Beim Tanzen haben sie einander gefunden

Ehepaar Kemmler aus Erbstetten feiert diamantene Hochzeit – Die Jubilare haben sich stets sportlich betätigt

Beim Tanzen haben sie einander gefunden

Feiern im Kreis der Familie ihr Hochzeitsjubiläum: Heidelore und Fritz Kemmler. Foto: A. Becher

Von Hans-Christoph Werner

BURGSTETTEN. Es muss im Jahr 1956 gewesen sein, dass Fritz Kemmler in seinem Heimatort Erbstetten einen Tanzkurs machte. Gleiches tat zur selben Zeit Heidelore Wurst aus Neuschöntal in Backnang. Weil man das Erlernte auch ausgiebig praktizieren wollte, begaben sich am Wochenende viele Tanzinteressierte in die „Sonne“ nach Kleinaspach. Das war das damals unter jungen Leuten angesagte Tanzlokal. Hat Fritz Kemmler Heidelore Wurst zum Tanz aufgefordert? Etwas unromantisch sagt er, es habe sich halt so ergeben.

Mit der Zeit wurde die Beziehung der beiden jungen Leute immer enger. Die Verlobung übergehend wurde am 5. September 1959 in Backnang standesamtlich wie auch kirchlich geheiratet. Es sei damals für ein junges Paar sehr schwer gewesen, eine Wohnung zu finden. Die Schwester von Heidelore Kemmler in Leutenbach hatte damals noch Platz in ihrem Haus, und so wohnte das junge Paar zunächst dort.

Fritz Kemmler hatte bei der Firma Kaelble eine Lehre als Maschinenschlosser gemacht, wechselte aber vor der Hochzeit zur Firma Bosch in Stuttgart-Feuerbach. Heidelore Kemmler wiederum hatte den Beruf der Kontoristin erlernt. Sie fand eine Stellung in der Spinnerei Adolff. Dort konnte sie ihre Arbeit nach der Einschulung des gemeinsamen Sohnes Rainer auch wieder aufnehmen. Die Firma Adolff tat viel für ihre Mitarbeiter. Kinder von Firmenangehörigen wurden in einem firmeneigenen Kinderhort betreut.

Die Wohnsituation der Kemmlers änderte sich dann 1964, als man das von dem Paar noch heute bewohnte Häuschen in der Alten Backnanger Straße in Erbstetten bezogen hatte. Stolz erzählt Fritz Kemmler, dass er eigens Urlaub genommen und dann das Haus zusammen mit einem Kameraden in Eigenleistung erbaut habe. In einer Woche hätten sie ein komplettes Stockwerk hochgezogen. Wer heute an dem Häuschen vorbeikommt, staunt darüber, wie akkurat und schön alles angelegt ist. Auch hier hat der Jubilar in den vergangenen Jahren nochmals tüchtig Hand angelegt und die Anlage verändert. Neben vielen Blumen, für die die Eheleute beim Blumenschmuckwettbewerb mehrmals Preise gewannen, auch ein kleiner Nutzgarten. Und weil des Gartens nicht genug war, haben die Kemmlers im Jahr 1990 noch ein Gartengrundstück in Aspach gekauft. Ob nun Mirabelle oder Quitte, Nuss oder Apfel, alles stünde als Selbstgeerntetes zur Verfügung.

Eifrig haben sich die Kemmlers sportlich betätigt. Die Sommerurlaube wurden wandernd in den Bergen verbracht. Sogar den Mindelheimer Klettersteig, so sagt Fritz Kemmler hinter vorgehaltener Hand, habe man ohne das heute übliche Klettersteig-Set gemacht. Und im Winter wurde eifrig Ski gefahren. Eine besondere Freude war es für Fritz Kemmler, als ihn sein Sohn Rainer 2015 zum Helikopter-Skifahren nach Kanada mitnahm. Der damals 78-Jährige konnte bei den 21 Flügen (innerhalb von sieben Tagen) auf die Berge und den anschließenden Abfahrten gut mithalten.

Gemeinsam hat sich das Paar viele Gegenden dieser Erde angesehen. Von den Meeresstränden – ob Kuba, Südafrika oder Kreta –, die sie gemeinsam besucht haben, hat Fritz Kemmler jeweils ein kleines Fläschchen mit Sand mitgebracht. Stolz zeigt er im Hobbyraum seine Sammlung. Als im Jahr 2002 –Fritz Kemmler war bereits Pensionär – die Flurbereinigung in Burgstetten anstand und er von Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz gefragt wurde, hat er gern als Messgehilfe mitgeholfen.

Nach dem Geheimnis ihrer langen Ehe befragt sagt Fritz Kemmler, dass sie als Ehepaar einfach keine Zeit zum Streiten gehabt hätten. Das Leben sei „Schaffen und Sparen“ gewesen.

Ihren besonderen Hochzeitstag werden die Kemmlers am Wochenende im Kreis der Familie feiern. Der Sohn Rainer, die Schwiegertochter sowie die beiden Enkel Peter und Kerstin werden dabei sein.