Beim Rektor offene Türen eingerannt

Bürgerpreis-Kandidaten: Seit fast 20 Jahren gibt’s die Kooperation zwischen dem Skiclub Aspach und der Conrad-Weiser-Schule. Auf der jährlichen Dreitagesausfahrt kümmern sich etwa 10 geprüfte Ski- und Snowboardlehrer des Vereins um bis zu 40 Kinder.

Beim Rektor offene Türen eingerannt

Hatten Ende Januar viel Spaß beim Training am Söllereck: Die Kinder der Conrad-Weiser-Schule und die Skilehrer vom Skiclub Aspach. Foto: privat

Von Steffen Grün

ASPACH. Der Ehrenvorsitzende des Skiclubs kann sich noch gut daran erinnern, wie die Kooperation mit der Grund- und Hauptschule, die seit inzwischen beinahe fünf Jahren eine Gemeinschaftschule ist, zustande kam. „Ich habe das Projekt dem damaligen Rektor Wolfgang Freier vorgestellt“, blickt Werner Breisch zurück und erfreut sich noch heute an dessen Reaktion: „Er war sofort Feuer und Flamme.“

Alles habe mit einem Wintersporttag begonnen, erzählt der altgediente und verdiente Funktionär. Einmal im Jahr ging es morgens ins Allgäu und abends wieder zurück. Von Anfang an sei es kein Problem gewesen, alle 50 Plätze im Bus zu belegen. „Wir wollten den Schülern den Wintersport näherbringen“, schildert Breisch das Motiv des Vereins, das in Zeiten des schon damals spürbaren und sich seitdem immer stärker zeigenden Klimawandels natürlich nicht völlig uneigennützig war. Anders als früher, als es auch in der hiesigen Region noch öfter schneereiche Jahre gab, müssen Kinder inzwischen schon in die Alpen verfrachtet werden, um sie an den Pistenspaß heranzuführen. „Ich bin noch Slalom um die Bäume daheim in Altersberg gefahren, das können sie heutzutage so gut wie vergessen“, bringt es Breisch auf den Punkt.

Ein Trip in die Alpen ist daher beinahe zwingend, um aus Flachlandtirolern doch noch begeisterte Ski- oder Snowboardfahrer machen zu können. Als sich die Kooperation zwischen Schule und Verein bereits ein paar Jahre bewährt hatte, kam der damalige Schulleiter Wolfgang Freier mit der Frage auf Werner Breisch zu, ob auch eine dreitägige Ausfahrt möglich wäre. „An uns soll es nicht liegen“, antwortete der Skiclubvertreter vor etwa 15 Jahren. „Das kriegen wir gebacken.“ Gesagt, getan: Der Tross ist seitdem immer über 60 Stunden unterwegs, zuletzt Ende Januar und damit noch vor dem Ausbruch der Coronakrise von Mittwochmorgen bis Freitagabend.

War anfangs noch Faschina im österreichischen Vorarlberg das Ziel der Reise, so hat sich inzwischen längst Oberstdorf und dort das Berghaus Schönblick als idealer Anlaufpunkt etabliert. „Wir haben es immer geschafft, mit der Betreiberin einen guten Preis auszuhandeln“, betont Werner Breisch. Das ist ein wichtiger Punkt, denn die Kosten sollen im Rahmen bleiben, damit möglichst viele Zweit- bis Zehntklässler unabhängig von den Einkommensverhältnissen ihrer Eltern teilnehmen können. „Wir als Verein geben mittlerweile einen Zuschuss von 20 Euro pro Kind, den Rest müssen die Eltern drauflegen“, rechnet der Ehrenvorsitzende vor und beziffert die Gesamtkosten auf ungefähr 190 Euro.

Ein Ski- und Snowboardlehrer betreut drei bis fünf Kinder.

Dafür gibt’s aber die Rundumbetreuung für Anfänger und Fortgeschrittene, die in Gruppen eingeteilt werden. Etwa 40 Teilnehmer sind das Maximum, „mehr können wir nicht bewältigen“. Sollen die Mädchen und Jungen doch mehr als nur das kleine Einmaleins des Ski- und Snowboardfahrens erlernen, und dazu trägt das Training in Kleingruppen bei. „Wir haben stets etwa zehn geprüfte Ski- und Snowboardlehrer des Vereins dabei“, sagt Breisch. Jeder kümmert sich um drei bis fünf Schützlinge – unterstützt werden die Fachkräfte, die nur die Auslagen erstattet bekommen und Urlaubstage opfern, von zwei begleitenden Schullehrern sowie einigen Elternteilen, die auch immer zur Reisegruppe zählen.

Breisch betont, dass es beim Projekt um mehr als nur den Sport an sich geht. Das Sozialverhalten werde gefördert, die Gemeinschaft gestärkt: „Die Größeren helfen den Kleineren, ob beim Anziehen der Skistiefel oder bei was auch immer.“ Mit sogenannten Problemkindern habe es tatsächlich noch nie Probleme gegeben, berichtet der erfahrene Ausfahrtorganisator und ergänzt lachend: „Ich kann auch eine etwas andere und klarere Ansprache als die Lehrer wählen.“ Unter dem Strich würden beide Seiten von der Kooperation profitieren. Für die Schule sei sie ein gewisses Alleinstellungsmerkmal und trage zu einem positiven Image bei, und auch für den Verein biete sie Chancen in vielerlei Hinsicht: „Wir wollen für unsere Sportarten werben und dafür sorgen, dass die Kinder ihren Spaß daran haben. Aber natürlich wollen wir auch neue Mitglieder gewinnen.“

Dass die Kooperation tatsächlich gelebt wird, zeigte noch einmal in aller Deutlichkeit eine neue, zusätzliche Aktion im vergangenen Sommer: Breisch, die aktuelle Rektorin Heidi Ahlers und ein Lehrer begleiteten sechs Schüler auf ihrer Wanderung über die Alpen. Wer hätte das wohl zu Beginn vor fast 20 Jahren gedacht.

In einer Serie stellt unsere Zeitung die Kandidaten aus unserem Verbreitungsgebiet vor, die beim Bürgerpreis Rems-Murr für den Leserpreis der Backnanger Kreiszeitung und der Murrhardter Zeitung nominiert sind.

Beim Rektor offene Türen eingerannt