Beim Friseur die Frau fürs Leben getroffen

Das Ehepaar Rosa und Ludwig Grotz aus Burgstetten feiert am heutigen Donnerstag diamantenes Ehejubiläum.

Beim Friseur die Frau fürs Leben getroffen

Rosa und Ludwig Grotz aus Burgstetten sind seit 60 Jahren ein Ehepaar. Foto: J. Fiedler

Von Hans-Christoph Werner

BURGSTETTEN. Nicht weit voneinander entfernt sind sie aufgewachsen. Ludwig Grotz auf dem Straßkirchener Landwirtschaftsgut (bei Straubing in Niederbayern), das sein Vater als Inspektor mitverwaltete. Keine fünf Kilometer davon entfernt liegt Schambach. Das ist der Heimatort von Rosa Grotz, die damals noch Hilmer hieß. Ludwig Grotz, Jahrgang 1937, erlernte 1952 bis 1955 den Beruf des Maurers, während Rosa Hilmer, Jahrgang 1941, eine Ausbildung als Friseuse machte. Da geschah es, dass Ludwig Grotz durch einen Reparaturauftrag just in das Haus kam, in dem Rosa Hilmer sich um die passende Haartracht ihrer Kunden kümmerte. Das war 1958. Beide waren allerdings schon mit weiter reichenden Plänen beschäftigt.

Ludwig Grotz hatte erfahren, dass die Bundesbahn in Stuttgart Arbeiter für die Instandhaltung ihrer Immobilien suchte. Diese Chance wollte er sich nicht entgehen lassen. Rosa Hilmer konnte eine Freundin dafür gewinnen, ebenfalls ihr Glück im Württembergischen zu suchen. Während Rosa Hilmer in Stuttgart-Feuerbach wohnte, fand Ludwig Grotz in Stuttgart-Zuffenhausen ein Zimmer. Und was ist einer Beziehung förderlicher, als dass der Mann sich als Kavalier erweist? Ludwig Grotz brachte den beiden jungen Damen Ofenholz nach Feuerbach.

Als die Heiratspläne konkreter wurden, konnten sich Braut und Bräutigam allerdings eine Hochzeit im Schwabenland nicht vorstellen. Vor den Traualtar traten Rosa und Ludwig Grotz in der Heimat Straßkirchen. Und gefeiert wurde im Haus der Eltern des Ehemannes. Zwei Zimmer für 40 Gäste mussten ausreichen. Von 1960 bis 1970 wohnte Ehepaar Grotz im Norden Stuttgarts. Im Jahr 1961 kam Sohn Thomas, ein Jahr darauf Tochter Andrea auf die Welt. Eine böse Nachricht ereilte die Familie im Januar 1964. Durch den Glatteisunfall eines Lastwagens waren die Eltern von Ludwig Grotz ums Leben gekommen. Sie waren mit ihrem Enkel spazieren gewesen. Wie durch ein Wunder überlebte der dreijährige Thomas den Unfall. Weil die Stuttgarter Wohnung zu klein wurde, sah sich Familie Grotz in der weiteren Umgebung nach einer größeren Wohnstatt um. Über das Stuttgarter Wochenblatt erfuhr Ludwig Grotz von einem Bauplatz in Burgstall. Zwei Bedingungen knüpfte er an den künftigen Wohnort. Ein Bahnhof musste vorhanden sein. Das war in Burgstall gegeben. Bei einem Besichtigungstermin maß Ludwig Grotz die Schritte vom Bahnhof bis in die Finkenstraße. Auch das passte. Größtenteils in Eigenarbeit wurde das Haus erstellt. Schon gleich ergaben sich Kontakte mit Nachbarn. Und so half der eine dem anderen.

Das Einleben in Burgstall gelang ohne Probleme. Da Ludwig Grotz das Arbeiten in der Landwirtschaft von Jugend an gewöhnt und der Garten rund ums Haus ihm ein Herzensanliegen war, engagierte er sich im Verein der Gartenfreunde. 20 Jahre lang war er Vorsitzender, organisierte viele Ausflüge. Und Rosa Grotz lernte auch ihre Burgstaller schnell kennen. 30 Jahre lang arbeitete sie im Lebensmittelgeschäft von Paul Hoffmann.

Nach dem Geheimnis einer langen Ehe befragt, nennt Ludwig Grotz wechselseitiges Vertrauen. „Immer mal nachgeben muss man auch irgendwie“, fügt er hinzu. Und Zufriedenheit ist wichtig. „Dann ist schon viel geschafft“, sagt Rosa Grotz. „Man muss nicht alles haben.“

Feiern wird Ehepaar Grotz den besonderen Tag im kleinen Kreis. Enkel Maximilian (21) wird dabei sein. Auch eine Fahrt in die alte Heimat hat sich Ehepaar Grotz vorgenommen. Vielleicht auch noch einen Abstecher nach Bad Füssing am Inn. Denn dort kurt Ehepaar Grotz gerne.