Bahn-Aufsichtsrat will Führungsstreit in Sondersitzung lösen

dpa Berlin. Interne Querelen, während jeder vierte Fernzug zu spät kommt? Das kommt nicht nur bei Fahrgästen schlecht an, auch beim Eigentümer der Bahn, dem Bund. Jetzt hat der Aufsichtsrat zu entscheiden.

Bahn-Aufsichtsrat will Führungsstreit in Sondersitzung lösen

Bahnchef Lutz (r) und Finanzvorstand Doll in Berlin. Foto: Michael Kappeler/dpa

Im Führungsstreit bei der Deutschen Bahn tritt der Aufsichtsrat heute (14 Uhr) wieder zu einer Sondersitzung zusammen. Im Mittelpunkt steht die Zukunft des Finanzvorstands Alexander Doll.

Der Aufsichtsrat legt dem früheren Banker zur Last, dass es nicht gelungen ist, die internationale Konzerntochter Arriva zu verkaufen. Das sollte mehr Geld für die Eisenbahn in Deutschland bringen. Doll hat nach dpa-Informationen einen Auflösungsvertrag unterschrieben, mit dem sich nun der Aufsichtsrat befasst. Doll äußerte sich zu den Vorgängen nicht.

Für einen Abgang des früheren Bankers hatte sich Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hinter den Kulissen stark gemacht. Er erwartet von dem Bundesunternehmen schnellere Verbesserungen für die Fahrgäste. Streit sei immer schlecht, betonte er. Doll soll dem Vernehmen nach eine einstellige Millionensumme als Abfindung erhalten. Wer seinen Posten übernehmen könnte, ist noch unklar.

Der Manager war erst im April 2018 als Vorstand für Logistik und Güterverkehr zur Bahn gekommen, seit Januar dieses Jahres ist er auch für die Finanzen zuständig. Er übernahm dieses Ressort von Bahnchef Richard Lutz, der es seit 2010 innehatte und als Vorstandschef zunächst behielt.

Die Fernzüge der Deutschen Bahn waren im Oktober nach Konzernangaben zwar etwas pünktlicher als vor einem Jahr. Dennoch kamen nur 73,1 Prozent der Züge rechtzeitig am Ziel an, also nach Bahn-Definition mit weniger als sechs Minuten Verspätung.

Der Arriva-Verkauf sollte bis zu vier Milliarden einbringen, auch um die die Eisenbahn in Deutschland besser zu machen. Doch die Interessenten boten deutlich weniger, weil Schulden und Pensionsverpflichtungen auf Arriva lasten. Intern wird Doll mangelnde Transparenz bei diesem Thema vorgeworfen. Vor drei Jahren hatte sich aber auch Lutz schon vergeblich an einem Arriva-Verkauf versucht.

Eine Rolle in dem Streit soll auch spielen, dass Doll sich dem Wunsch Lutz' widersetzt habe, das Finanzressort abzugeben und sich auf Güterverkehr zu konzentrieren. Für das Ressort kommt nun im Januar die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe, Sigrid Nikutta.