waldfee Leonie Treml.

Bäume sind mehr als Holz und Laub

Ein Jahr lang sollen der Wald und die Natur im Mittelpunkt stehen. Michaela Genthner (links) und Petra Klinger haben dazu das Projekt Baum 2020 ins Leben gerufen. Foto: A. Becher

Von Armin Fechter

ALLMERSBACH IM TAL. „Mit dem Projekt Baum 2020 wollen wir ein Zeichen setzen, eine neue Beziehung zum Baum schaffen, woraus eine dauerhafte Freundschaft oder sogar Liebe werden kann“, erklären die beiden Initiatorinnen. Zum Auftakt des Vorhabens, das mit Vorträgen, Aktionen, Kursen und vielerlei weiteren Angeboten auf ein ganzes Jahr ausgelegt ist, findet an diesem Wochenende im Sporterlebnispark in Allmersbach im Tal ein Aktionstag Streuobstwiese statt. Motto: Landschaft, die schmeckt. Gleichzeitig wird das Programm grünes Klassenzimmer im Schwäbischen Mostviertel offiziell eröffnet.

Inspiriert wurden die Initiatorinnen durch die Kampagne von Felix Finkbeiner, der weltweit dazu auffordert: „Stop talking. Start planting“ – „Hört auf zu reden. Fangt an zu pflanzen“. Er hat die Kinder- und Jugendinitiative „Plant-for-the-Planet“ ins Leben gerufen. Beim Aktionstag am Sonntag, 22. September, 11 bis 17 Uhr sind deshalb auch sechs Botschafter für Klimagerechtigkeit von Plant-for-the-Planet mit dabei. Bei ihnen können über die Aktion für einen Euro Bäume gepflanzt werden, und es wird faire Schokolade verkauft und für jeweils drei verkaufte Schokoladen ein Baum gepflanzt. Die Kinder halten dazu ferner um 14 Uhr auch einen kurzen Vortrag.

Daneben gibt es viele weitere Angebote: Führungen, ein Stück vom Puppentheater Professor Pröpstl, Infos über Bienen und Schafe, Weltmusik und Tanz, eine Spielstraße, Saftpressen und vieles mehr. Zu dem abwechslungsreichen Programm tragen viele verschiedene Beteiligte bei, unter anderem der Nabu, der Montessori-Verein, der Weltladen Backnang und andere. Auch die Stiftung Entwicklungszusammenarbeit (SEZ) mit ihrer kommunalen Initiative „Meine.Deine.Eine Welt“ ist mit im Boot, ebenso die Gemeinde Allmersbach im Tal und der Mostviertel-Verein, die Baden-Württemberg-Stiftung und andere mehr.

Zum Hintergrund des Projekts gehört auch der Klimawandel. „80 Prozent unserer Bäume in Baden-Württemberg sind krank“, erklären Genthner und Klinger. Sie wollen die Menschen deshalb für diese Problematik sensibilisieren und ermutigen, Verantwortung zu zeigen: „Viele Menschen haben den Bezug zur Natur verloren und gestalten ihre Grünfläche nutzerfreundlich, aber nicht natur- und insektenfreundlich“, beklagen sie. „Die Wertschätzung für die Natur geht immer mehr verloren. Grünflächen mit Bäumen verschwinden durch Bebauung.“ Sie wünschen deshalb eine Rückbesinnung auf den Wert der Natur und mahnen Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen an.

Während der einjährigen Projektlaufzeit sind viele verschiedene Aktivitäten geplant. Teils zeichnen Klinger und Genthner selbst dafür verantwortlich, teils steuern andere Vereine und Institutionen Angebote bei. Das Programm ist deshalb nach wie vor offen – wer einen Beitrag unterbringen oder das Projekt beispielsweise finanziell unterstützen möchte, kann sich bei den Initiatorinnen melden.

Vorträge beleuchten die Funktion des Waldes als Fitnesscenter

In Vorbereitung ist beispielsweise ein Biophilie-Training – Stichwort: Fitnesscenter Wald. Geplant ist ein Wochenende mit dem österreichischen Biologen und Bestsellerautor Clemens Arvay, der den Biophilia-Effekt und damit die heilende Kraft des Waldes betont. Am Freitag, 27. September, 19.30 Uhr hält er in der Ratsscheuer in Unterbrüden bei freiem Eintritt einen Vortrag über das Thema „Waldmedizin – Gesundheit aus der Natur“, gefolgt am Samstag von einem Seminar zum Thema, das allerdings bereits ausgebucht ist. Am Donnerstag, 3. Oktober (Tag der Deutschen Einheit), soll dann am Friedenspfahl zwischen Unterweissach und Unterbrüden ein Friedensbaum gepflanzt werden (14.30 bis 17.30 Uhr).

Angedacht ist auch, Bäume vor allem entlang der Straßen zu verschönern, indem sie umhäkelt werden – dazu werden noch Helfer gesucht. Im Bildungszentrum soll es eine Podiumsdiskussion über den Komplex Wald – Klima – Zukunft geben. Ein Fotowettbewerb zum Thema Baum, eine Kunstaktion mit dem Weissacher Fabian Baur, Baum-Yoga, Qigong im Wald, ein Wald-Speeddating und Gehmeditationen sind weitere Vorhaben, die angedacht oder in Vorbereitung sind. Ferner soll das Programm „Alarmstufe Grün“ der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, ein Planspiel rund um Wald und Klima, einbezogen werden.

„Bäume sind mehr als Holz und Laub“, erklären Genthner und Klinger und betonen damit die Bedeutung jenseits von Vermarktungsaspekten. Als ihre Vision sehen sie einen Heilwald – mit Sitzgelegenheiten, Pfaden, die die Sinne anregen, und Nischen für individuelles Erleben.

Ein inhaltliches Highlight soll ein Vortrag des Experten für Nachhaltigkeit und Biodiversität Stefan Rösler liefern. Der „Oecoach“ aus Stuttgart spricht über „Denken und Handeln in Ökosystemen – ein strategischer Ansatz für Wirtschaft und Gesellschaft“.

Eine Abschlussveranstaltung ist für 26. Juli 2020 geplant, wiederum im Sporterlebnispark in Allmersbach und mit verschiedenen Aktionen – angedacht ist beispielsweise ein Sägekurs –, Vorträgen, Führungen und anderem mehr.

Weitere Informationen gibt es auf www.mit-der-natur.de. Weitere Unterstützer und Interessierte können sich unter der Telefonnummer 0170/5245311 mit Petra Klinger in Verbindung setzen.