Bei Kindern entfaltet das Amt Zauberkraft

Schwäbische Waldfee Leonie Treml aus Murrhardt möchte Lust auf Begegnung machen und für den Schutz der Natur sensibilisieren

Wenn Leonie Treml ein langes Wochenende mit Auftritten und repräsentativen Aufgaben hinter sich gebracht hat, kann es schon mal sein, dass sie ihre Backenmuskulatur vom vielen Lächeln spürt. Die junge Murrhardterin nimmt ihr Ehrenamt mit allem, was dazugehört, und genießt es. Denn es bedeutet neben den Einsätzen auch, Neues zu sehen und sich von der Zauberkraft des Amtes begeistern zu lassen.

Bei Kindern entfaltet das Amt Zauberkraft

Leonie Treml (links) mit ihrer Vorgängerin Mariel Knödler (rechts) bei der Inthronisierung im Mai. Die 24-jährige Schwäbische Waldfee knüpft gerne Kontakte und freut sich, den Menschen auch die Natur der Region nahezubringen. Foto: A. Becher

Von Christine Schick

MURRHARDT. Leonie Treml fällt das Lächeln und Lachen nicht schwer. Wenn sie neues Terrain betritt, geht die 24-Jährige charmant und mit entwaffnender Offenheit an die Dinge heran. Es sei daran erinnert, dass sie bei ihrer Bewerbung als Schwäbische Waldfee im Frühjahr gestand, auf einer Vorbereitungstour durch den Schwäbischen Wald den Mammutbaum bei Oberbrüden, wohl einer der größten in Deutschland, einfach nicht gefunden zu haben. „Wir dachten, der muss ja auch über die anderen herausragen, und wir könnten ihn so gut ausmachen, aber scheinbar war er doch nicht groß genug“, sagt sie mit einem Grinsen. Das Finden des Riesen bleibt ein Projekt, das auf ihrer To-do-Liste steht. Der Entschluss zur Bewerbung war vor rund anderthalb Jahren gereift. „Ich dachte, warum eigentlich nicht? Ich probier’s einfach mal“, sagt sie.

Als sie ihren Eltern und ihrem Freund von ihren Plänen erzählte, waren die ziemlich baff. „Ich glaub, sie haben kurz gedacht, ich veräpple sie.“ Als klar war, dass sie es ernst meint, trat die Befürchtung auf den Plan, das Sozialpädagogikstudium könnte leiden und sie müsste womöglich noch ein Semester dranhängen. Dem ist nicht so. „Ich muss schon mehr Disziplin aufbringen, aber das funktioniert ganz gut.“ Im Grunde ist sie froh, dass das Amt in eine Zeit fällt, die sie selbst noch relativ flexibel gestalten kann. Fest steht: An den meisten Wochenenden ist Leonie Treml als Schwäbische Waldfee gefordert. Dass sie intensiv eingebunden sein und die Freizeit mager ausfallen würde, „war sogar eher meinem Freund klar“. Christian Staita unterstützt sie da aber, so Leonie Treml.

Stellt sich die Frage, was die 24-Jährige motiviert hat, als Botschafterin des Schwäbischen Waldes aktiv zu werden? Dabei stehen zwei zentrale Aspekte auf der Liste. „Ich wollte den Menschen gerne zeigen, wie schön es hier ist und wie vielen unterschiedlichen Menschen man begegnen kann.“ Beide Punkte sind für sie wertvoll und lassen sich teils auch verbinden. Richtig begeistert war sie beispielsweise von der Rudersberger Ölmühle und dem Biergarten dort, wo man gemütlich zusammensitzen kann. Genauso bieten die Naturparkmärkte Gelegenheit zur Begegnung. Sie genießt es, dort neue und altbekannte Gesichter zu sehen. Beim Konzert von Andrea Berg in Aspach waren das dann schon ein Tick mehr Besucher, wobei auch all ihre Vorgängerinnen mit von der Partie waren. Sie hatten den Vorteil, dass sie sich über ihr grünes Feenkleid gut ausmachen konnten. „Es war schön, sich zu den Erlebnissen auszutauschen, und ich hab auch einige Tipps bekommen“, erzählt Leonie Treml. Dazu gehörten Überlegungen zu strategischen Fragen – nach der Anrede „du“ oder „Sie“ bei Besuchern –, aber auch ganz handfeste Dinge, zum Beispiel wie denn ein Feenkleid zu waschen ist.

