Bauboom trifft auf Nachwuchsmangel

Im Kreis gehen der Baubranche die Azubis aus. 58 Prozent der Ausbildungsplätze sind unbesetzt.

Bauboom trifft auf Nachwuchsmangel

Baubranche sucht dringend junge Leute. Symbolfoto: A. Becher

WAIBLINGEN (pm). Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres sind viele Baufirmen zwischen Rems und Murr vergeblich auf der Suche nach Auszubildenden. Darauf weist die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) unter Berufung auf aktuelle Zahlen der Arbeitsagentur hin. Danach blieben im Juli 58 Prozent aller Ausbildungsstellen auf dem Bau unbesetzt. Von 66 ausgeschriebenen Plätzen im Landkreis waren noch 38 zu vergeben.

Bereits im vergangenen Jahr waren zum selben Zeitpunkt 71 Prozent aller Ausbildungsplätze im Bauhauptgewerbe unbesetzt. Mike Paul von der IG Bau Stuttgart spricht von einem „Alarmsignal“. Wenn es den Firmen nicht gelinge, Schulabgänger für die dringend gebrauchte Arbeit als Maurer, Straßenbauer oder Baugeräteführer zu finden, dann gerate das Fundament der ganzen Branche ins Wanken.

„Die Arbeitsbedingungen müssen attraktiver werden.“

„Aber nur wenn die Arbeitsbedingungen auf Baustellen attraktiver werden, lässt sich das Nachwuchsproblem lösen“, ist der Gewerkschafter überzeugt. In der laufenden Tarifrunde fordert die IG Bau deshalb ein monatliches Einkommensplus von 100 Euro für alle Azubis. Außerdem soll die lange, meist unbezahlte Fahrerei zur Baustelle entschädigt werden, um die Arbeit attraktiv zu halten – auch gegenüber anderen Branchen, in denen weit weniger gependelt wird.

„Wer sich bei der Berufswahl für den Bau entscheidet, der muss auch Familie, Freizeit und Arbeit unter einen Hut bringen können. Aber das klappt für die meisten Berufseinsteiger nur sehr selten“, so Paul. Diese Unzufriedenheit spiegele sich auch in einer hohen Abbrecherquote wider. Laut Ausbildungs- und Fachkräftereport der Sozialkassen des Baugewerbes bringt jeder dritte Azubi die Ausbildung nicht zu Ende.