Steuerzahlerbund sieht Kunst- und Kulturausgaben kritisch

dpa/lsw Karlsruhe. Pecunia non olet, Geld stinkt nicht - das wussten schon die Römer. Wie sehr es duftet, kann man bei Banknoten-Parfüm im Karlsruher Finanzamt erriechen. Das „Kunst-am-Bau“-Projekt hat den Bund der Steuerzahler auf den Plan gerufen - und der wird ganz grundsätzlich.

Steuerzahlerbund sieht Kunst- und Kulturausgaben kritisch

Ein Mann hält vor dem Karlsruher Finanzamt einen Flakon mit Banknoten-Duft, das Parfüm „Aerarium“, in der Hand. Foto: Uli Deck/dpa/Archivbild

Der Bund der Steuerzahler Baden-Württemberg stellt staatliche Ausgaben für Kunst und Kultur angesichts des coronabedingten Sparzwangs infrage. „In Zeiten durch die Corona-Pandemie knapper Kassen stellt sich (...) grundsätzlich die Frage, ob nicht auch bei Projekten im Rahmen von „Kunst am Bau“ der Gürtel etwas enger geschnallt werden müsste“, erklärte der stellvertretende Landesvorsitzende Eike Möller.

„Das gilt auch für finanzielle Großprojekte wie die Sanierung der Stuttgarter Oper“, erläuterte Möller. Voraussichtliche Kosten von bis zur einer Milliarde Euro seien aus Sicht des Vereins gerade in diesen Zeiten nicht vermittelbar. „Hier muss die Politik mit Augenmaß agieren, umso die Kosten möglichst gering zu halten.“

Stein des Anstoßes war zuletzt Parfüm mit Banknoten-Duft, das im neuen Karlsruher Finanzamt verkauft wird. Konzeptkünstlerin Katharina Hohmann hatte mit dem Werk den „Kunst-am-Bau“-Wettbewerb im Zuge des Neubaus gewonnen. Nach Angaben des baden-württembergischen Finanzministeriums hatten die Ausgaben dafür 90.000 Euro betragen, die Investition in den Neubau insgesamt rund 27 Millionen Euro. Das entspricht also in etwa einem Anteil von 0,33 Prozent.

Bei Neu-, Um- und Erweiterungsbauten des Landes Baden-Württemberg kann dem Ministerium zufolge - „soweit Zweck und Bedeutung der Baumaßnahme dies rechtfertigen“ - bis zu ein Prozent der anrechenbaren Kosten für sogenannte Kunst am Bau veranschlagt werden. Eine Kunstkommission wählt dann die Kunstwerke aus.

Der Steuerzahlerbund hatte aufgrund des Parfüms eine Anfrage an das Ministerium gestellt - ist aber nun zu dem Schluss gekommen, hier nicht weiter aktiv zu werden. „Derzeit ist das Parfüm-Projekt am Karlsruher Finanzamt im Rahmen von „Kunst am Bau“ kein Fall für das „Schwarzbuch“ des Bundes der Steuerzahler“, erklärte Möller. In dem sogenannten Schwarzbuch listet der Verein regelmäßig Beispiele auf, bei denen staatliche Behörden aus seiner Sicht Geld verschwenden.

Das Parfüm „Aerarium“ soll nach frisch gedrucktem Geld riechen. Die Kreation wird in Flaschen unterschiedlicher Farbe und Form abgefüllt, die eine Art Perlmuttschimmer haben. Die Flakons kosten 60 Euro - den Angaben nach sind das die Herstellungskosten. Die Einnahmen sollen in die Produktion einer neuen Charge fließen. „Geld verwandelt sich auf allegorische Weise also immer wieder in Duft“, erklärte die Künstlerin dazu. „Das Produkt trägt nicht zur Kapitalvermehrung bei.“

Laut Hohmann sind zwei Drittel der ersten 600 Flakons schon verkauft. Wegen der coronabedingten Schließung des Finanzamts gibt es allerdings Verzögerungen zwischen der Bestellung im Internet und der Abholung im Finanzamt unter Vorlage des Bezahlungsnachweises.

Der Name „Aerarium“ kommt übrigens nicht von ungefähr: Aerarium sei die Bezeichnung für die antike römische Staatskasse gewesen, erläuterte Hohmann. Abgeleitet vom lateinischen Wort für Bronze: aes.

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