„Bei uns wäre viel passiert“

Die Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen der Partnerschaft zwischen Chelmsford und Backnang sind erst einmal auf Eis gelegt

„Bei uns wäre viel passiert“

In Chelmsford in der Grafschaft Essex herrscht eine Kontaktsperre. Foto: Adobe Stock/C. Schmidt

Von Ingrid Knack

CHELMSFORD. „Im April gibt es in Chelmsford Feierlichkeiten zum 30-Jahr-Jubiläum der Partnerschaft zwischen Chelmsford und Backnang. Eine Gruppe Stadträte aus Backnang wird zu diesem Fest hinfahren, und wir als Verein werden auch dabei sein“, steht auf der Homepage des Partnerschaftsvereins Backnang/Chelmsford, ist aber bereits Makulatur. Dies ist nicht der einzige Plan, der nach den Worten des Vorsitzenden David Whitehead auf Eis gelegt werden musste. „Bei uns wäre viel passiert“, erklärt er. Zum Beispiel sind die Chelmsforder und der Partnerschaftsverein bei der Bürgerbänke-Aktion der Bürgerstiftung Backnang mit im Boot. „Eine Partnerschaftsbank sollte auf dem Chelmsford-Platz aufgestellt werden“, gibt Bürgerstiftungs-Vorsitzender Ulrich Schielke Auskunft. Dort, wo schon eine englische Telefonzelle steht. Chelmsforder Bürger und Institutionen sowie der Partnerschaftsverein haben das Sponsoring zugesagt. Eine Übergabe der Bank, die wegen der unsicheren Zeiten aber noch nicht bestellt wurde, wäre ein Programmpunkt beim Straßenfest Ende Juni gewesen. Im Beisein des Chelmsforder Bürgermeisters. Derzeit ist dies Bob Massey. Seine Amtszeit geht bis Mai. Da die Partnerschaftsurkunden im April 1990 in Chelmsford und im April 1991 in Backnang unterzeichnet worden waren, findet Schielke, dass die Partnerschaftsbank gut in der Zeitspanne bis April 2021 aufgestellt werden könnte.

Auch der Austausch mit Schülern des Max-Born-Gymnasiums in diesem Frühjahr ist hinfällig. „Es ist, als würde einem der Teppich unter den Füßen weggezogen und man fällt“, beschreibt Whitehead sein Empfinden angesichts der mit viel Zeitaufwand und Herzblut vorbereiteten Aktivitäten, die nun wegen Corona nicht so wie gedacht realisiert werden können.

Der britisch-deutsche Übersetzter David Whitehead ist seit 1997 in Backnang. In jenem Jahr war er als Fremdsprachenassistent nach Backnang ans Max-Born-Gymnasium gekommen. In Backnangs englischer Partnerstadt Chelmsford, die knapp 50 Kilometer von London entfernt liegt, ist er aufgewachsen. Nach dem Sieg der Brexiteers hatte er die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt.

Die derzeitige Situation in Chelmsford ist ähnlich wie bei uns. Es herrscht eine Kontaktsperre. Chelmsford sei aber nicht ein Corona-Hotspot, so Whitehead. „London ist eher der Brennpunkt, nicht Chelmsford.“ In der Grafschaft Essex, in der Chelmsford liegt, sei die Tendenz der Fallzahlen aber wie fast überall steigend. Die Krankenhäuser kämen aber noch gut mit der Versorgung der Patienten klar.

David Whitehead spricht auch das Engagement von Max-Born-Schülern in Kooperation mit dem Chelmsford Community Radio 104.4 FM an. Angefangen hatte alles damit, dass die Gymnasiasten in einer Projektwoche im Jahr 2018 zusammen mit den Chelmsfordern eine eigene Radiosendung auf Englisch produzierten. Dabei kooperierte die Schule auch mit dem Partnerschaftsverein Backnang/ Chelmsford. Ab 2015 hatte Whitehead eine Zeit lang regelmäßig Berichte aus Backnang gesendet. Corona hat auch den Sender in Schieflage gebracht, die dort ehrenamtlich Engagierten wissen nicht, wie sie weiterproduzieren sollen. Nun wurde eine Crowdfunding-Aktion gestartet, um den Sender zu retten.