Alterssicherung

Bei der Rente öffnet sich die Schere

Derzeit erfreut sich die Deutsche Rentenversicherung noch sprudelnder Einnahmen. Wie lange noch?

Bei der Rente öffnet sich die Schere

Noch sieht es gut aus bei den Renten.

Von Christoph Link

Es ist eine Momentaufnahme und sie sieht ganz freundlich aus: Die Einnahmen aus Pflichtbeiträgen aus Erwerbstätigkeit, die man aus dem Lohnabzugsverfahren erhalte, die werden in diesem Jahr „deutlich“ steigen, wie Alexander Gunkel, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Rentenversicherung am Dienstag in Würzburg bei einem Presseseminar berichtete, und das sei doch „erfreulich“. Von Januar bis Oktober liege der Anstieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum schon bei 4,8 Prozent, und dieser Zuwachs sei vor allem auf den Anstieg der Löhne und Gehälter zurück zu führen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten und somit Beitragszahler hat sich kaum nennenswert erhöht, nämlich nur um 0,1 Prozent. Treibende Kraft sind also die Bruttolohnsteigerungen, die laut Prognosen der Bundesregierung in diesem Jahr um 3,6 Prozent in die Höhe geschossen sein werden, nächstes Jahr soll das Plus nochmals 3,3 Prozent betragen. Der Rentenkasse werden dadurch laut aktueller Schätzung im laufenden Jahr 321 Milliarden Euro in die Kasse spülen, erwartet wird fürs ganze Jahr ein „gutes Plus“, so Gunkel, von 5,2 Prozent.

Auch die Ausgaben gehen nach oben

Aber auch auf der Ausgabenseite geht es nach oben, die „vergleichsweise hohen Rentenanpassungen“ der Jahre 2024 und 2025 seien dafür mitverantwortlich. Aber dass die Ausgaben um 5,5 Prozent steigen werden und um vier Milliarden Euro über den Einnahmen liegen werden, das steckt die Rentenkasse locker weg, liegen doch 41,5 Milliarden Euro in der sogenannten Nachhaltigkeitsrücklage. Ein dickes Polster, es reicht um 1,39 Monatsausgaben der DRV damit zu begleichen. Die Beiträge sind der größte Einnahmeposten der DRV, sie bringen der Rentenkasse rund ein Viertel aller Einnahmen. Mit großem Abstand, an zweiter Stelle, folgen die Zuschüsse des Bundes. Und dass die in der Zukunft auch weiter fließen werden, darauf legt die DRV großen Wert.

Das große Fragezeichen betrifft die Zukunft. Schon mal eingepreist ist, dass die Renten 2026 um 3,73 Prozent steigen werden, für 1000 Euro Rente gibt es also 37 Euro mehr. Vorausgesetzt, dass das Rentenpaket mit den beschlossenen Haltelinien von 48 Prozent beim Rentenniveau auch durch den Bundestag geht. Aber auch die 3,73 Prozent seien nur eine Schätzung der ungefähren Größenordnung, so Alexander Gunkel, erst wenn im Frühjahr alle Daten vorlägen wisse man es genau.

Schaut man sich die Entwicklung der Beitragssätze bis 2040 sowie die des Rentenniveaus an, dann sieht man nach Prognosen der DRV eine sich leicht öffnende Schere. Mit den Beiträgen geht es bis 2040 hinauf bis auf 21,2 Prozent, mit dem Rentenniveau aber leicht hinunter auf 46,3 Prozent. Sollte der Bundestag nicht die Haltelinien beschließen, ginge es sogar auf 45,5 Prozent hinab. Die Haltelinie ab 2032 sind aber drin im Rentenpaket und das wird nach Angaben von Alexander Gunkel bis 2040 zu Mehrausgaben in Höhe von 111 Milliarden Euro führen. Wie viele zusätzliche Kosten tatsächlich entstehen werden, hänge vor allem von der Entwicklung des Arbeitsmarktes ab.

Erwartungen an die Rentenkommission

Dem DRV-Chef ist dabei nur eins sehr wichtig: „Die Mehrausgaben für die Haltelinie sowie die Mehrausgaben für die Mütterrente III sollen dauerhaft vom Bund aus Steuermitteln erstattet werden.“ So sieht es das Rentenpaket vor, dass übrigens auch regelt, dass die Bundesregierung 2029 einen Bericht über die Entwicklung des Beitragssatzes vorlegt. Während der Bund die rentenpolitischen Leitlinien beschließt, setzt die DRV es um. Mit der Mütterrente III- gewünscht von der CSU - sollen auch Kindererziehungszeiten für vor 1992 geborene Kinder auf bis zu 36 Monate verlängert werden beziehungsweise bei Bestandsrenten mit einem Zuschlag von 0,5 Prozent persönlichen Entgeltpunkten belohnt werden. Die Kosten dafür werden sich auf jährlich fünf Milliarden Euro belaufen, berichtete das DRV-Vorstandsmitglied Anja Piel. Die individuelle Wirkung aber für die Mütter betrage etwa bis zu 20 Euro pro Kind monatlich. Der Teufel aber steckt im Detail, aus programmierungstechnischen Gründen wird die DRV die Mütterrente III erst ab 2028 umgesetzt werden können. „Aber es wird eine Zahlung rückwirkend für das Jahr 2027 erfolgen.“ Anja Piel setzte im übrigen hohe Erwartungen in die Rentenkommission, die 2026 Vorschläge für eine langfristige Stabilisierung der gesetzlichen Rentenversicherung vorstellen soll. Bis jetzt stehe aber noch nicht einmal fest, wer in das Gremium berufen werde: „Wir stehen gerne zur Verfügung“, sagte Anja Piel.