Völlig unterschätzt hat die 24-Jährige ihre Rolle gegenüber Kindern, möglicherweise, weil sie als Mädchen eher zum Indianerinnenkostüm gegriffen hat. Sie ist selbst verzaubert von diesen Begegnungen. „Eine kleine Madame kam nach der Inthronisierung auf mich zu und hat gesagt, es ist schön, dass du mich besuchen kommst. Da hab ich die Tragweite meines Amts erst mal richtig erfasst“, sagt sie mit einem Lächeln. „Für Erwachsene ist man die Dame im grünen Kleid, aber für Kinder hat man noch mal eine andere Wichtigkeit.“ Insofern vergisst sie den Feenstaub nicht, wenn sie zu den Events unterwegs ist. Sind die Wünsche der Kinder gar zu gezielt und strategisch ausgerichtet, improvisiert sie auch schon mal. Als ein Junge sie fragte, ob sie seine Pfeile beim Bogenschießen nicht ins Ziel schicken könne, erklärte sie, dass ihre Wunschkraft nur für die Natur zur Verfügung stehe, sie ihn aber gerne anfeuere.

Blick für die landschaftliche Schönheit genauso wie über den Tellerrand hinaus

Das spiegelt auch ganz gut ihre eigenen Hoffnungen und Träume wider. Nach ihren Wünschen gefragt, sagt sie: „Dass in der Gesellschaft und Politik alle an einem Strang ziehen, um die Umwelt zu retten und zu schonen, und dass sich die Menschen offen begegnen, ohne gleich zu urteilen.“

Dies öffnet den Blick für andere Länder, letztlich die ganze Welt. Trotzdem für den Schwäbischen Wald zu werben, ist da kein Widerspruch. Zum einen ist Leonie Treml von der Schönheit und Vielfalt der Landschaft überzeugt, zum anderen hängt der Einsatz für die Natur nicht an der Herkunft eines Menschen, sagt sie. Sie selbst hat Freunde, die aus dem Iran kommen und denen das auch wichtig sei. Die Idee dahinter: Jeder, egal wo er vielleicht früher einmal gelebt hat, kann sich um das Fleckchen Erde bemühen und es pflegen, auf dem er zurzeit zu Hause ist, ohne die Gesamtzusammenhänge zu vergessen. So werden Natur und Bewahrung der Schöpfung ein Stück weit Orientierungspunkt, genauso wie besagte Vielfalt durch die verschiedenen Menschen, die im Schwäbischen Wald leben. Der weite Blick und die Lust zum Anknüpfen am andern kommen bei Leonie Treml nicht von ungefähr. Nach ihrem Abitur an der Anna-Haag-Schule mit sozialpädagogischem Schwerpunkt in Backnang hat sie im Rahmen des Programms „Work&Travel“ ein halbes Jahr Australien erkundet und studiert nun seit fünf Semestern Sozialpädagogik in Esslingen. In der Walterichstadt ist sie weiterhin engagiert – beispielsweise beim Verein „Vielfalt tut gut“ oder beim Murrhardter Sommerpalast, bei denen es im weitesten Sinne um Integration, Toleranz, Vielfalt und ein gutes Miteinander geht.

Leonie Treml freut sich, dass sie als Schwäbische Waldfee nun auch die Möglichkeit hat, die Region noch einmal kreisübergreifend und tiefergehend kennenzulernen. Über die Veranstaltungen bekommt sie Aktivitäten in den Gemeinden mit, von denen sie nicht unbedingt erfahren hätte, und kann dies weitertragen. Als Fee muss sie dabei auch die entsprechende Medienarbeit leisten. „Ich poste, was ich mache, wenn ich am Wochenende unterwegs bin, und während oder nach den Veranstaltungen.“ Spannend ist es für sie, auch Neues auszuprobieren – wie beim Kinderschminken, bei einer Talkrunde, Schatzsuche oder einem Balanceakt auf der Slackline im Feenkleid mit von der Partie zu sein.

Und selbst, wenn erst mal keine konkrete Aufgabe lockt und sie einfach als Fee präsent sein muss, fühlt sie sich nicht mehr so schwebend wie ganz zu Anfang. „Das grüne Kleid ist wie ein Signal, die Leute wissen Bescheid und man kommt schnell ins Gespräch.“