Bahn muss 3,3 Milliarden Euro für S 21 beschaffen

Wegen hoher Investitionen sind andere Projekte in Gefahr – Konzern verteidigt Entscheidung, Verbindung zum Flughafen zu kappen

Von Thomas Wüpper

Stuttgart Stuttgart 21 wird die bereits hoch verschuldete Deutsche Bahn in den nächsten Jahren massiv belasten. Das geht aus der Investitionsplanung des Konzerns hervor, die unserer Zeitung vorliegt. Demnach muss Bahn-Chef Richard Lutz allein bis 2023 rund 3,3 Milliarden Euro Eigenmittel für den Bau des Tiefbahnhofs beschaffen. Das ist mehr, als die Bahn im gesamten vorigen Jahr in allen Bereichen investiert hat, und mehr als das Vierfache des letzten Jahresüberschusses des Unternehmens.

Wie die als „streng vertraulich“ klassifizierten Unterlagen zeigen, ist die Bahn mit einem „hohen Anstieg“ der Investitionen für Stuttgart 21 konfrontiert. Das könnte dazu führen, dass Geld für wichtige andere Projekte bei der Infrastruktur sowie im Fern-, Regional- und Güterverkehr fehlt. Nach der neuen Planung wird das Projekt allein im nächsten Jahr rund 500 Millionen Euro verschlingen. Das ist ein Achtel der gesamten Nettoinvestitionen der Bahn in diesem Zeitraum. Im Jahr 2020 wird der Anteil auf ein Sechstel und 2021 sogar auf fast ein Fünftel steigen. 2022 sollen in Stuttgart 21 ein Siebtel und 2023 rund ein Sechstel der dann geplanten Investitionen von 3,5 Milliarden Euro fließen.

Die Gesamtkosten des Tunnelprojekts haben sich bereits auf mindestens 8,2 Milliarden Euro vervierfacht, der Bundesrechnungshof geht jedoch von eher zehn Milliarden Euro aus.

Am Mittwoch äußerte sich die Bahn dazu, dass im Zuge der Bauarbeiten für S 21 für ein Jahr die S-Bahn-Verbindung zum Flughafen gekappt wird. In dieser Zeit würden neue Tunnelstücke für die Anbindung der Gäubahn entstehen. Im Vergleich zu den ursprünglichen Plänen seien die zu erwartenden Einschränkungen aber geringer, hieß es. Eigentlich hätte parallel zum laufenden Betrieb gebaut werden sollen. Das hätte dreieinhalb Jahre Einschränkungen bedeutet.